• Happy good face

    Philipp und der Flughafen in Krabi

    November 23, 2024 in Thailand ⋅ ☁️ 31 °C

    „Ich glaub, die haben mich gerade ausgerufen", sagte er noch zu mir und weg war er. Rund 30 Minuten später kam eine Frau zurück, die mit Philipp aufgerufen wurde und erzählte ihrer Freundin, sie hätte vergessen ein Feuerzeug rauszunehmen. Ok, dachte ich mir. Dann kann es ja nicht so dramatisch sein, wir warten mal ab. Eine Stunde später war er allerdings immer noch nicht zurück und der Flug war kurz vor Abflug. Bis dahin bin ich eigentlich recht entspannt gewesen, aber da alle anderen aufgerufenen Fluggäste mittlerweile wieder da waren, so jedenfalls mein Eindruck, machte ich mir langsam Sorgen, den Flug zu verpassen. Was haben sie denn bitte Dramatisches gefunden, dass Philipp nicht zurückkommt? 10 Minuten vor Abflug beschloss ich, jetzt doch mal nachzufragen. Sie wollten mich direkt boarden, nur hatte Philipp meinen Pass und meine Boardkarte und außerdem wollte ich den Knasti gerne mitnehmen. Während die Stewardess also mit ihrem Walkie-Talkie ihre Kollegen fragte, wie sie mich ins Flugzeug ohne Pass lassen, bin ich im Kopf mögliche Szenarien durchgegangen, um das Flugzeug so lange aufzuhalten, bis Philipp zurück ist oder ich weiß, dass er im Knast sitzt. Dann müsste ich eh andere Dinge in Betracht ziehen: den diplomatischen Weg über die Botschaft oder den weniger diplomatischen und ihn freisprengen oder so. Dann wurde ich auf einmal durchgewunken, ohne Passkontrolle einfach die Rolltreppe runtergeschoben, während sie mir versicherten, dass Philipp gleich dazukommt und mit mir mitfliegt. Dann sollte ich in einen Bus, wieder hieß es, dass Philipp mitkommt, aber er war nicht zu sehen. Okay, dachte ich mir, zur Not weigere ich mich, ins Flugzeug zu steigen. Auf einmal kam er dann aber doch und sprang zu mir in den Bus. Was genau passiert ist, erzählt er euch aber selbst.

    Nach zwei Durchsagen, in denen mehrere Passagiere ausgerufen wurden, habe ich mir gedacht, das klang ein klein bisschen wie mein Name… also schnell Anna ein Küsschen gegeben und zum Schalter am Gate. Da haben sie meine Bordkarte kontrolliert und bevor ich mich versah, wurde ich mit drei anderen, die genauso wenig wussten, was los war, von einem Security Guard mitgenommen. Keine Chance, Anna noch zu sagen, was los war. Naja, wusste ich ja selbst auch noch nicht. Neugierig wie immer habe ich mir auch weniger Gedanken gemacht, ob ich gleich verhaftet werde, sondern fand es sehr interessant, wie viele Wege es durch so einen Flughafen hinter den Kulissen gab: Treppe hoch, Treppe runter, durch drei Türen, kurz übers Flugfeld, dann wieder rein in den Terminal. Schließlich standen wir an einem riesigen Fließband, wo das Gepäck vorbeisauste. So langsam wurde klar, dass es wohl irgendetwas mit dem eingecheckten Gepäck zu tun hatte. Es waren noch Leute von anderen Flügen vor uns da und unter Aufsicht von mehreren Security Guards wurden die Taschen eine nach der anderen ausgepackt und auseinandergenommen. In Bangkok sind sie anscheinend etwas strenger als normal und so konnte ich beobachten, wie neben Feuerzeugen und Vapes aus der Tasche einer jungen Frau auch ihr Vibrator ausgepackt, hochgehalten und geprüft wurde, ob die Batterie zu groß ist, um diesen mitnehmen zu dürfen. Nach dieser sehr peinlichen Situation durfte sie den Vibrator endlich doch mitnehmen, welchen sie vor Scham auch blitzschnell griff und verschwinden ließ. Naja, so hatte sie ihn wenigstens griffbereit für den Flug in der Hosentasche.

    Endlich bei mir angekommen, wurden dann mein Rasierer, unsere zweite Powerbank und Annas kaputtes Handy gefunden und mir mitgegeben. Dann hieß es, jetzt aber schnell zum Flugzeug, und mir wurden die Boardkarten für Anna und mich abgenommen. In diesem Moment dachte ich: Und wie kommt Anna jetzt ohne Pass und Boardkarte zum Flieger? Den Security Guards war es aber scheinbar total egal und es wurde immer nur genickt. Keine Ahnung, wieviel sie wirklich verstanden haben, aber bevor ich mir Gedanken machen konnte, was ich mache, falls Anna noch immer am Gate sitzt, sah ich sie schon im Bus und hüpfte auf den Sitz neben ihr.

    Und so in letzter Minute wiedervereint, ging es für uns in den Flieger nach Bangkok. Dort angekommen haben wir uns einen Grab bis zum Hotel genommen. Nach dem Check-in wollten wir natürlich noch Bangkok erkunden. Bangkok ist so ziemlich die größte Stadt, die ich jemals gesehen habe, und auch Philipp meinte, er hätte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Obwohl es für mich das dritte Mal Bangkok war, war es, als ob ich noch nie hier gewesen wäre. Ich glaube, die Stadt ist so vielfältig und gigantisch, dass man zehnmal hier sein kann, ohne jemals das Gleiche gesehen zu haben. Ansonsten ist Bangkok eine Stadt der Kontraste – oder eine Stadt aus vielen kleinen Dörfern. Hier stehen Wolkenkratzer neben Wellblechhütten und wenn man von den Hauptstraßen abbiegt, ist man quasi direkt in einem kleinen Dorf mit verwinkelten Gassen und Menschen, die zum Duschen im Handtuch über die Straße laufen. Hier kann man an nahezu jeder Ecke was zum Essen kaufen oder einen Kaffee bekommen, da die Einheimischen alle kleine Stände haben.

    Unser erstes Ziel am heutigen Tag war der Lumpini Park, zu dem wir über eine sehr lange Brücke, dem „Sky Walk", spazieren konnten. Wir wollten nur noch „schnell" unsere Sachen zum Waschen abgeben, aber mit schnell war das nichts. Philipp hatte auf dem Weg zum Park eine Laundry rausgesucht, also runter vom schönen Skywalk, eine Etage nach unten und durch die kleinen Gassen. Was für ein Unterschied! Es war so, als ob man an einem anderen Ort war. In Bangkok hat man in den Seitengassen häufig eher das Gefühl, in einem Dorf unterwegs zu sein, aber hier war es eher ein verwahrlostes und verarmtes Dorf. Es roch nach Urin und Essensresten, vermischt mit dem abgestandenen Gewässer unter der Brücke – kurz, als ob wir da besser nicht runtergegangen wären. Leider war die erste Laundry nicht auffindbar und die zweite hatte am Sonntag zu. Dann war es Anna zu viel. „Philipp, jetzt lauf doch nicht einfach immer weiter vom Hotel weg, wir müssen die Wäsche auch noch wieder abholen! Und zum letzten Mal – Ich brauche was zu essen!". Kurze Anmerkung von Anna dazu: Ich hatte davor schon am Flughafen, auf dem Weg zum Hotel, im Hotel und als wir losgelaufen sind gesagt, dass ich was zum Essen brauche, und das war mittlerweile zwei Stunden her! Und der Kerl schleppt mich 40 Minuten durch die Hitze zu geschlossenen Wäschereien und wollte jetzt allen Ernstes zur nächsten Wäscherei bis zum Lumpini Park laufen, ohne zu checken, ob die offen ist und zu bedenken, dass wir da am nächsten Tag nicht nochmal vorbeikommen würden 😅 Da wurde ich dann eben hangry. Daraufhin erkannte er endlich den Ernst der Lage und fand auf einmal in Windeseile ein kleines französisches Café, keine fünf Minuten entfernt. Nachdem mein „Lass uns bitte eine Wäscherei nehmen, die in der Nähe vom Hotel ist" auch Gehör fand, suchte Philipp direkt eine raus, die keine fünf Minuten von uns entfernt war – es hätte ja auch gleich so einfach sein können. Mit einem Kaffee und etwas Essen im Magen ging es uns beiden gleich besser. Wäsche weg und jetzt aber wirklich zum Lumpini Park.

    Der Lumpini Park war wie eine kleine Oase mitten im Trubel von Bangkok und wie es schien eine sehr beliebte Location zum Laufen. Egal ob alt, jung, schnell oder langsam, alle waren am Joggen! Und nicht nur Joggen. Während wir eben noch erst mit Lisi und Mili und dann mit Philipps Eltern unsere Geburtstagsglückwünsche überbracht hatten, hörte man auf einmal ein Mikrofon. Der erste Gedanke war, dass jetzt ein Verkäufer so richtig Vollgas gibt. Doch dann hörten wir plötzlich Musik und beobachteten, wie um uns herum alle Menschen anfingen, Sportübungen zu machen. Keine Sorge, natürlich haben wir das für euch gefilmt! Scheinbar fand das dort regelmäßig statt, denn es gab zwar einen Instructor, der alles vormachte, viele Teilnehmer schienen den Ablauf jedoch schon sehr gut zu kennen.

    Zum Abschluss des ersten Tages in Bangkok beschlossen wir, noch in einer Rooftop Bar mit schöner Aussicht essen zu gehen, und so fanden wir uns im Heightz wieder. Trotz fehlender Reservierung bekamen wir zwei Glückskinder einen Top-Tisch direkt an der Seite mit super Aussicht. Während wir genüsslich an unserem Cocktail schlürften und die grandiose Aussicht genossen, passierte das Unvermeidliche: Ein Heiratsantrag. Nein, nicht wir, also bitte. Aber Thailand scheint das Land der klischeehaften Anträge zu sein und sie verfolgten uns. An jedem schönen romantischen, aber komplett öffentlichen Ort, immer mit möglichst vielen Zuschauern und eigentlich auch immer mit Kellnern, die das Ganze filmten, knieten die Männer nieder und 200 Unbekannte verfolgten gezwungenermaßen den Antrag. Im Anschluss sitzt die Frau 20 Minuten vor ihrem Handy, um eine Story für Social Media hochzuladen. Und immer kam vorher Annas Kommentar: „Wetten, da kommt heute noch ein Antrag" – in Koh Lanta am Strand mit Herz und Fackeln drum herum (sie war sicher überrascht) oder hier in der Sky Bar mit Ballons, Herz und immer begleitet von einer Kellnerin mit Handy in der Hand. Die Damen waren jedenfalls begeistert und wir belustigt, dass es uns so verfolgte. Philipp wurde hier schon mehrfach gefragt, warum wir nicht verheiratet sind. Ein Schelm, wer Böses denkt, aber im gleichen Atemzug wird dir dann mitgeteilt, dass sie auch schöne Hochzeitsanzüge oder Ähnliches anbieten.
    Read more