Eine Welt, die nicht von dieser ist
11. juli 2023, Grækenland ⋅ ☀️ 30 °C
Ouranoupoli auf der Halbinsel Chalkidiki im Nordwesten Griechenlands ist eine ganz besondere, eigene Welt.
Wenn die Kinder von Ouranoupoli in der Schule ein Schiff zeichnen sollen, dann wird es fast immer ein kleines Boot mit lauter schwarzen Passagieren mit langen, dunklen Bärten.
Der schwarze Mann ist für die hiesigen Kinder Alltag, denn in Ouranoupoli gibt es so viele Mönche wie sonst nirgends.
Ouranoupoli (auf deutsch „Himmelsstadt“) ist die letzte Bastion weltlicher Lebensweise, 500 Meter südlich des Ortes endet sie an einer mit Stacheldraht bewehrten Grenze. Dahinter beginnt die autonome Mönchsrepublik um den heiligen Berg Athos, die seit dem Jahr 1923 unter staatlichem Schutz steht.
Die südöstlich von Thessaloniki gelegene Halbinsel Chalkidiki, auf der sich der Ort Ouranoupoli befindet, wird durch ihre einzigartige Form geprägt. Die berühmten, so genannten „drei Finger Griechenlands“, die Hellenen selbst nennen sie gerne auch Füße, tragen die Namen Kassandra, Sithonia und Athos.
Der Berg Athos mit über 2.033 Metern liegt auf der östlichsten der drei Landzungen, die sich weit ins Ägäische Meer ausstrecken.
Noch ist die Zivilisation nicht auf den Heiligen Berg vorgedrungen.
Seit über tausend Jahren ist der Athos nämlich ausschließlich die Heimat von Mönchen, die ihr Leben der Verehrung Gottes und der Heiligen Jungfrau gewidmet haben.
Bereits damals begannen orthodoxe Mönche die Region um den Berg zu besiedeln und Klöster zu errichten.
Im Jahre 885 n. Chr. erklärte der byzantinische Kaiser Basileios den Heiligen Berg zu ihrer Enklave.
963 n. Chr. wurde das erste Kloster gegründet. Viele andere folgten.
In der Blütezeit der Mönchsrepublik im 15. Jahrhundert beheimateten rund 40 Athos-Klöster bis zu 40.000 Mönche.
Heute gibt es nur noch 20 bewohnte Klöster- je ein serbisches, russisches und bulgarisches - sowie 17 griechische, die heute Teil des UNESCO-Welterbes sind.
Die 20 unterschiedlich alten Klöster der Athos-Halbinsel bilden religiöse Kommunen.
Umgeben von einem unermeßlichen Reichtum an Kirchenschätzen führen die verbliebenen 2.000 Mönche hier ein einfaches Leben in einer eigenen Welt mit Regeln wie aus einer anderen Zeit -
von allen modernen Einflüssen unberührt.
Sie leben inmitten der Natur und halten sich an ein strenges Reglement.
" Ora et labora" - neben dem Gebet widmen sie sich der Landwirtschaft und beschäftigen sich mit Holzschnitzereien, der Herstellung von Kerzen, dem Weben, der Malerei und der Kalligraphie.
Jahrhunderte der Abgeschiedenheit und völlige Hingabe an die orthodoxe Religion haben dem Heiligen Berg und seinen Bewohnern eine einzigartige mystische Aura verliehen.
Eine archaische Insel der Orthodoxie, ohne Zeitung, Fernsehen und Radio und ohne Frauen.
Obwohl die Region der Jungfrau Maria gewidmet ist, erging im 11. Jahrhundert ein Dekret, dass keine
" weichgesichtige Person " die Heiligkeit des Athos stören dürfe.
Das Vebot ist noch heute wirksam und schließt Frauen rigoros vom Betreten des Athos aus.
Selbst weibliche Tiere – Katzen ausgenommen – haben keinen Zutritt.
Männer, die den Heiligen Berg besuchen möchten, müssen eine spezielle Einreisegenehmigung, das sogenannte Diamonitrion, einholen. Das Dokument muss man lange im Vorfeld beantragen und im Pilgerbüro in Ouranoupoli abholen.
Für Touristen wie uns besteht leider nur die Möglichkeit, bis Ouranoupolis, der ''Himmelsstadt'', zu fahren und von dort aus eine Bootsfahrt entlang der ungefähr 40 Kilometer langen Athosküste zu buchen.
Vom Wasser aus kann man tolle Blicke auf die einzigartige und irgendwie auch geheimnisvolle Halbinsel werfen. Wie Festungen thronen die gewaltigen Anlagen auf den Felsen.
Das Kloster Megisti Lavra ist das größte und älteste auf Athos. Es wurde im Jahr 962 n. Chr. von dem Mönch Athanasios, dem Athoniten an der Spitze der Halbinsel gegründet.
In der Bibliothek lagert die drittgrößte Sammlung der Welt an byzantinischen Manuskripten.
Skiten werden die Mönchsdörfer genannt; Nea Skiti ist eines der größeren unter ihnen:
Eine Ansammlung von Häusern am Hang, in denen mehrere orthodoxe Ordensbrüder ( bis zu 40) zusammenwohnen. In jedem Wohngebäude gibt es eine eigene Hauskapelle mit Ikonen, eine Küche und Übernachtungsplätze für die Pilger.
Auf 336 Quadratkilometern wurde hier eine Natur konserviert, die im restlichen Griechenland so schon längst nicht mehr existiert.
Man findet auf der Halbinsel keine asphaltierten Straßen, stattdessen ein ausgedehntes Netzwerk aus Waldwegen und Wanderpfaden, die die Klöster miteinander verbinden.
Pilgeren, die damals wie heute von Athos magisch angezogen werden, präsentiert sich ein schier unvorstellbarer Reichtum an seltener Flora und Fauna der makedonischen Natur und eine unwegsame Bergwelt, die bis heute nur mühsam zugänglich ist.
Es gibt Routen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades durch die üppigen Wälder aus Eichen, Kastanien, Buchen, Linden und Lorbeer.
Bäche plätschern an Steilhängen hinunter, eingegraben in malerische Schluchten.
Es duftet nach Feigen, Ginster, Oleander und Zitrusfrüchten. Zikaden zirpen, und Katzen schnurren auf den von Steineichen und wunderlichen Erdbeerbäumen, umgebenen Terrassen.
Von der Kapelle am Gipfel des Athos soll der Ausblick über die nördliche Ägäis und Makedonien atemberaubend sein.
Nach Jerusalem stellt der Berg Athos den zweitwichtigsten Pilgerort für weltweit über 300 Millionen Orthodoxen Christen dar.
Es ist ein Paradies....ein kleiner Garten Eden am Rande der griechischen Halbinsel Chalkidiki.
Wie schön, dass wir einen winzigen Eindruck davon bekommen durften.Læs mere










