• Erkennen Sie es? ...

    April 24, 2020 in the United States ⋅ ☀️ 13 °C

    ... und nun noch ein mal auf sächsisch.
    Genau, Arkansas? (Füße hoch, der Witz kommt flach)

    Weiter geht es an der Küste entlang bis kurz vor die texanische Grenze. Dort finden wir am Rutherford Beach einen tollen, kostenlosen „Campingplatz“ direkt am -geöffneten- Strand. Natürlich ohne Strom und fließend Wasser, dafür mit einem umso schöneren Sonnenuntergang und Susi macht den Muschelfund ihres Lebens. Fast Kopfgroß, was für ein Gerät!

    Nach zwei Tagen wollen wir weiter ziehen, um Anfang Mai gemütlich am Big Bend NP in Texas anzukommen. Überhaupt lockert wohl Texas als erster Bundesstaat die Restriktionen aufgrund von Corona. Allerdings auch nur für die Leute, die sich dort schon aufhalten.
    An der Grenze werden wir in der Covid-19 Screening Area von einem freundlichen, aber energischem Sheriff abgefangen. Wir könnten zwar weiter fahren, da wir aber aus Louisiana kommen, müssten wir zwei Wochen in Selbstquarantäne unter Angabe einer Adresse die dann auch kontrolliert werden kann. Bei verstoß - klar, Knast!

    Wir wollen natürlich weder das Eine noch das Andere und fahren lieber zurück zu unserem Strandcamp.

    Zum Glück haben wir bei der Planung unserer Route ein paar Optionen eingebaut. Unterwegs waren wir auf der südlichen Strecke von New Orleans über Houston nach Albuquerque. Aber wir hatten uns auch die Möglichkeit überlegt, von New Orleans aus nördlicher über Dallas und Amarillo zu fahren, da es auf dieser Strecke genauso sehenswerte Orte gibt.

    Also haben wir Plan B gezogen und sind an der Grenze entlang, noch etwas weiter nördlich als geplant bis Arkansas gefahren. Das Wetter an der Küste wurde sowieso seeehr ungemütlich. Nach der zweiten schlaflosen Nacht aufgrund langanhaltender Gewitter hat uns dort nix mehr gehalten. Übrigens sind wir passenderweise eine der vielen „Huricane Evacuation Routes“ gefahren. Die blauen Schilder mit weißer Aufschrift markieren den schnellsten Weg von der Küste ins Hinterland.

    Arkansas gefällt uns schon auf den ersten Meilen sehr. Wahrscheinlich auch, oder gerade weil die Landschaft aussieht wie in Südschweden. Außerdem haben hier bereits ein paar kleine State Parks ihre Trails geöffnet.

    An so vielen, sicherlich wunderschönen mussten wir ja bereits vorbei fahren. Nun sollte der Logoly State Park unser erster sein. Liebevoll gestaltet, lädt er zu einem Spaziergang ein. Mehrere Hinweistafeln und Schilder versuchen dem Besucher die Natur und ihre Bewohner näher zu bringen.
    Der Parkranger war ebenfalls ganz aus dem Häusschen. Muss er doch Buch führen, wer seinen Park besucht. So freut er sich, dass er heute nicht nur ein, zwei mal Arkansas aufschreiben kann, nein, heute kommt noch Germany hinzu.

    Ein Highlight ist für uns der Mt. Magazine State Park- die höchste Erhebung in Arkansas. Und auch hier ist wieder unser Bus „schuld“, dass wir direkt die neugierigen Blicke des Park Rangers auf uns ziehen. Patrick, großer [Volkswäggen] Fan und ein noch größerer Motorradliebhaber freut sich, dass er endlich mal jemand zum Fachsimpeln hat, in seinem derzeit so leeren Park.
    Wir plaudern lange über dies und das und
    er stattet uns mit allerlei nützlichen Informationen und Tipps aus, sodass wir beschließen am Tag darauf noch einmal wieder zu kommen.
    Endlich können wir mal unser Kletterseil an den Fels hängen und am Abend gibt es sogar den ersten (amerikanischen) selbst gefangenen Fisch. Generell sind die Amerikaner ja verrückt nach Angeln. Egal wie abgelegen die Gegend zu sein scheint, wenn man Wasser sieht, sieht man gewiss auch einen Amerikaner mit Angel! Und noch etwas scheint hier Volkssport zu sein: Egal wie viele Meilen wir die Gravelroad in den Wald hineinfahren für ein gemütliches Camp an irgendeinem Fluss, manchmal fühlen wir uns wie auf einer Rennstrecke. Pickupladungen voller Quads werden in den Wald hinein und wieder heraus gekarrt. ATVs (All Terrain Vehikel) mit der ganzen Familie an Bord pflügen durch den Wald und ab und zu kommt auch ein Motocrosser vorbei.
    Versteht mich nicht falsch, ich fordere selbiges für die Dresdner Heide 😂!

    Nicht unerwähnt möchte ich auch den Mt. Nebo State Park lassen. Eine teils extrem steile und kurvenreiche Straße führt hinauf auf den Berg, von dem aus man einen fantastischen Blick auf das Umland und den Arkansas River hat. Daher ist der ‚Trail of Tears‘ - Der Weg der Tränen, Motto dieses Parks. Sicherlich ein finsteres Kapitel in der amerikanischen Geschichte, wurden doch sowohl über den Land- als auch Wasserweg tausende von Indianern der unterschiedlichsten Stämme aus dem Südosten des Landes in das Indianerreservat nach Westen, heute Oklahoma, verschleppt. Tausende von Menschen starben auf dem beschwerlichen Weg. Hier in Arkansas, kurz vor der Grenze nach Oklahoma liefen also alle Routen zusammen. So konnte man von hier oben Nacht für Nacht die Lagerfeuer der rastenden Karawanen am Flussufer sehen.

    Im Reiseführer immer achtlos überblättert, liegt auch der Hot Springs National Park auf dem Weg. Na klar nutzen wir nun die Chance und schauen auch da mal vorbei.
    Sicherlich nimmt dieser Nationalpark eine Sonderstellung unter den Nationalparks ein, ist er doch der kleinste von ihnen. Dabei handelt es sich eher um eine Kur- und Badeanstalt mit Park. In dem gleichnamigen Ort entspringen nämlich mehrere heiße Quellen mit bis zu 61,5°C- da muss ich die Zähne schon ganz schön zusammen beißen, um ein Fußbad zu nehmen. Der Hot Springs Mountain ist ebenfalls für eine kleine Wanderung gut und bietet einen tollen Blick auf die sehr grüne Stadt.
    Da in Arkansas die Restriktionen auf Grund von Corona am geringsten ausfallen, kaufen wir in einem kleinen Laden ein T-Shirt und können anschließend ein Eis in der Sonne schlecken. Schon verrückt, wie toll sich so etwas normales anfühlen kann!

    Geschichtlich sorgte der Ort für Aufregung, da er nicht nur der beliebteste Badekurort der USA war, zu dem jährlich tausende Touristen pilgerten. Hier ließen sich auch mehrere zwielichtige Gestalten nieder und bauten mit Hilfe korrupter Politiker in den 1930er Jahren ein riesiges Casinoimperium auf. Unter ihnen war zum Beispiel auch der berühmte Al Capone. Allen gemein war jedoch, dass sie sich der Stadt gegenüber äußerst Großzügig und Spendabel zeigten.
    Laut Wikipedia schrieb hier auch jemand Geschichte, der den Elektrotechnikern wohl bekannt ist. Nikola nam nämlich ganz in der Nähe seine Teslaspule in Betrieb!

    Die heftigen Gewitter, die komischer Weise immer genau mit Einbruch der Dunkelheit anfingen, waren wir jedoch auch hier noch nicht los. Nacht für Nacht markerschütternde Donner und Blitze die den ganzen Wald hell erleuchten (klar blieb nur der National Forest, die Campgrounds sind ja geschlossen ). Ich gebe ja zu, etwas gruselig ist das schon. Zum Glück haben wir ja nicht nur ein Schlafzimmer im Loft. So können wir wenigstens ins Erdgeschoss umziehen und fühlen uns dort etwas sicherer.

    -C-
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