Wüstenschiffe
22 April 2023, Oman
Was für die Omanis der alltäglichste Anblick der Welt ist, versezt mich immer wieder in absolute Euphorie – Kamele, die Schiffe der Wüste.
Warum man sie so nennt? Weil sie beim Laufen wie ein Boot von einer Seite zur andern schaukeln, denn Kamele sind Passgänger: Sie schreiten abwechselnd mit beiden linken und beiden rechten Beinen voran. ( Das müsst ihr erst einmal probieren😉)
Dieses gemächliche Hin und Her erlebt ein Reiter, der sich auf einem solchen Tier fortbewegt, wie Seegang auf einem Schiff.
Die eigenartige Silhouette von Kamelen erscheint plump und elegant zugleich. Ihr Gesichtsausdruck variiert von gelangweilt über liebenswert zu ziemlich hochnäsig, um nicht sogar zu sagen arrogant.
Fast nichts ist so tief in der arabischen Kultur verwurzelt wie diese selsamen Tiere.
Sie wurden bereits vor rund 3.500 Jahren domestiziert und haben seitdem in allen Aspekten des täglichen Lebens eine wichtige Rolle gespielt.
Erst die Zähmung des Kamels ermöglichte es dem Menschen, in der Wüste zu überleben und eine nomadische Lebensform zu entwickeln.
Für die Beduinen war das Tier absolut unentbehrlich: Es wurde als Transportmittel, Milch- und Wolllieferant verwendet.
Als Last- und Reittier ermöglichte es Mobilität für lange Wüstenwanderungen, Handelskarawanen und Raubzüge. Der Dung diente als Brennmaterial, und die Wolle wurde zu strapazierfähigen Stoffen verarbeitet. Als Fleischlieferant fungierte es nur zu ganz besonderen Anlässen. Ansonsten, im normalen Alltag, mussten dafür Ziegen herhalten.
In der Kultur der Wüstenvölker wurde dem Kamel schon immer viel Beachtung und Zuneigung entgegengebracht. Es wurde quasi als Kamerad angesehen, das Wohl der Kamele hatte manchmal sogar Vorrang vor dem eigenen.
Und trotz aller technischen Fortschritte haben die Beduinen ihre treuen Begleiter mit in die Gegenwart genommen.
Wenn das keine Wertschätzung ist!
Neben unendlich vielen Redensarten, Weisheiten und Gleichnissen, gibt es im Arabischen ganze 160!!! Bezeichnungen für das Kamel. „Al-jamal“, die gebräuchlichste, wird auch gleichzeitig als Begriff für Zuneigung, Bewunderung oder Verehrung verwendet.
In mancher Hinsicht war das Kamel das Maß aller Dinge. Der Tag gliederte sich in Melkzeiten, als Gewichtseinheit diente die Kamellast, und Entfernungen wurden in Kamel - Reisetagen gemessen.
Kamele übrigens sind mit ein paar optimalen Tricks ausgerüstet, um in der Hitze der Wüste zu überleben.
Die Körpertemperatur kann schadlos auf bis zu 42 Grad ansteigen. Durch dieses kontrollierte Fieber schwitzen die Tiere weniger und sparen somit Wasser.
Selbst bei Temperaturen von über 50 Grad benötigt ein Kamel, je nach Nahrungsangebot und körperlicher Anstrengung nur alle vier bis vierzehn Tage Wasser.
Hat es schließlich die Gelegenheit, säuft es richtig viel: Bis zu 150 Liter Flüssigkeit passen dann auf einen Schlag in ein Kamel hinein! 🐫
Seit Jahrhunderten finden im gesamten Oman Kamelrennen statt; sie sind bis heute ein wesentlicher Bestandteil der Tradition und des sozialen Gefüges des Landes.
Die Tiere rennen dabei mit einer Geschwindigkeit von bis zu 64 Stundenkilometern auf Strecken, die speziell für diese Art von Rennen gebaut wurden. Kamelrennen sind ein unglaubliches Ereignis und ziehen oft Menschenmengen aus dem gesamten Sultanat an.
Leider bietet sich für uns keine Gelegenheit, einem solchen Spektakel beizuwohnen.Baca lagi











Pengembara
Tolles Foto!
Pengembara
Tolles Foto 👌