• Ronda

    1 mars, Spanien ⋅ ☁️ 13 °C

    Kaum ein Ort in Spanien ist so berühmt wie das kleine Städtchen Ronda in der Provinz Málaga. Der Grund dafür ist nachvollziehbar, sobald man es gesehen hat:
    Ronda wurde auf einem - von einer tiefen Schlucht durchzogenen - Felsplateau errichtet, dessen Seiten zum Teil mehr als 150 Meter senkrecht in die Tiefe fallen.
    In einem wahrhaft gigantischen Konstrukt, spannen sich die Bögen der Brücke von Ronda 98 Meter hoch über die gewaltige Schlucht El Tajo; tief im Tal darunter rauscht der Fluss Guadalevín.
    Der Anblick ist einfach spektakulär- kein Wunder, dass das Motiv auf Tausenden von Postkarten zu sehen ist.

    Die "Neue Brücke" von Ronda trennt die Altstadt , La Ciudad, vom jüngeren Stadtteil El Mercadillo auf der anderen Seite.
    Die Quadersteine, aus denen die Brücke errichtet wurde, holte man unter unvorstellbar großem Aufwand direkt aus der Schlucht.
    Bevor im Jahr 1751 mit der Errichtung der Puente Nuevo begonnen wurde, führte an der gleichen Stelle eine kleinere Bogenbrücke über den tiefen Abgrund.
    Der Bau war eine große Herausforderung, aber überraschenderweise schien schon der erste Versuch nach einer Rekordzeit von 8 Monaten erfolgreich zu sein.
    Tragisch war, dass die Brücke nur 6 Jahre hielt und beim Einsturz mehr als 50 Menschen ums Leben kamen.

    Einen zweiten Versuch übernahm der bekannte spanische Architekt José Martín de Aldehuela, der auch an der Planung der berühmten Stierkampfarena von Ronda beteiligt war. Aldehuela starb 1802 in Málaga eines natürlichen Todes, obwohl eine Legende besagt, dass der Architekt sich von seiner Brücke in die Schlucht von Ronda stürzte, weil er befürchte, nie wieder ein solch majestätisches Bauwerk erschaffen zu können.
    Im mittleren Brückenteil, über dem zentralen Bogen, befinden sich kleine Kämmerchen, die im 19. Jahrhundert und während des Spanischen Bürgerkriegs als Gefängnis und Folterkammer genutzt wurden.
    Ernest Hemingway, der Ronda liebte und auch einige Zeit hier verbrachte, schreibt in seinem Klassiker »Wem die Stunde schlägt«, dass Gefangene während des Spanischen Bürgerkriegs von der Brücke geworfen wurden. Ob das der Wahrheit entspricht, konnte bis jetzt nicht eindeutig geklärt werden.

    Die 1785 fertiggestellte Stierkampfarena zählt zu den ältesten und größten in Spanien.
    Von hier aus verbreitete sich der spanische Stierkampf in seiner heutigen Form über das ganze Land.
    Gern würde ich euch erzählen, dass die Arena nur noch als Mahnmal für längst vergangene Zeiten dient.
    Doch finden hier leider bis heute noch Stierkämpfe statt, obwohl laut Umfragen die Mehrheit der Spanier diese vermeintliche Tradition ablehnt und andernorts in Spanien das blutige Spektakel längst verboten ist.

    In Ronda wohnen circa 35.000 Einwohner. Doch die schmalen verwinkelten Gässchen der Altstadt, in denen man die gegenüberliegenden Häuserwände fast gleichzeitig mit den Händen greifen kann, lassen eher an ein kleines Bergdorf denken.
    Typisch für Ronda sind die weißen Häuser, die teilweise direkt an der Klippe gebaut sind - die halbe Stadt balanciert am Abgrund.
    Umgeben von einem Teppich grüner Olivenhaine, riesigen Farmen mit freilaufenden Rindern und eindrucksvollen Weingütern bleibt die Natur in diesem abgelegenen Landstrich
    ein seltenes, nahezu unangetastetes Juwel.
    Ronda ist also aus gutem Grund eines der beliebtesten Reiseziele in Andalusien. Keine Frage, dass wir dem kleinen Ort einen Besuch abstatten und einen
    kurzweiligen Tag verbringen.
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