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- Day 5
- Friday, August 9, 2024
- ☁️ 16 °C
- Altitude: 11 m
NorwayLitlevika62°24’19” N 5°37’17” E
Tag 5 - Auf dem Vogelfelsen

Nach vielen Tagen mit langen Fahrtstrecken lassen wir es heute ganz gemütlich angehen. Vielleicht trägt auch der anhaltende Regen dazu bei, dass wir keine Eile haben vom Melkevoll Bretun Campingplatz aufzubrechen. Wir freuen uns über die warmen Duschen, nur um beim Ablassen des Grauwassers und dem Auffüllen des Frischwassertanks erneut vom Regen klitschnass zu werden.
Nach einer Stunde Fahrt legen wir am See Hornindalsvatnet eine Rast ein. Wir finden eine idyllische kleine Bucht mit wild wachsenden Heidelbeeren und Pilzen. Wir probieren uns an einem klassischen Mittagessen, zwar ohne Pilze und doch typisch skandinavisch: Köttbullar mit Kartoffelpüree und Preiselbeeren. Es schmeckt super und wir können von der Menge definitiv ein zweites Mal essen.
Südlich der Stadt Ålesund liegt die Insel Runde. Dieses Naturschutzreservat ist bekannt als Brutplatz für viele Vogelarten. Auch die süßen Papageientaucher mit den bunten Schnäbeln sind hier heimisch. Uns begeistert die Insel schon bei der Anreise. Über eine lange, geschwungene Brücke erreichen wir Runde. Mit seinen steilen Klippen und rauen Felsen erinnert sie uns an die kargen Landschaften im hohen Norden.
Wir erfahren von den Campingplatzbesitzern, dass wir mit sehr viel Glück vielleicht noch ein oder zwei Papageientaucher sehen können. Die anderen haben bereits in den letzten Tagen die Brutplätze verlassen und sind nun auf hoher See. Doch die Insel hat weitere Vögel zu bieten z.B. Basstölpel, Tordalken oder Dreizehenmöwen. Es wird uns auch empfohlen, uns richtig warm einzupacken und erst etwas später aufzubrechen, da Papageientaucher erst ab 20 Uhr zur Insel zurückkehren.
Nach einer kurzen Rast machen wir uns um 19 Uhr an den steilen Anstieg. Zunächst geht es auf einem Feldweg an Wiesen vorbei nach oben. Wir passieren eine verwitterte Holzhütte und zwei Gatter, bevor wir uns an einer Weggabelung für den Rundweg über den Vogelfelsen entscheiden. Der Feldweg ist nun ein schmaler Trampelpfad. Bei anhaltendem Nieselregen stapfen wir über matschige Wiesen. Holzbretter und Schieferplatten weisen uns den Weg und erleichtern den Tritt. In der rauen Landschaft entdecken wir hohe Gräser, die an Schilf erinnern, und Knabenkraut, eine lilafarbene Orchideen-Art. Die schroffe Felsküste an der Ostseite der Insel sieht im Nebel atemberaubend aus. Der anfängliche Nieselregen entwickelt sich zunehmend in strömenden Dauerregen und wir denken darüber nach umzukehren. Wir vereinbaren noch einige Minuten den Weg fortzusetzen, da bald eine Abkürzung des Rundwegs kommen sollte. Zum ungemütlichen Regen kommt starker Wind dazu. Wir haben Mühe einen sicheren Stand zu finden. Aufgrund der niedrigen Pflanzen gibt es keinen Schutz entlang des stark abschüssigen Wegs. Mit großem Abstand zu den Klippen und vorn übergebeugt setzen wir einen Schritt vor den anderen. Nach einer knappen Stunde können wir weiterhin das Nordufer mit seinem Leuchtturm nicht erkennen. Auch vom Abzweig zur Abkürzung des Rundwegs fehlt jede Spur. Gerne würden wir nun umkehren, da der Rückweg auf der gleichen Strecke kürzer erscheint. Doch die rutschigen Steinplatten bergab zu gehen, erscheint keine echte Option. In der Hoffnung, dass die andere Seite der Insel weniger Neigung aufweist, gehen wir langsam voran.
Nach einiger Zeit erreichen wir endlich eine Weggablung. Die hölzernen Wegweiser sind von den Witterungsverhältnissen so stark angegriffen, dass sie nicht mehr zu entziffern sind. Wir werfen einen Blick in unsere Karte. Den ersehnten Abzweig haben wir wohl längst verpasst. Wir sind bereits ein gutes Stück weiter nördlich. Hier zweigt der Weg zum Leuchtturm ab. Immerhin haben wir jetzt eine genauere Vorstellung, wo wir uns befinden. Doch der Nebel wird immer dichter und wir sehen nur noch wenige Meter weit. Wir beeilen uns zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung zu kommen, was im Matsch gar nicht so leicht ist. Es gibt keinen klaren Weg mehr. Wir orientieren uns am herunter getrampelten Gras und den Pfützen in der Wiese. Immer wieder zwingen uns starke Windböen zum Innehalten. Der Weg führt auf einen kleinen Hügel. Von dort erkennen wir plötzlich mehrere Trampelpfade. Sind wir wirklich auf dem direkten Weg zurück? Wir versuchen uns erneut zu orientieren und entscheiden uns dafür die Wiese zu queren, um einem anderen Pfad zu folgen. Vorsichtig arbeiten wir uns durch das hohe Gras. Vereinzelt sind tiefe Löcher in der Wiese. Dann erreichen wir den gewünschten Weg und laufen bergabwärts. Auch hier ist die Erde rutschig. Mit kleinen Schritten arbeiten wir uns voran. Mit einem Mal rutscht Tobi weg und landet der Länge nach im Matsch. Auf die Seite gedreht bleibt er liegen, aus Angst um das teure Kameraequipment in seinem Rucksack. Beim vorsichtigen Ausstrecken des Beins spürt er starke Schmerzen im Fuß und Knie. Nach einigen Minuten des Schweigens überlegt Tobi laut: „Gebrochen ist es wohl nicht, sonst wäre mir übel. Ich vermute ein Bänderriss. Lass uns lieber weitergehen, bevor der Fuß anschwillt und ich ihn gar nicht mehr bewegen kann.“ Also wagen wir uns weiter an den Abstieg. Wir versuchen möglichst gerade Flächen zum Auftreten zu finden. Langsam laufen wir nebeneinander, so kann Tobi sich immer wieder an Ninas Schulter abstützen. Der Weg zieht sich zäh.
Doch dann weicht dem matschigen Pfad endlich wieder ein breiter Wanderweg mit Steinplatten und Holzbrettern. Nun kommen wir zügiger voran. Auch zwei Pfuhlschnepfen begleiten uns einige Schritte. Als uns dann zum ersten Mal wieder Touristen entgegenkommen, die sich auf den Weg zum Aussichtspunkt für die Papageientaucher machen, schöpfen wir neue Kraft. Bald ist es geschafft.
Tatsächlich erreichen wir kurz darauf die beiden Gatter und die kleine Holzhütte. Seid dem Sturz ist etwa eine Stunde vergangen. Insgesamt sind wir nun drei Stunden unterwegs. Wir sind bis auf die Unterwäsche nass und frieren zunehmend. Im Wohnmobil angekommen, packen wir Tobi schnell ins warme Bett und Nina versucht mithilfe des Verbandskasten das Sprunggelenk zu bandagieren. In der Nacht plagen Tobi starke Schmerzen, doch schließlich kann er nach etwas Ablenkung durch lustige Geschichten des Sams endlich schlafen.Read more
Traveler
Starkes Bild !