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- Dia 90
- sábado, 17 de fevereiro de 2024 09:08
- ☁️ 17 °C
- Altitude: 319 m
Nova ZelândiaHacket Creek41°25’25” S 173°14’39” E
Von atemlos bis atemberaubend

Ich bin sehr zeitig wach, habe Kopfschmerzen und richtig Schiss. Denn heute geht es offiziell los mit den Etappen durch die Ranges. Laut Höhenprofil, das wir uns gestern Abend gemeinsam angeschaut haben, geht’s gleich steil hoch. Innerhalb von nur 5 Kilometern steigen wir von 300 auf 1200 Höhenmeter. Ich kann mir nicht vorstellen, dies zu bewältigen und suche eine letzte „Fluchtmöglichkeit“ aus diesem Abenteuer. Die junge Studentin, die gestern die Hütte total überheizt hat, geht heute wieder zurück in die Zivilisation, sie wollte vom Uni-Alltag nur mal eine Pause machen. Ich überlege, ob ich mit ihr mitgehe und teile Danny heulend meine Idee mit. Er ist davon natürlich alles andere als begeistert, welch eine Überraschung. Er verspricht mir, dass wir uns für diesen Anstieg ganz viel Zeit nehmen, ausreichend Pausen dazwischen einlegen und er fest an mich glaubt. Wenn es gar nicht anders gehen sollte, würde er sogar meinen Rucksack tragen.
Das junge französische Paar ist schon in Aufbruchstimmung und wir setzen uns noch einen kurzen Moment zu ihnen an den Tisch. Beim Anblick ihrer großen Essenstüte werde ich neidisch. Die können sich so richtig schön die Bäuche vollschlagen. Danny isst ein paar Löffel Milo Pops und ich reiße eine kleine Müsli-Tüte auf. Da wir keine Milch haben, gießen wir heißes Wasser drüber. Es schmeckt einfach nur trostlos.
Weil wir auf einer Wiese nahe dem Fluss übernachtet haben, ist unser Zelt klatschnass. So packen wir es dann auch zusammen und Danny muss dadurch ein paar Gramm mehr Gewicht mit nach oben schleppen. Die Franzosen sind schon längst aufgebrochen, als wir uns auf den Weg machen. Bevor es nach oben geht, müssen wir 3 x den Fluss überqueren. Zuerst hüpfen wir auf den größeren Steinen rüber, aber dieses Unterfangen ist echt heikel. Die Gefahr, auszurutschen, ist einfach zu groß. Danny gibt mir seine billigen Crocs Sandalen, die er für ein paar Dollar erstanden hat. Damit laufe ich jetzt direkt durch den Fluss und stehe sicher. Es ist ein richtig tolles Gefühl, wenn das eiskalte Wasser die Füße umspült.
Ein paar Minuten später ist nix mehr toll. Es geht steil und brutal nach oben. Jetzt heißt es vor allem, ganz ruhig atmen und einen Schritt vor den anderen setzen. Ich keuche schnell und schaue nach oben. Aber genau das ist der Fehler. Danny ist mir weit voraus und der Anstieg nimmt kein Ende. Ich muss versuchen, meinen Atem zu beruhigen. Dann fällt mir das Gayatri Mantra von meiner Lieblings-Mantra-Band, Deva Premal und Miten, ein. Ich singe innerlich dieses Mantra, passend zu meinen Atemzügen. Und dann passiert etwas Unglaubliches: Ich werde tatsächlich ganz ruhig und steige sehr langsam, aber Schritt für Schritt nach oben. Als wir ungefähr bei der Hälfte sind, machen wir eine kleine Pause und teilen uns einen halben Camembert mit ein paar Kräckern. Danach geht’s weiter und 1,5 Stunden später haben wir tatsächlich unsere erste Hütte erreicht, wo wir pünktlich um 12:30 Uhr eine kleine Mittagspause einlegen. Das Wetter ist perfekt, die Aussicht grandios. Ich bin plötzlich soooo froh, hier zu sein und kann mich an dem Panorama gar nicht satt sehen.
Ab hier folgen wir jetzt nur noch Pfählen, die orange in den Geröllfeldern leuchten. Sie führen uns hinauf auf 1500 Höhenmeter zum Mount Starveall. Immer wieder bleiben wir stehen, es ist zwar sehr windig, aber die Sicht ist heute klar und wir können weit in die Ferne blicken. Durch einen Wald kommen wir auf den nächsten Bergrücken und sehen von dort unsere nächste Hütte, die Slaty Hut. Sie ist unglaublich schön gelegen und das Beste ist, außer uns ist noch niemand da.
Es ist erst 16:30 Uhr und wir haben genug Zeit, den Abend zu genießen. Wir kochen, essen, laufen ein bisschen herum und freuen uns, dass wir ganz allein sind. „Glaubst du, es kommt noch jemand?“, fragt mich Danny. Ich bin mir sicher, dass wir allein bleiben werden. Diese Sicherheit wird kurze Zeit später aufgelöst. Gegen 18:30 Uhr kommen Julia und Romain, wieder ein sehr junges französisches Paar.
Sie haben die Etappen, die wir in den letzten zwei Tagen absolviert haben, in nur einem Tag geschafft. Ich bin total frustriert und enttäuscht. Zum einen, weil wir jetzt nicht mehr allein sind und zum anderen, weil mir meine eigene Etappen-Leistung plötzlich klein erscheint gegen die der Franzosen.
Sie sind total verschwitzt vom Tag und hängen in der Hütte ihre nassen Sachen auf die Leine. Ihr Englisch ist nicht besonders gut, so dass wir wenig miteinander sprechen. Es „menschelt“ auch nicht so zwischen uns.
Danny kann meine Enttäuschung überhaupt nicht verstehen und sagt, ich solle mich nicht vergleichen. Das macht nur unglücklich. Später liegen wir zu viert in der Hütte und ich kann lange nicht einschlafen. Die vielen Eindrücke des Tages und der „spezielle“ Geruch der anderen Wanderer halten mich davon ab. Doch irgendwann übermannt mich der Schlaf. Danny, der keine Ohropax hat, wird von der Mäuse-Party, die unter der Hütte stattfindet, wachgehalten. Es knirscht, knabbert und knuspert stundenlang unter den Dielen. Danny lauscht dem nächtlichen Treiben mit einer Mischung aus Horror und Erstaunen. Er ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Mäuse seine Spur aufgenommen haben und er jetzt auf ihrer Fahndungsliste steht.Leia mais