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  • Day 34

    Mein Maserati fährt 210

    January 26 in Colombia ⋅ ⛅ 23 °C

    Einfach ist es nicht. Heute Nacht hat der kolumbianische Präsident ob der Waldbrände im gesamten Land den Katastrophenfall ausgerufen. Jetzt weiß ich auch, was so Urlaube an der Ostsee oder am Gardasee für Vorzüge haben - sie stressen nicht.

    Tatsächlich sind die Waldbrände hier vor Ort jetzt wirklich ein Problem, auch und vor allem für die Planungen der nächsten Wochen. Reicht ja nicht, dass manche Gegenden per se schon ein gefährliches Pflaster sind, jetzt sind sie im wahrsten Wortsinn auch noch ein Heißes. Da qualmt nicht nur der Baum.

    Dazu gesellt sich die abartig komplizierte pico y placa - Regelung. In ca. 40 (!) kolumbianischen Städten ist das Autofahren nur zu bestimmten Zeiten erlaubt, abhängig von der letzten Ziffer des Kennzeichens. Versteht sich von selbst, dass jede Stadt hier kommunale Einzelregelungen trifft. Im Endeffekt kann man den Mietwagen aber meist nur am Wochenende und an maximal zwei zusätzlichen Wochentagen bewegen, die restlichen Tage sind gesperrt und mit drakonischen Strafen (110 US-Dollar je Verstoß + Beschlagnahmung des Fahrzeuges) belegt. Einmal Rundreise quer durch Kolumbien ohne Mathematikstudium? Unvorstellbar.

    Nun habe ich bekanntlich nicht studiert. Und mein innerer auf Gleichschaltung und Funktionalität getrimmter Monk baumelt längst am Strick. Fährst Du halt nicht nach Medellin, wenn Du Bock darauf hast, sondern drehst im Zweifelsfall noch 48 Stunden lang ein paar Extrarunden vor den Toren der Stadt, bevor sich die Pforte zum heiligen Gral endlich öffnet. Danach kommst Du dann einige Tage nicht mehr aus der Stadt heraus, es ist leicht deprimierend. Aber bei uns dreht der deutsche Michl durch, wenn er mit seinem Nobelhobel nicht ohne grüne Umweltplakette bis in die Eingangstür der Residenz in München fahren darf.

    Ablenkung verspricht der vielgepriesene botanische Garten von Bogota, der ist aber der kleine Bruder von Scheiße, also maximal nett. Zwei sinnlos verpulverte Stunden in meinem Leben und wild verschleuderte 6 Euro Eintritt pro Person. Ich sollte langsam wieder zum System Journalist zurückgreifen, aber man wird halt faul und alt. Immerhin das neue Airbnb ist hübsch, leider aber auch direkt über einem Nachtclub angesiedelt, weshalb uns kolumbianischer Discofox in den Schlaf wummert. Ich mochte diesen sinnlosen Quatsch schon in meiner Jugend nicht, daran wird sich zeitlebens nix mehr ändern.

    Vokabel des Tages:

    Fahrverbot = Circulación Prohibida
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