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  • Day 5

    Ulricehamn

    May 17, 2019 in Sweden ⋅ ☁️ 11 °C

    Nach dem sehr ausgedehnten Frühstück in der City von Borås geht es ans googlen, wie ich mit einem Zug nach Ulricehamn kommen könnte.
    Das Ergebnis: gar nicht.
    So nehme ich einen Bus nach Brämhult, um die mörderlange Strecke, die mir nun bevor steht, wenigsten etwas abzukürzen.
    Dann man los!
    Ich stiefel zunächst auf der fünften offiziellen Etappe des Sjuhäradsledens, die überraschenderweise abwechslungsreich daher kommt. Streckenweise erinnert mich die Landschaft an Schleswig-Holstein. Wälder und Wiesen wechseln sich ab.
    Nach zehn Kilometern wechsel ich auf die offizielle sechste Etappe, die zwanzig Kilometer lang sein soll. Sie ist immer noch landschaftlich schön, die Wege sind weiterhin angenehm zu gehen. Mit der Hoffnung auf einige ruhige Momente mache ich einen kleinen Umweg zur Toarps Kirka. Doch aus der erholsamen Pause auf der Kirchenbank wird nichts, denn in der Kirche wird in Kürze eine Beerdigung stattfinden. Man gestattet mir nur für einige Minuten, das Kircheninnere zu bewundern.
    Also geht es ohne Pause weiter.
    Es geht auf einem alten Bahndamm entlang, auf dem bis 1986 noch Züge fuhren. Nun ist es ein Teerweg. Von ihm geht es ab ins Moor Stålarparmossen, wo es zu nieseln beginnt. Harmlos. Doch dann wird es schaurig, ich lege in einer Schutzhütte die Regenkleidung an. Eine gute Entscheidung, denn der Regen wird stärker und gleichzeitig wird es kalt. Ich sehne die Hütte Raska-Minas herbei, eine alten Kate aus dem 18. Jhd. mit authentischer Einrichtung. Der Weg dahin geht über Stock und Stein, ich torkle mehr als das ich noch gehe. Seit dem Frühstück habe ich nichts mehr gegessen. Und eine Pause hatte ich auch noch nicht.
    Endlich - da ist sie! Mitten im Wald steht die kleine Hütte, eingerichtet wie anno dazumal, verfügt sie über Kamin, Küche, Wohnraum. Man ist herzlich eingeladen, Pause zu machen. Übernachten solle man aber nicht. Darauf weisen die Schilder hin.
    Toll, das alles so gut erhalten wird und niemand etwas kaputt macht
    Ich überlege kurz, ob ich in der Schutzhütte, die ganz in der Nähe sein soll, für die Nacht bleiben soll, schließlich ist es schon nach 16 Uhr und ich habe schon 25 km hinter und 13km bis nach Ulricehamn vor mir.
    Da es aber weiter ununterbrochen regnet, habe ich auf eine Schutzhütte einfach keine Lust.
    Also nehme ich die Beine in die Hand, lege einen schnellen Run hin, um noch rechtzeitig nach Ulricehamn zu kommen, um auf dem Campingplatz eine Hütte zu mieten. Dabei nehme ich Abkürzungen, gehe entlang einer viel befahrenen Strasse, die man als Fußgänger eigentlich meiden sollte. Trotzdem zieht sich die Strecke elendig hin. Mein Naviprogamm stürzt ab, der Track des ganzen Sjuhäradsleden scheint gelöscht zu sein und ich stehe ohne Karte da. Egal, nur weiter! Das Programm bekomme ich wieder geladen, nun kann ich mich wieder orientieren, der aufgezeichneteTrack aber scheint verloren zu sein. (Nachtrag; Locus Maps hatte automatisch gespeichert, das fand ich einen Tag später heraus).
    Doch es ist einfach zu weit, bei aller Eile reicht die Zeit nicht, um rechtzeitig am Campingplatz zu sein. Erst um 19:30 Uhr treffe ich ein, die Rezeption hat längst geschlossen. Aus der Traum von einer trockenen Hütte. Natürlich könnte ich hier irgendwo in einer Ecke des Campingplatzes mein Zelt aufschlagen - doch will ich das? Es gießt immer noch in Strömen und ist kalt.
    Was tun?

    Nach kurzer Atempause frage ich jemanden, ob es im Ort ein Hotel gäbe.
    "Yes."
    Die Rettung!
    So schiebe ich mir schnell einen Energieriegel rein, schultere Kumpel noch einmal und gehe weiter. Bis zum Hotel sind es nur zwei Kilometer, aber die waren viel länger als andere Wege. Nun bin ich im Hotel Bogesund eingecheckt, genieße eine Tiefkühlpizza, dazu ein sündhaft teures Bier. Ein weiteres wird folgen!
    Auf mich wartet ein warmes Zimmer und ein weiches Bett. Das versöhnt mich mit dem anstrengenden Tag.
    Und morgen mache ich einen Tag Pause!

    Resumé:
    - die Strecke war zu lang und hatte entschieden zu viel Asphaltwege.
    - Ich bin nicht der harte Knochen, der ich gerne sein möchte. Regen und Kälte bringen mich in Schweden immer noch aus der Fassung.
    - Cesar hatte Recht - ich hätte die Etappe überspringen sollen, mit dem Bus wäre das möglich gewesen.

    Ich muss nachdenken, wie es weiter gehen soll. Es wird mehr Regen geben.
    Bald mehr.
    Gute Nacht.
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