Unser Besuch bei iranischen Nomaden
17 maggio 2023, Iran ⋅ ☀️ 16 °C
Wir verlassen Shiraz am frühen Nachmittag. Es geht heraus aus der Stadt, durch ein paar kleinere Dörfer
in Richtung Berge.
Mit jedem Meter, den wir an Höhe gewinnen, wird es kühler! Wie angenehm!!!
Nach eineinhalb Stunden haben wir schließlich die 2800 Meter Marke erreicht.
Auf den Gipfeln des Zagrosgebirges liegt noch Schnee.
Unglaublich! Vor ein paar Stunden haben wir noch in der heißen Mittagshitze geschmort.
Von hier oben genießen wir einen fantastischen Fernblick in die rauhe Bergwelt, die sich vor uns ausbreitet.
Gewundene Straßen zeichnen Linien in Täler und Hänge dieses Panoramas.
Es sind uralte Fußwege und Nomadenpfade, abseits des ausgebauten Straßennetzes, in Jahrtausenden ausgetreten von Füßen und Hufen auf den immer gleichen Wanderungen.
Nach zwei Stunden treffen wir auf ein authentisches Nomadenlager und erhalten einen kleinen Eindruck von dem Hirtenleben der dortigen Qaschqai - Nomaden.
Die Qaschqai sind eine von drei großen Nomadengruppen im zentraliranischen Zagrosgebirge, die alle in etwa dieselbe Lebensweise teilen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie ihre lokalen Sprachen weitgehend beibehalten haben und das Persische oft nur als Zweitsprache beherrschen. Es ist nicht klar, wann genau sie in die Region einwanderten und ihre heutige, an die Landschaft angepasste Lebensweise entwickelt haben – die meisten der heutigen iranischen Nomaden gehen auf altpersische Hirtenverbände zurück.
Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass noch immer ungefähr eine Million Menschen im Iran innerhalb nomadischer Strukturen leben. Ihre Zahl ist hier, wie auch überall sonst auf der Welt, stark zurückgegangen, weil das sesshafte Leben allerorts gesichertere und reizvollere Lebensumstände verspricht, und die nomadische Lebensweise immer schwerer mit den Bedürfnissen moderner Staaten zu vereinbaren ist.
Die Nomadenstämme haben im Laufe der Jahrhunderte eine an die landschaftlichen und klimatischen Bedingungen angepasste Lebens- und Wirtschaftsweise entwickelt, bei der halbjährig zwischen dem Winterlager am persischen Golf und dem Sommerlager im Gebirge gewechselt wird.
Sobald der Frühling einsetzt, beginnt im Südwesten des Iran die große Wanderung: Drei Millionen Qaschqai– Männer, Frauen, Kinder und Greise – brechen dann mit Sack und Pack – und Millionen von Ziegen, Schafen, Pferden, Eseln und Maultieren auf zu einer langen Reise. Ziel ihrer Wanderung ist das Zagros-Gebirge. Hier gehören 60 000 Quadratkilometer Land den Qashqai – mit den reichsten Wasservorkommen des Iran. Auf den kühlen Weiden finden die Schaf- und Ziegenherden reichlich frisches und saftiges Gras.
Der wochenlange Treck zu diesen Sommerweiden dauert 4 Wochen und ist voller Strapazen. Immer wieder müssen zu Fuß steile Hänge und mitunter reißende Flüsse überwunden werden. Nicht jeder schafft es bis zum Ziel.
Unterwegs geht das Leben erbarmungslos weiter: Es werden Kinder geboren, Hochzeiten gefeiert und Familienangehörige begraben. Seit Tausenden von Jahren hat sich daran nichts geändert.
Alle Versuche, die großen Nomadenstämme sesshaft zu machen, sind bisher fehlgeschlagen.
Ihr Leben ist sehr hart, erzählt Zahra, 61, die Mutter der Familie, die wir kennen lernen dürfen.
Sie steht im Morgengrauen auf und holt Wasser aus einem kleinen Bach unterhalb des Lagers. Dann backt sie Brot und bereitet das Frühstück vor. Oft hilft sie ihrem Mann mit den Schafen, melkt sie, macht Joghurt und Käse. Ihre Hände und ihr Gesicht sind von der Sonne dunkel gefärbt.
Wenn Zeit übrg ist, arbeitet sie an einem Kelim, einem kleinen Teppich.
Alle Decken und Unterlagen in dem Lager hat sie selbst gewebt. Und die brauchen sie dringend, denn in der Nacht wird es bitter kalt.
Gekocht wird auf einem kleinen Feuer. Einer wacht, damit die Flamme nicht erlischt.
Zum Schlafen begibt sich die ganze Familie in ein größeres Zelt; Fenster und Türen gibt es nicht.
Gegessen wird in demselben Raum auf dem Fusboden sitzend.
Am Abend sowie am folgenden Morgen zaubert Zahra uns ein köstliches Mahl, und wir genießen das Zusammensein und die Gespräche mit diesen Menschen, wobei Mohammad dabei als unser Übersetzer fungiert.
Die schwere Arbeit, der Mangel an Rechten und die Gewissheit, dass das Leben für andere iranische Frauen einfacher ist – all das hat zur Folge, dass sich viele Frauen und Mädchen von dem harten nomadischen Leben abwenden.
Zahra berichtet von früher, als noch Dutzende Verwandte dabei waren. Jetzt steht hier neben ihren nur noch das Zelt eines entfernten Cousins.
Womöglich geht mit ihrer Generation die Geschichte eine der größten noch existierenden nomadischen Gemeinschaften der Welt zu Ende.
Wir auf jeden Fall sagen Danke aus vollem Herzen für die Gastfreundschaft, mit der uns diese Menschen aufgenommen und uns einen Einblick in einen Teil ihres Lebens gewährt haben.Leggi altro











ViaggiatoreWhat an amazing experience! It is very sad how many traditions and ways of life are disappearing in our modern world. I think you will cherish your experiences you’re having now in years to come. Safe travels.
ViaggiatoreDas ist ja wieder ein sehr interessanter Bericht, und was für tolle Erlebnisse.