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  • Day 14

    Columbia Icefield und Wasserfälle

    September 13, 2023 in Canada ⋅ ⛅ 7 °C

    An Tag 14 war nach dem Aufstehen immer noch nicht ganz klar, welche der Touren auf das Gletschereis wir denn nun unternehmen wollten.
    Option 1: Fahrt mit einem der riesigen Schneemobile auf das Eis. Hier hatte es online ganz unterschiedliche Rezensionen gegeben - von „once in a lifetime experience“ bis hin zu „absolute Abzocke“ und „Massentourismus pur“.
    Option 2: Halbtages-Wandertour in einer Kleingruppe geführt von einem Guide. Weniger Rezensionen - aber alle durchweg positiv und kein Hinweis darauf, dass sich die Tour nicht gelohnt hätte.

    Ich habe mich dann für Option 2 entschieden - und damit eine Wandertour der entspannten Fahrt in einem Fahrzeug vorgezogen. Eigentlich kaum zu glauben 😄 Aber rückblickend auf jeden Fall die absolut richtige Entscheidung.
    Die Tour musste also last minute online noch schnell gebucht werden und dann ging es um
    11 Uhr auch direkt schon los.
    Treffpunkt war an unserem Parkplatz - hier haben wir erstmal fehlende Ausrüstung wie Spikes („Crampons“) für die Schuhe, Handschuhe und auch eine wasserdichte Jacke bekommen. Bei der Temperatur war Skiunterwäsche, Stirnband und Zwiebellook angesagt.
    Und dann ging es auch schon los - um auf das Gletschereis zu kommen war zunächst der Aufstieg über den steinigen Weg an die Gletscherzunge notwendig.
    Dann ging es über eine kleine Brücke auf das Eis - mit den Spikes an den Schuhen lief es sich hier recht angenehm.
    Unser Guide hat immer mal wieder angehalten und uns auf Merkmale in der Landschaft und verschiedene Eis- und Gesteinsschichten hingewiesen, die uns sonst überhaupt gar nicht erst aufgefallen wären. Mit Fotoaufnahmen hat er uns anschaulich gezeigt, wie sich die Gletscher verändert haben und wie die Entwicklung künftig wohl aussehen wird. Außerdem konnten wir erst durch die Aufnahmen sehen, wie viel - oder besser wie wenig - wir eigentlich von Gletschereis sehen konnten.
    Das Icefield selbst, welches an der Grenze von British Columbia und Alberta verläuft und dessen Eis bis zu 365 Meter dick ist, ist vom Parkway überhaupt nicht einsehbar. Lediglich einige der Gletscher, unter anderem der Athabasca-Gletscher, sind von unten zu sehen. Spannend: Das Schmelzwasser des Icefields versorgt viele der kanadischen Flusssysteme und fließt von dort weiter in drei unterschiedliche Ozeane - den Pazifik, den Atlantik und den arktischen Ozean.
    Zu Fuß waren wir also auf einem vergleichsweise ganz kleinen Teil - der Gletscherzunge des Athabasca-Gletschers - unterwegs.
    Auf einem Großteil der Tour war aufgrund der vielen Löcher und Gletscherspalten Gänsemarsch angesagt. Einige davon konnten wir - jeweils einzeln und durch den Guide gesichert - auch aus der Nähe betrachten.
    Und sogar an Messinstrumenten, die die Bewegung der unterschiedlichen Eisschichten festhalten und erforschen sollen, sind wir vorbeigekommen. Hierzu konnten wir von unserem Guide auch einige Informationen über aktuell laufende Untersuchungen am Columbia Icefield erfahren.
    Nachdem der Wind dann richtig eisig geworden ist und es zu regnen begonnen hat, stand auch schon der Rückweg an.
    Ich habe jedenfalls (gefühlt) in den drei bis vier Stunden mehr über Gletscher, verschiedene Arten von Moränen, Gesteinsarten, Erdzeitalter und das Mikroklima eines Gletschers gelernt, als ich vom gesamten Erdkundeunterricht meiner Schullaufbahn überhaupt behalten habe. Vielleicht habe ich aber auch nur extrem gut aufgepasst - denn für Daniel durfte ich im Anschluss alles nochmal übersetzen 😊

    Da wir noch einige Wasserfälle entlang der Icefields Parkway Strecke sehen wollten, ging es dann nach einer kurzen Pause mit dem Wohnmobil nochmal zu Kilometer 113 zurück und dort zu einem versteckten Wasserfall - dem 66 Meter hohen Panthers Fall. Den Wasserfall hätten wir wirklich fast nicht gefunden. Ohne den Reiseführer hätte es auch keinerlei Hinweise - lediglich ein verstecktes, kleines Minischild - darauf gegeben. Die Strecke zum Wasserfall war wieder sehr abenteuerlich, steinig, steil, mit quer liegenden Bäumen gesäumt und nass von der Gischt. Der Abstieg hat sich für die sehr gute Sicht auf die Panther Falls definitiv gelohnt.
    Wieder oben angekommen waren wir so begeistert, dass wir mehrere andere Camper, die gerade wieder weiterfahren wollten, auf den versteckten Pfad aufmerksam gemacht haben.

    Für uns ging es jedoch direkt weiter zum nächsten Halt - den Tangle Falls. Die Wasserfälle verlaufen bei Kilometer 134 direkt neben der Straße, sodass man einfach kurz anhalten und ein paar tolle Fotos machen kann.

    Der letzte Stopp des Tages sollte dann ein relativ kurzer Trail zu den Stanley Falls bei Kilometer 143 sein.
    Dort angekommen war nur ein weiteres Auto vor Ort. Am Anfang des Trails stand natürlich direkt wieder ein Warnschild - Bären in der Gegend - und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen seien zu treffen und einzuhalten. Dieses Mal mit einigen Fotos von Grizzly Bären aus den dortigen Wildkameras untermalt. Wir haben also die Bärenglocke an den Rucksack geschnallt und sind losgelaufen. Relativ am Anfang des nur 1,6 Kilometer langen Trails kam uns direkt ein Mann mit Kamera entgegen - der Besitzer des zweiten Wagens. Wir waren nun also am späten Nachmittag alleine auf dem Trail unterwegs und ich habe begonnen mir etwas Sorgen zu machen.
    Zu Beginn war die Umgebung jedoch noch relativ gut einsehbar - ab ca. der Hälfte des Weges ging es etwas tiefer und steiler in den Wald hinein und aufgrund des schon hörbaren Wasserfalles war die Bärenglocke kaum mehr wahrzunehmen.
    Ab da habe ich dann gestreikt auch nur einen weiteren Schritt von der vermeintlich sicheren Straße wegzugehen. Daniel - ja, genau der mit der Angst vor Hängebrücken 🙂 - hatte für die Angst vor der absolut reellen Gefahr einer Bärenbegegnung nur wenig Verständnis. Als ich dann an einem der Bäume typische Bärenspuren entdeckt hatte, habe ich meine Beine quasi in die Hand genommen und bin - sehr zur Belustigung Daniels 😅 - mit einem Stechschritt umgekehrt.
    Wieder sicher am Auto angekommen haben wir beschlossen, den Trail am nächsten Tag nochmal anzugehen - sofern dann mehr Autos vor Ort wären.

    Für die Übernachtung ging es wieder zurück zum Parkplatz des Icefield Centre - dort haben wir eine weitere sehr, sehr kalte Nacht hinter uns gebracht.
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