Satellite
Show on map
  • Day 6

    Mototaxis und ein bisserl mehr...

    December 29, 2023 in Peru ⋅ ☁️ 26 °C

    Man gebe dem Peruaner ein Mototaxi und er dreht durch. Vermutlich hat jeder männliche Einwohner hier in Pisco eines dieser Teile. Nein, vermutlich zwei. Und hupt damit an einem Tag mehr, als ein durchschnittlicher Deutscher in seinem ganzen Leben. Asia Streetlife hat ja wenigstens seinen Reiz, aber das hier ist schon hart an der Grenze des Erträglichen. Immerhin wird für das weit und breit einzige Touripärchen im Ort gebremst - wollen ja auch unsere Kohle.

    Das Frühstück fällt mager aus. Das einzige nach Lissys Auffassung brauchbare Cafe mit Siebträgermaschine greift zu südamerikanischen Öffnungszeiten und bleibt... geschlossen. Dann halt nur eine Fruchtbowl vom Straßenkiosk, aber zuviel Kohlenhydrate machen eh fett.

    Danach geht es ab nach Paracas. Wieder mal Schnellboot, wieder mal Sealions und Penguins, diesmal garniert mit ein paar Flamingos. Schnell wird klar dass hier diesmal Massenabfertigung angesagt ist, also Sonnenbrille auf die Augen, Bandana auf den Kopf und ab durch die Mitte. Am Ende ist die Tour nach zwei Stunden überraschend gut, Wildlife sticht nerviges Drumherum einfach (fast) immer.

    Weil der Hunger nervt, muss was Essbares her. Nicht so einfach in Tourivierteln mit aneinandergereihten Butzen, vor denen kleine Nervensägen mit bebilderten Speisekarten nach Opfern für ihre 3,5 Google-Sterne Kaschemmen suchen. Dann halt auch hier mitten auf die Zwölf und einen Tiefkühl-Kichererbsen Vegetarianburger reingepfiffen. Klingt scheiße, war es auch - kann ich ja gleich bei Do&Co die vegane Currywurst als Wegzerrung einpacken. Immerhin der Mango-Ananas Shake ist gut, aber auch nur weil hier frische Früchte günstiger sind, als Convenience. Wehe ich bekomme Scheißerei...

    Lissys Magnetsuche wird wider erwarten diesmal kein großes Drama, auch das Jalajala mit der Taxi-Mafia nicht. Das praktische an Südamerika ist ja, dass hier eh jeder alles macht und jeden kennt - also organisiert der Tourenguide auch das Taxi - Uber und Cabify haben zwischenzeitlich nämlich regional die Segel gestrichen. Für 20 Sol ist dann aber auch noch ein kurzer Fotostopp bei den Flamingos drin, nur Sonny und Ricardo von Miami Vice lassen sich nicht blicken. Memo an mich selbst - mal googeln ob die überhaupt noch leben!

    Am Abend wird Pizzeria 2/2 des Ortes beehrt. Hat zwar eigentlich bei unserer Ankunft geschlossen, macht aber freilich sofort auf, als der europäische Geldbeutel vor der Tür steht. Geliefert wird anschließend eine solide Pizzanote 3, nur das mit dem Vegetarisch müssen wir noch üben - die Generation Z hätte ihm Salami und Schinken wahrscheinlich um die Ohren gehauen.

    Danach darf es dann gerne mal etwas Hotelzimmerruhe sein, der brave Thomas hat nämlich Kopfschmerzen vom anderen Stern. Nix gesoffen, nix geraucht, aber wohl a bisserl zuviel Sonne. Auch deshalb (und vor allem wegen Lissys klarer Ansage 🫣) verzichte ich auf ein Durchqueren des angrenzenden Viertels mit sichtlich engagiertem Personal aus dem horizontalen Gewerbe, wobei die leichtzügigen Damen freilich nur an meinen inneren Werten interessiert gewesen wären. Latinas in Love.

    Zu nächtlicher Stunde gibt es als Goodbye an Pisco noch ein Stünderl Streetlife. Immer wieder bewundernswert, wie hier vermeintliche Käffer zum Leben erwachen.

    Ich glaube wenn mich irgendwann mal jemand fragt, was der ursprünglichste Grund für Reisen ist, dann exakt diese Momente. Wenigstens kurz und oberflächlich in das Leben fremder Menschen, Länder und Regionen eintauchen. Momente sammeln. Oder wie ein weiser alter Mann aus dem Paulaner Fantreff mal gesagt hat: der Leichenwagen hat keine Anhängekupplung.

    Genau. Lebe! Du stirbst.
    Read more