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  • Day 18

    Leopard und anderes Highlight gesichtet

    August 16, 2022 in Namibia ⋅ 🌙 17 °C

    Heute ging es bereits um 7 Uhr mit einer Privattour los (wir hatten Glück, offenbar sind wir genug für einen Guide allein) auf Leopardensuche. Davon gibt es in Namibia ca. 23'000, also seeeeehr viele. Dagegen gibt es nur noch ca. 3000 Geparde und ebenfalls nicht mehr so viele Löwen. Das hat mit der Jagd auf diese zu tun. Geparde und Löwen sind viel einfacher zu finden, da sie am Tag jagen (Löwen jagen zusätzlich auch in der Nacht). Der Leopard ist jedoch nachtaktiv und versteckt sich viel besser. Das Reservat hier hat sich deshalb dem Schutz der Geparde und der Löwen verschrieben. Sie haben ein Lernzentrum hier, wo sie die Leute sensibilisieren wollen. Insbesondere auch namibische Farmer, die einen Groll auf die Raubkatzen hegen, da diese ihr Vieh töten. Die Farmer in Namibia können hier anrufen, wenn eine Raubkatze sich auf ihrer Farm aufhält und die Mitarbeiter hier fahren dann dorthin, um die Raubkatze von der Farm wegzubringen. Einzig bei den Leoparden sagen sie, dass die Farmer mit denen leben müssen, da ein anderer Leopard den Platz einnehmen wird, sobald einer weg ist.
    Jedenfalls haben sie 22 Leoparden auf ihrem Reservat ein Halsband mit einem Tracking-Gerät angezogen, es gibt jedoch mehr als 22 Leoparde hier, wie viele weiss keiner, da sie ja Meister im Verstecken sind. Das Tracken der Leoparde dient nicht in erster Linie dazu, die Touristen zu unterhalten, sondern offenbar ist dies von wissenschaftlichem Interesse: Die Forscher können so die Verhaltensweisen der Leoparde besser verstehen lernen. Jedesmal, wenn ein Guide einen Leoparden sichtet, muss er alles akribisch aufschreiben: Welcher Leopard, Ort, Aktivität.
    Tracken können die Guides den Leopard mittels Frequenzen. Unserem Guide war heute die Leopardin "Vamos" zugeteilt. Wer jetzt meint, mittels Tracking sei das Auffinden eines Leoparden garantiert, der täuscht sich. Die Chancen bei einer solchen Fahrt einen Leoparden tatsächlich aufzuspüren, sind nur 50%, da nur der ungefähre Standort bestimmt werden kann.
    Unser Guide sichtete aber zuerst etwas sehr Entzückendes: zwei Babyvögel, die gerade mal 1-2 Wochen alt zu sein schienen und ihre ersten Gehversuche auf dem Boden machten. Die waren unfassbar winzig... Offenbar keine Vögel, die zuerst fliegen, sondern zuerst gehen lernen. Der Guide prüfte immer wieder das Signal. Je mehr Schläge er hörte, desto näher hielt sich die Leopardin bei uns auf. Nach einer 15-minütigen Fahrt teilte er uns mit, dass sie sich in unmittelbarer Nähe befinden müsse. Und dann auf einmal war sie da! Direkt neben dem Weg, versteckt im Gras. Sie sass da auf der Lauer, denn unweit von ihr befand sich ein nichts ahnendes Impala. Da der Leopard aber nicht so schnell rennen kann wie der Gepard, macht für ihn ein Angriff nur auf kurze Distanz Sinn. Diese war hier ca. 50 Meter, wohl zu weit für einen Leopard. Vamos konnte als nur warten und hoffen, dass sich das Impala in ihre Richtung bewegt. Doch Impalas sind selten allein. So zog sich dieses Impala denn auch zu seiner Familie zurück, die um die Ecke am weiden war. Jeder in so einer Impala-Familie ist verantwortlich für eine Richtung, die er kontrollieren muss, um einen anpirschenden Leoparden früh zu erkennen.
    Als sich das Impala aus der Sichtweite der Leopardin zurückzog, kam Letztere uns doch tatsächlich entgegen, ging nahe am Jeep vorbei und schlich sich von der anderen Seite an die Impala-Familie heran. So ein schöner Anblick!
    Der Guide erklärte uns hierzu, dass die Leoparden hier keinerlei Angst vor genau diesen Jeeps hätten, da sie sich an deren Aussehen und Geräusche gewöhnt hätten und sie mangels negativer Erfahrungen mit ihnen (hier wird ja nicht gejagt) nicht mit etwas Schlechtem verbänden. Wenn aber ein anderes Auto hier durchfahren würde, würde der Leopard sofort das Weite suchen. Wir fuhren dann um die Ecke zu den Impalas. Natürlich in sicherem Abstand, da man ja so eine brenzlige Situation nicht beeinflussen will. Die Impalas realisierten nicht, dass sich die Leopardin in unmittelbarer Nähe duckte. Sie bewegten sich dann aber von ihr weg. Der letzte Impala hörte dann aber offenbar etwas hinter sich und schaute mehrmals zurück, ohne aber die Raubkatze zu erspähen. Wir fuhren dann ein Stück nach vorne und sahen die Leopardin noch einmal. Dieses Mal wälzte sie sich in irgendeinem Kothaufen, um ihren Eigengeruch zu übertünchen, damit sie nicht schnell bemerkt wird. Wir beobachteten dann noch, wie sie Spuren eines Tieres verfolgte. Offenbar weiss ein Leopard, wie alt diese Spuren sind und ob es sich lohnt, ihnen zu folgen.
    Sehr eindrücklich!
    Wir sahen dann noch eine braune Hyäne (im Gegensatz zu den Tüpfelhyänen im Etosha Park) herumzotteln, die wegen ihres Pelzes viel grösser aussieht, als sie wirklich ist. Schliesslich sahen wir noch diverse andere Tiere, unter anderem den Löffelhund (frisst vor allem Termiten und muss sich wie alle Tiere hier vor dem Leoparden in Acht nehmen) und Mangusten (nicht zu verwechseln mit Langusten :)
    Nach dieser hochinteressanten Fahrt - der Guide scheint sehr erfahren und weiss sehr viele Dinge - gab's erstmal Frühstück. Danach ging es aber noch auf eine Schulungsfahrt zum Lernzentrum. Dort wurde uns gezeigt, wie sie vorgehen, wenn sie einem Leoparden das Halsband anlegen (in Käfig locken, betäuben, Halsband anziehen und danach wieder freilassen). Ausserdem gibt es dort auch einen medizinischen Bereich für verletzte Tiere. Die Mitarbeiter hier versuchen in diesem Zentrum namens Africat die Menschen zu sensibilisieren, indem sie ihnen zum Beispiel aufzeigen, dass man mit einem geschossenen Tier meistens mindestens zwei tötet, da das Tier vielleicht schwanger war oder irgendwo Junge hat, die ohne Mutter nicht überleben. Ausserdem versuchen sie die Farmer zu überzeugen, dass sie ihr Vieh mit besseren Zäunen schützen, so dass es erst gar nicht zu Konflikten kommt. Nebenan hat es ein 25 Hektar grosses Gelände für 5 Geparden. Diese leben hier zu Schulungszwecken. Die Mitarbeiter hier wollen die Leute davon überzeugen, dass die Raubkatzen schützenswerte sind und das geht wohl am Besten, wenn man sie 1:1 erleben kann. Die Aussetzung von Geparden im Reservat hat nicht funktioniert, da sie von den Leoparden getötet wurden...
    Die fünf Geparden durften wir auch noch anschauen. Sie stellten sich gemäss Guide schlafend, da wir sie langweilten. Nur essenbringende Menschen sind interessante Menschen.
    Danach war erstmal genug gesehen und gelernt und wir brauchten eine Pause.
    Um 17 Uhr waren wir dann nochmals mit dem Guide verabredet, da wir seit dem Etosha Park unbedingt das Schuppentier einmal sehen wollten. Serafin hatte keine Lust und blieb im Zimmer. Hier in Okonjima haben sie ein Schuppentier, das auch mit einem Sender ausgestattet ist. Normalerweise schläft es aber den ganzen Tag und kommt erst nachts raus. Der Guide schlug vor, dass wir gegen 17 Uhr losfahren und er sich dann mit den Pangolin (anderes Wort für das Schuppentier)-Spezialisten dieses Reserves kurzschliesst, um zu erfahren, ob der Pangolin sich aus seiner Höhle begeben hat. Und tatsächlich, kaum waren wir losgefahren, hiess es, der Pangolin habe ebenfalls gerade seine Höhle verlassen! Als hätten wir uns abgesprochen. Wir fuhren dann in unmittelbare Nähe des etwaigen Aufenthaltsortes des Pangolins. Die Pangolin-Spezialisten kamen uns dann abholen und wir folgten ihnen querfeldein bis zum Pangolin. Da war er also. Er war gerade sehr beschäftigt, mit seinen Vorderpfoten zu scharren, um an die dortigen Termiten zu gelangen. Die nascht er eben ganz gerne. Was für ein lustiges Tier! Und wie er geht! Meist nur auf den Hinterpfoten, wobei er die Vorderpfoten in der Luft zusammenhält. Höchst kurios! Wir waren sehr entzückt. Es eilte von Gebüsch zu Gebüsch, um sich die feinsten Snacks zusammenzusuchen. Wir folgten ihm überall hin, aber mit Abstand. Es ist an Menschen gewöhnt, wird es doch ab und zu zu Forschungszwecken untersucht. Als wir dann genug gesehen hatten, gingen wir zum Jeep zurück. Beim Zurückfahren kreuzte es direkt vor uns die Strasse! Noch einmal hatten wir Glück. So einen Pangolin kriegt man sehr selten zu Gesicht, in freier Wildbahn ist dies praktisch nicht möglich. Der Pangolin ist leider auch gefährdet, die Chinesen beispielsweise töten es zum Beispiel zu medizinischen Zwecken.
    Es war auf jeden Fall eine grossartige Erfahrung. Danach sahen wir noch ein Warzenschwein, wie es zur Nachtruhe rückwärts in seinen Bau kletterte. Genau das machen wir jetzt auch!
    Claudia
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