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  • Day 39

    Lost in Translation

    January 31 in Colombia ⋅ ☀️ 19 °C

    In der Früh ruft Ráquira. Malerische Kulisse Marke Traumstadt, ganze Straßenzüge in den kolumbianischen Landesfahnen angepinselt und bekannt für Ton und Terrakotta. Für mich ja überhaupt kein Problem, bin ich ja komplett immun - bis er mich anlächelt. 40cm, rote Mütze, blaue Latzhose, Schnurrbart, Super-Mario. Ein paar Minuten später trage ich das Mordstrum zum Auto. Beste Idee aller Zeiten. Eineinhalb Monate Kolumbien liegen noch vor uns und ich binde mir ein unhandliches und zerbrechliches Teil ans Bein. Wäre ich mein eigenes Kind, würde ich mich spätestens jetzt zur Adoption freigeben.

    Aber wenn Team Schuster schon einmal Fahrt aufnimmt, dann richtig. Auf zur Aussichtsplattform Patio de Brujas. Weg dorthin lt. Google-Rezensionen herausfordernd und schwierig, aber in mir lebt ja ein kleiner Ralleyfahrer. Im Chevrolet leider nicht. 30 Minuten später reißt uns ein Stein den Unterbodenschutz von der Karosserie. Zugegeben, blöd. Aber Murphy setzt noch einen drauf. Während Tom & Lissy ziemlich bedröppelt den beachtlichen Schaden begutachten, schlägt uns die integrierte Autoalarmanlage endgültig K.O. - das Auto verriegelt automatisch, Schlüssel drin. Wer Abenteuerurlaub bucht, der bekommt die volle Breitseite.

    Aber man wächst mit seinen Aufgaben. Einfach in Ohnmacht fallen wäre eine Lösung, aber keine Gute. Mittlerweile sind die einzigen Einheimischen im Umkreis von x-Kilometern auf zwei dumme deutsche Touris aufmerksam geworden, die ein wenig panisch um ihr Auto herumspringen. Der Erste kommt mit einer Manchete um die Ecke gebogen, säbelt aber gerade die Böschungen seines Grundstückes zurecht. In Bogota wäre die Situation vermutlich eine gänzlich andere. Helfer Nummero 2 + 3 lassen auch nicht lange auf sich warten und langsam zeigt sich Licht am Ende des Tunnels. Kurzer Anruf beim Mietwagenverleih und innerhalb weniger Minuten wird das Auto per GPS-Zugriff entriegelt. Wow. Den Freudentanz aller Beteiligter hätte ich gerne als Youtube-Video. Der Unterbodenschutz ist danach mit wenigen Handgriffen abgeschraubt und fliegt erstmal in den Kofferraum. Weiter in Richtung Aussichtspunkt darf ich trotzdem nicht - suchen wir uns halt besser eine Autowerkstatt.

    Die ist nach einiger Hetzerei von A nach B auch irgendwann gefunden. Allerdings ist nix mit kompletter Reparatur, denn die Schrauben habe ich mal komplett aus der unteren Karosserie gefegt. Mal schauen wie lange das Provisorium aus Kabelbindern die nächsten Tage und Wochen durchhält - für 10.000 Pesos kaufen wir gleich mal ausreichend Ersatz. Eine Radkappe haben wir dafür auch noch verloren und ich weiß nicht einmal wann und wo.

    Okay. Betrachten wir die Schadensbilanz und den Wertverlust nach ungefähr 72 Stunden Mietwagenbesitz, dann steuern wir auf ein größeres Problem zu. Zumindest werden wir bei einem gleichbleibenden Verschleiß am Ende keinen fahrbereiten Chevrolet mehr bei ABC-Rent retournieren und ich fürchte eine Auto-Flatrate ist im Vertragspaket nicht enthalten. Dies führt ggf. dazu, dass wir die ein- oder andere fragwürdige Route modifizieren. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Aber ein wenig Oliver Kahn Charakter steckt noch unter der Haube. Weiter, immer weiter.

    Lissys leise, nun gut, eher laute Kritik muss etwas warten, einmal Schotterpiste geht noch. Das ist wie nach einem Unfall, man sollte das Trauma besiegen, bevor es sich überhaupt blicken lässt. Und siehe da, die Kabelbinder halten. Am späten Nachmittag also doch noch einen grünen Haken hinter den witzigen Erlebnispark Marrano gigante de barro und letztlich auch hinter einen Tag, der zumindest großes Erzählpotenzial mit sich bringt, gezimmert.

    Mehr davon? Nicht unbedingt. Und wenn dann bitte nur in erträglicher Dosis.

    Vokabel / Satz des Tages:

    Rendirse no es una solución =
    Aufgeben ist keine Lösung!
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