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  • Day 88

    Tag 66 Steg im nirgendwo

    August 11, 2021 in France ⋅ ☁️ 19 °C

    Um 07:00 Uhr ging der Wecker. Mein Handy zeigt eine E-Mail von "Cindy". Cindy ist eine Mitarbeiterin des VNF. Bei ihr fragte ich die Machbarkeit des "Canal de Vogese" an. Sie gab mir das OK für unseren Tiefgang von 1,75 m. Seitdem verfolgt sie uns und gibt Tips. In der Mail stand, dass die Schleuse 44 defekt ist und sie von einem Mitarbeiter bedient wird. Ach ja, bevor ich es vergesse, wir haben in diesem Bereich Probleme mit der Wassertiefe, stand kleingedruckt darunter. Mir blieb die Spucke weg.
    PROBLEME MIT DER WASSERTIEFE NUR IN DIESEM BEREICH???
    Ich glaub VFN weiss gar nicht, was mit ihrem Kanal los ist. Aufregen nützt niemanden, schliesslich helfen die Mitarbeiter wo sie nur können.
    Unsere erste Aufgabe heute ist es, unsere Laufente wieder auf die Startbahn zu bringen. Detlef ist Steuermann und gibt Gas. Langsam, aber in die richtige Richtung, drückt unser Propeller "White Cloud" vor sich her. Der Kiel pflügt durch den Schlamm und unsere Laufente nimmt Fahrt auf. 8,5 km/h auf dem Tacho zeigt uns, dass die erste Augabe zu den Akten gelegt werden kann. Wir befinden uns bei Schleuse 30. Noch 14 bis zur Stelle, wo es Probleme mit dem Wasserstand geben soll (Hahahahahahah). Zwischendurch haben wir sogar eine Wassertiefe von 2,3 m. Das sind die Sekunden, in denen wir durchatmen. Kurz darauf wieder 1,7 m. Der Kiel knirscht und der Volvo Penta ächzt. Schöne Landschaft??? Interessiert uns nicht. Der Tiefenmesser ist die Begierde unserer Augen. Noch 5,2 km bis zur Schleuse 43. Der reinste Horror. Detlef am Ruder und Petra, Gaby und ich sitzen auf der Süllkante (Aussenkante) um "White Cloud" in Schräglage zu bringen. Wassertiefe 1,8 m, 1,7 m, es fängt an zu knirschen, 1,6 m Stellenweise 1,4 m und 1,5 m. Unser Kiel muss doch zwischenzeitlich 10 cm seiner Tiefe verloren haben, denke ich. Langsam, ganz langsam geht es weiter. 2000 1/min dreht unser Volvo Penta. Kurz vor Schleuse 43 geht gar nichts mehr. Wir stecken fest. Zum Glück kurz vor der Mauer, an der der Kanal über die Mosel geführt wird. Mit meinem Fernglas sehe ich jemanden in der Schleuse hantieren. Ein kurzer Sprung vom Schiff auf die Mauer und ich jogge zu ihm. Do you speak Englisch? Yes of course, war seine Antwort. Meine Gebete wurden erhört, denke ich. Ich erkläre ihm unser Problem und nach kurzer Wartezeit schwimmt unsere Laufente wieder auf. Schleuse 43 und 44 wurden manuell bedient und somit der Wasserstand in diesem Kanalstück angehoben. Glücklich und erleichtert erreichen wir unseren Anlegesteg.
    Nach einem Problem ist vor einem. Da wir so leicht wie möglich sein wollten, hatten wir auch nicht vollgetankt. Detlef und ich schauen in unseren Kanalführer und finden weit und breit keine Tankstelle am Wasser. Hier wird mit Kanistern getankt, erklären mir die Hafenlieger. Hääääh...! Man nimmt einen 30 l Kanister geht zur Tanke, kommt zurück und füllt damit seinen Schiffstank. Ich habe keinen Kanister und die Tanke ist 3,km entfernt. Ein englischer Motorbootfahrer bietet mir seinen vollen Kanister an. Ich muss ihn nur voll zurückgeben ist die Bedingung. In dem Moment kommt der Hafenmeister. Ich frage ihn, ob er ein Auto hat. Natürlich hat er eins und ist auch bereit, mich zur Tanke zu fahren, damit der Kanister gefüllt werden kann. Das ist ja wohl der Hammer. Jetzt haben wir Kraftfutter für die nächsten 4 Tage. Dann müssten wir in Schengen sein, wo samstags, dienstags und donnerstags ein Tankwagen kommt.
    Ob's klappt? Bleibt dran.
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