• Wir sehen rot

    30 мая 2020 г., Соединенные Штаты ⋅ ☀️ 33 °C

    Auf dem Weg nach Norden machen wir kurz vor Flagstaff einen Stopp im Tonto Natural Bridge State Park. Tatsächlich gibt es hier eine der größten natürlichen Brücken zu bestaunen. Und diese ist wirklich so groß, dass sie auch gut als Höhle durchgehen könnte. Da der Park sehr beliebt zu sein scheint, sind wir gut 20 Minuten vor Öffnung da und stehen bereits 7.40 Uhr in einer langen Autoschlange. Punkt 8 Uhr öffnen die Tore und der Parkplatz füllt sich schnell. Danach kommt keiner mehr rein. Also Glück gehabt!
    Leider trampeln dann auch alle mehr oder weniger gleichzeitig los auf den Trail, der hinab unter die Brücke führt. Die, die es eigentlich mal nötig hätten in den kleinen Canyon abzusteigen, über diverse Findlinge zu klettern und am Ende wieder hoch zu steigen, gehen den kurzen Fußweg vom Parkplatz direkt zum Aussichtspunkt über der Brücke. Gut für uns, dennoch wird es auf dem Rückweg knapp mit Social Distanceing. Das Foto täuscht hier etwas ;-)

    Der Red Rock State Park lockt uns schließlich nach Sedona. Das sieht im Internet schon ganz cool aus. So ein roter Felsen in der Landschaft. Nun ich nehm es gleich mal vorweg: letztendlich haben wir diesen Park nie besucht. Denn hier gibt es überall rote Felsen zu bestaunen! Die Kontraste sind fantastisch. Die unteren Gesteinsschichten im Oak Creek Canyon sind ziegelrot. Und darüber das übliche, sandfarbene bis weiße Gestein.

    Wahrscheinlich hat man es damals verpasst aus dieser Gegend ein Naturdenkmal zu machen. Jedenfalls übertrumpfen sich in dieser Lage die Villen in Größe und Panoramablick. Jedoch tut das der Schönheit der Natur keinen Abbruch. Die ganze Stadt ist in bräunlich bis ziegelrot gehalten. Nicht nur der MC Donalds passt sich perfekt in die Umgebung ein und verzichtet auf den alles überragenden, golden Adler am Straßenrand. Auch die Säulen der Straßenschilder und Ampelanlagen sind rötlich gestrichen und keine Hotel“burg“ hat mehr als 2-3 Stockwerke.

    Letztendlich besuchen wir den Slide Rock State Park weiter hinten im Canyon. Der Oak Creek hat hier den roten Fels zu einer natürlichen Wasserrutsche ausgewaschen. Zu einem horrenden Eintrittspreis von 20$/ Fahrzeug darf man dieses Kinder-Badeparadies betreten. Letztendlich ist der Park aber nur ein 100m langer Abschnitt des Flusses mit einem Sanitärhäußchen.

    Auch sonst setzt sich hier fort, was sich schon an der Natural Bridge angekündigt hat. Wer erst kurz nach 8Uhr am Wanderparkplatz ist, hat keine Chance mehr. Touristen über Touristen, die wahrscheinlich an den Memorialday noch eine Woche Urlaub angehangen haben. So verwundert es kaum, dass es quasi keine Wanderung ohne Parkgebühren zwischen 5 und 15$ gibt. „Land of the free“ - aber nur für den, der zahlt. Das haben wir mittlerweile gemerkt. Aber wir wollen mal nicht unken. Wir sind ganz froh, dass mittlerweile doch hin und wieder was betreten werden darf. Denn die Tore zu den Trails sind auch mal ganz schnell verschlossen ;-)

    Sedona lockt jedoch nicht nur mit beeindruckender Natur. Die Stadt scheint auch das übernatürliche Zentrum für allerlei Gesteinszauber, Kartenlegerei und die Erde verlassende Energiewirbel zu sein. Zumindest letzteres kann ich bestätigen. Diverse Aufstiege zu den roten Riesen gelingen trotz der teils brütenden Hitze nahezu spielend.

    Abends, beim „Wildcampen“ im Wald wird dann auch klar, wo die ganzen Leute übernachten. Es geht mehr noch denn je zu wie auf einem Festival. Ins Auge fallen die mexikanischen Großfamilien mit 20-30 Leuten. Wir wissen nun auch, dass die Mexikaner auf bayrische Blasmusik stehen, allerdings mit spanischem (?) Gesang. Quads, ATVs (die eigentlich OHV (Off-Highway-Vehicles)heißen, wie wir nun auch wissen)) und Crossmopeds fahren permanent im Kreis und stauben alle Camper ein. Und ja ich gebe es zu: scheinbar bin ich der Einzige den das nervt. Das ist jedoch nicht alles. Sehr ausdauernd und mal von der einen Seite, mal von der anderen hallen Gewehrsalven durch den Wald. Solange aber unsere Zeltnachbarn ruhig sitzen bleiben, beschließen wir das auch zu tun. Only in America!

    Nichts desto trotz ist Sedona eine klare Reiseempfehlung! Wer einmal in der Nähe ist, sollte den Abstecher von Flagstaff unbedingt machen und mindestens den West Fork Trail laufen. Abgesehen von den ganzen Kunstläden, deren Preise dort beginnen wo unser gesamtes Urlaubsbudget aufhört, lohnt sich auch ein Blick in die vielen, auf Outdoormerchandise ausgelegten Klamottenläden.

    Nachtrag: 6-Feet Social Distanceing haben die meisten Amerikaner überraschenderweise sehr verinnerlicht. (Außnahme Walmart) Begegnet man sich auf einem schmalen Wanderweg, stehen sie meist schon gut 15 Meter vor dem eigentlichen Begegnungspunkt mit dem Rücken zum Weg gekehrt am Rand oder versuchen einen guten Schritt vom Pfad weg zu kommen. Klar, manche mehr, manche weniger.
    Dem kleinen Jungen am Slide Rock, der unmittelbar vor mir die Seite wechselte, hat direkt im besten Eltern-Sprech angedroht bekommen, „dass wir auch gleich nach Hause fahren können“, wenn er sich nicht an die Regeln hält. Der Vater hat sich außerdem umgehend für das Verhalten seines Knirpses bei mir entschuldigt.
    Der arme Kerl. Ist schon nicht einfach beim Badespaß, dann auch noch auf so etwas achten zu müssen.

    -C-
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