Baringo-See
March 5, 2023 in Kenya ⋅ ⛅ 35 °C
Am Baringosee, der sich im Kerio Tal hinter Iten befindet, soll unser nächstes Camp liegen.
Als wir bei den eingegebenen Koordinaten ankommen, erzählt uns ein Einheimischer, dass der von uns gesuchte Campingplatz nicht mehr existiert.
Mit vielen anderen Flächen, Häusern, Siedlungen und Straßen ist er einfach vom See verschluckt worden.
Unaufhaltsam dehnte sich - wie diverse weitere Seen im kenianischen Riff- auch der Baringosee in den letzten Jahrzehnten aus.
Wissenschaftler aus aller Welt rätseln und führen für dieses Phänomen verschiedene Erklärungen an:
vermehrte Niederschläge, Klimawandel sowie die Verschiebung tektonischer Platten tief unten in der Erdkruste.
Mit der Veränderung der Kräfte wird das in tieferen Erdschichten befindliche Wasser weiter nach oben gedrückt und läuft dann vom Grund aus in die Seen.
Auf diese Weise hat der Baringo-See seine Fläche verdoppelt und ist inzwischen halb so groß wie der Bodensee.
Seit 2011 lebte eine ganz spezielle Giraffenart, die Rothschild-Giraffe, auf einer kleinen Insel im Baringo-See.
Durch den Anstieg des Wassers wurde ihr Revier immer kleiner, das Leben der Giraffen war dramatisch bedroht.
Tierschützer aus aller Welt reisten nach Kenia: Eigens für die Rettung bauten sie ein riesiges Floß, auf dem die Giraffen zum Festland transportiert wurden.
Doch den Einheimischen hilft diese Rettungsaktion nicht viel.
Für sie bedeuten die Überschwemmungen eine Katastrophe.
Lange Jahre war ihre größte Sorge, dass der Baringo-See schrumpfen und sein Wasser sie nicht mehr versorgen könnte.
Doch inzwischen fürchten sie nichts mehr, als dass er sich noch weiter ausbreitet und alles in sich begräbt.
Ganze Dörfer wurden bereits vom Hochwasser überschwemmt, teilweise ragen nur noch die Spitzen der Dächer ein paar Zentimeter hoch aus dem Wasser. Allein im Jahr 2020 haben hier 5000 Menschen ihr Zuhause verloren.
Jetzt helfe nur noch beten, dass der See nicht alles mit sich reißt,
erzählt der Besitzer vom Camp, auf dem wir die Nacht verbringen.
Als vor Jahren sein Vater starb, musste er die Schule verlassen und die Stelle des Familienoberhauptes einnehmen. Er eröffnete den Platz.
Doch viel Geld scheint er mit dem Camp nicht zu verdienen, denn der sehr große und gut gepflegte Platz ist gähnend leer.
Wieder einmal erfahren wir in einer der vielen Geschichten, wie schwierig ein Leben hier auf diesem Kontinent verlaufen kann.
Und wieder einmal ist von Verbitterung oder Neid auf das Leben anderer nichts zu spüren.
Ich wünsche mir, dass wir ein klein wenig von dieser Einstellung zum Leben
mit nach Hause nehmen.
Auf dem Weg zum Bush Baby Camp am Baringo-See fahren wir mit Schrittgeschwindigkeit azf einer der vielen holprigen Straßen entlang.
Dort steht ein kleine Junge, der Kalebassen verkaufen will. Mein Fenster ist geöffnet, und er hält mir die hohlen, schön verzierten Kürbisse entgegen.
Wir können natürlich keinen gebrauchen, unser Auto ist bis zur Dachluke voll gestopft, und Viktor schimpft bei jedem Teil, das dazu kommt.
" Support me with water, Madam", sagt er und schaut mich mit unglaublich traurigen Augen an.
Ich überlege nicht lange und schenke ihm Viktors Wasserflasche ( meine kann ich ihm nicht geben, da es eine nachfüllbare aus Deutschland ist, die ich noch weiter benutzen möchte).
Ich frage den Jungen, was eine Kalabasse kostet. Als er antwortet 500 Kenianische Schilling, rechne ich das schnell in Dollar um, weil ich keine Währung des Landes im Portemonnaie habe. Leider spielt mein geringes mathematisches Talent mir einen Streich und ich rechne den falschen Betrag aus.
Man muss mir an dieser Stelle zugute halten, dass Kenia unser neuntes afrikanisches Land ist, und ich inzwischen mit der immer wieder anderen Umrechnerei schlichtweg überfordert bin.
So gebe ich dem armen Kind 2 Dollar zu wenig.
Trotzdem bedankt er sich herzlich und winkt uns freundlich zu.
Beim Abendessen fragt Viktor mich: Was wollte der Junge eigentlich für das Teil haben. Da erst stellt sich für mich heraus, dass ich den Jungen unbeabsichtigt beschissen habe.
Oh nein, dass ausgerechnet mir das passieren muss. Ich bin untröstlich.
Am nächsten Morgen brechen wir zu unserem nächsten Ziel, dem Lake Naivasha auf. Ein Stück der Straße von gestern müssen wir zurück fahren.
Und dann geschieht dieses kleine Wunder: In einer von den klapprigen Hütten sehe ich ihn und er winkt mir lachend zu ( unser Auto und uns Mzungus erkennt man natürlich problemlos wieder).
Ich rufe ihn zu mit heran und gebe ihm die 2 fehlenden Dollar. Fassungslos schaut er mich an, dann leuchten seine Augen. Mit so etwas hat er im Leben nicht gerechnet und auch mit Sicherheit noch nie erlebt.
" Thank you so much, Mummie. May God always bless you" .
Ich bin zutiefst gerührt und so froh, dass ich meinen Fehler wieder gut machen konnte!
Und dann schenke ich ihm noch eine Wasserflasche - natürlich wieder von Viktor, der zunächst ein bisschen rummmault, aber im Innersten auch glücklich ist, dass der Junge sich so sehr freut.
Kleinigkeiten für uns bedeuten für sie fast die ganze Welt.
May God always bless you , too, young boy . 🙏Read more











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