• Horrorfahrt durch die Berge

    5 mai 2023, Oman ⋅ ⛅ 30 °C

    Seit Tagen schon kämpfen wir uns durch die Bergwelt des Oman.
    Was für meinen Mann das pure Glück ist, bereitet mir Qualen, die ich bisweilen sogar körperlich spüre.
    Die Wege sind natürlich nicht asphaltiert, sondern übersät und blockiert durch Geröll und abgebrochene Felsen.
    Die Steigungen, die unser armer Wagen bewältigen muss, sind mitunter fast senkrecht.
    Er schnauft, ächzt, kracht, schaukelt, schnaubt und schreit - ja wirklich er schreit...... wofür ich volles Verständnis habe. Oder bin das etwa ich, der schreit???😩
    Links von uns gähnt der Abgrund aus mindestens 500 Metern Tiefe. In den Kurven neigt der Camper sich gefährlich zur Seite. Ich habe normalerweise keinerlei Höhenangst, aber das ist jetzt wirklich der Horror!
    Plötzlich, wir hängen in der Vertikalen, die Vorderräder heben ab und wir befinden uns kurz vor einem Rückwärtsüberschlag, verschaltet sich Viktor und würgt den Motor ab.
    Wir rollen zurück die Räder finden keinen Halt, wir rutschen Richtung Abhang.
    Ich öffne den Mund, aber der Schrei bleibt mir im Hals stecken. Das ist das Ende: wir werden rücklings, uns überschlagend die Steilwand herabstürzen.
    Viktor haut mit voller Kraft den ersten Gang rein, wir rutschen und rollen noch ein Stück nach unten, dann endlich packt das Getriebe. Ich wage nicht zu schauen, wie dicht am Abgrund wir zum Stehen gekommen sind, ich spüre nur, dass mir die Tränen an den Wangen herunterlaufen. Sprechen kann ich nicht mehr.
    Der Spaßfaktor für mich ist unter Null gerutscht.
    Doch es gibt keine Zeit zum Durchatmen und Entspannen. Wir müssen erneut eine senkrechte Passage bewältigen.....dieses Mal abwärts. Es ist so steil, dass wir den Weg vor uns nicht mehr sehen können. Viktor fährt nur nach Gehör.
    Ich verkeile mich im Innenraum so gut ich kann. Den linken Fuß stemme ich gegen die Scheibe, das rechte Knie wird zwischen Tür- und Fenstergriff geklemmt. Ein Arm krallt sich an der Autodecke, der andere irgendwo unter dem Sitz fest.
    Als der Alptraum nach 2 Stunden zu Ende ist, habe ich noch nicht einmal mehr Kraft zum Schimpfen.
    Mein ganzer Körper vom kleinen Zeh hinauf bis zum Kiefer ist verspannt und hart wie Beton.
    Die Landschaft in den Bergen muss spektakulär gewesen sein. Ich habe nichts davon mitbekommen. Das einzige, woran ich mich erinnern kann ist, dass ich Viktor an einer besonders fürchterlichen Stelle, an der er wieder seinen 360 Grad Rundblick einschalten wollte, beinahe massakriert hätte.
    Jetzt stehen wir bei brütender Hitze an einer Werkstatt in einem kleineren Ort, denn anscheinend hat der arme Wagen doch einen Schaden davon getragen. Wundert euch das? Mich nicht!
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