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  • Day 48

    12. Tag - Südwind + Hotelschiffe

    June 19, 2023 in France ⋅ ⛅ 32 °C

    Bin dann gestern noch ein Stück gefahren. Es war der Moment gekommen, wo Sonnenstand und Bewölkung eine Weiterfahrt such ohne Sonnenverdeck erlaubten und Schaumkrönchen waren auf dem Fluss auch keine mehr zu sehen. Obwohl ich kaum Strecke machte, hatte es Spass gemacht, Der Wind im Gesicht, das leicht bewegte Wasser und zwischendurch ein Spritzer, das liebe ich doch vom Segeln. Trotzdem war ich ein wenig deprimiert: der Wetterbericht für die nächsten Tage kündigt starken Südwind, also Gegenwind an. Das könnte meinem Fortkommen ein jähes Ende bereiten.
    Auf die Nacht schlief der Wind dann ein und es wurde eine warme und ruhige Nacht, unterbrochen nur von einem Ausläufer eines Gewitters der ein bisschen Regen brachte.
    Heute Morgen war es windstill, bewölkt und das Wasser spiegelglatt. Also nichts wie los, bevor der angekündigte Wind kommt. Unterwegs noch ein Bad im Fluss genommen, das war wiedermal nötig, und gegen Mittag mit Müh und Not gegen starken Wind das Örtchen Montmerle sur Saône erreicht. Dort erst mal Pause, Früchte einkaufen und abwarten.

    Während des Abwartens erlaube ich mir einen Exkurs zum Thema Hotelschiffe.
    Von denen vekehren hier viele und wo immer ich es ausmachen konnte, wehte im Heck die Schweizer Flagge und stand der Heimathafen Basel, was spontan schon etwas "heimelet".
    Dazu sollte man aber wissen, dass diese Schiffe aufgrund ihrer Grösse und Bauart niemals von Basel an die Saône gelangen können, sie ihren Heimathafen also nie gesehen haben. Dies aber nur am Rande.
    Entscheidend zu wissen ist, dass das was z.B. die Panama oder die Liberia Flagge für die Hochsee sind, das ist die Schweizer Flagge für die europäische Binnen- Hotel-Schifffahrt, nämlich eine Billigflagge. Anstatt die Schiffe, die sowieso nur auf Saône und Rhone verkehren, in Frankreich zu registrieren, dort Steuern zu zahlen und das Personal nach Französischem Recht anzustellen, ist es eben lukrativer, in der Schweiz fast keine Steuern zu zahlen und das Personal, insbesondere in der Hotellerie, wo der der überwiegende Teil arbeitet, unter den schlechtest möglichen Bedingungen zu beschäftigen. Das sind meist Leute aus Osteuropa, die zu miesen Bedingungen schuften und keine Möglichkeit haben, ihre Arbeitnehmerrechte vor einem Schweizer Gericht einzufordern. Denn da sagen die CH-Gerichte einfach"nicht zuständig". Da gibt es keinen Lohnschutz und sonstige flankierende Massnahmen. Schweizer Flagge auf Hotelschiffen heisst also: Steuerdumping, Lohndumping und ansonsten wegschauen.
    Dasselbe gilt für Hotelschiffe auf Rhein, Donau, Mosel, Elbe, ausser dass diese ihren Heimathafen Basel theoretisch anlaufen können und dies teilweise gelegentlich auch tun.
    Da wird es mir beim Anblick der Schweizer Flagge am Heck dieser Schiffe überhaupt nicht mehr heimelig.

    Bin dann so gegen 18:30 weiter gefahren, zuerst mit Verdeck, später ohne. Der Wind war schon noch stark aber langsam und stetig ging es voran.
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