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- Dia 95
- quinta-feira, 22 de fevereiro de 2024 10:02
- ⛅ 15 °C
- Altitude: 531 m
Nova ZelândiaTop Two41°45’46” S 172°58’17” E
Das Wunder des Alltäglichen

Heute geht’s raus. Nicht raus IN die Berge sondern raus AUS den Bergen. Aus den Richmond Ranges. Nach 7 Tagen im schönsten Naturpanorama geht’s heute ins Schlemmerparadies. Bei strahlendem Sonnenschein laufen wir hinab ins Tal, während hinter uns die Berge liegen, die wir erklommen haben. Die Kulisse ist malerisch und irgendwie kann ich immer noch nicht so richtig glauben, dass wir dort jetzt 7 Tage von Gipfel zu Gipfel gehüpft sind - und das mit unseren schweren Rucksäcken.
Anna aus Irland hält für uns an und fährt uns die letzten 11 Kilometer ins Gebirgsdorf St. Arnaud. Kurz vorher haben wir extra noch unsere T-Shirts gewechselt und frische Sachen angezogen. Anna hält die Fenster beim Fahren geschlossen, das lässt in mir die Hoffnung aufkommen, dass sich unser Geruch in Grenzen hält. Oder sie hat Corona.
Nachdem wir unseren Müll der letzten Tage am Gemeindehaus abgeladen haben, steuern wir direkt die Alpine Lodge an für die große Völlerei. Wir bestellen zwei Kaffee, eine Cola, ein Bier und zwei Cheese Scones (eine Art hohes Weizenbrötchen) mit Butter. Der Kellner bittet uns, kurz Platz zu nehmen und ich nutze die Zeit für eine kleine Restauration auf der Toilette. Ich kann nicht glauben, dass ich plötzlich vor einem Dyson Airblade Wash & Dry stehe. Ich wasche mir gefühlt eine Ewigkeit die Hände und genieße den Luftstrom, der beim Trockner aus der Düse kommt. Was für ein Luxus. Zurück im Gastraum liegt mir das Nasch-Paradies zu Füßen bzw. vor mir auf dem Tisch. Die Scones sind noch lauwarm und die Butter schmilzt auf der Kruste. Und wir schmelzen dahin, als wir hineinbeißen. Geschmacksnervenexplosion pur! Es sind die besten Cheese-Scones, die wir je gegessen haben.
Danach sind wir immer noch nicht satt und legen noch ne Schippe obendrauf. Wir bestellen uns jeweils eine Pizza. Sie schmeckt wahnsinnig lecker, aber unsere Mägen sind so viel Essen gar nicht mehr gewohnt und reagieren beleidigt. Sie haben keine Lust, so viel auf einmal zu (ver)arbeiten. Wir schaffen gerade mal die Hälfte und packen uns den Rest ein.
Während es in unseren Bäuchen gluckst und gurgelt, überlegen wir, wo wir uns nach der anstrengenden Bergetappe ausruhen und wieder ein paar Gramm zulegen könnten. Danny findet ziemlich schnell eine superschöne AirBnB Unterkunft in Motueka, 28 Kilometer nordwestlich von Nelson, im Tasman District. Allerdings sind es bis dahin 102 Kilometer, etwa 1,5 Stunden Autofahrt. Egal, wir sind positiv gestimmt, dass uns jemand mitnimmt, stellen uns auf die Straße und heben unseren Arm. Es kommen nur wenige Fahrzeuge vorbei. Niemand hält an. Wir sind geduldig. „Das klappt schon“, denken wir und lächeln in jedes vorbeifahrende Auto. Es vergehen 15 Minuten, 30 Minuten, 1 Stunde. Nichts passiert. Ich schaue mich um und nach oben. Direkt auf der Bergspitze sehe ich einen Gleitschirmflieger und beobachte ihn, wie er sanft und ruhig in Kreisen durch die Lüfte segelt. Irgendwann wechseln wir unseren Standort, holen uns eine Cola im kleinen Laden und versuchen es wieder mit trampen. Nach knapp 1,5 Stunden hält ein Campervan an mit zwei jungen Tschechen. Sie sagen, sie seien auf dem Weg nach Motueka und fragen uns, wohin wir wollen. Wir können es nicht glauben. Sie fahren genau dorthin, wohin wir auch möchten. Auf der Rückbank darf zwar offiziell nur 1 Person sitzen, aber das sieht hier niemand so eng. Zur Sicherheit hängen wir die Fensterscheibe mit einem dunklen Tuch ab.
Die beiden Tschechen heißen Stepan und Matêj und wollen sich im nahegelegenen See noch kurz frisch machen. Stepan erklärt uns, dass sie gerade vom Gleitschirmfliegen kommen und sehr verschwitzt sind. Was für ein Zufall, wir sitzen im Campervan von dem Gleitschirmflieger, den ich noch vor einer halben Stunde oben auf dem Berg gesehen habe. Wie krass, dass die beiden ausgerechnet nach Motueka fahren und wir mit nur einem Hitch dorthin kommen.
Die Autofahrt ist sehr lustig und interessant (Wir lernen u.a., dass sich neuseeländische Frauen auf der Dating-Plattform, Tinder, oftmals mit Gewehr und Angelrute präsentieren). Stepan erklärt uns alles übers Gleitschirmfliegen und wie er dazu gekommen ist. Er reißt mich richtig mit und weil ich so begeisterungsfähig bin, will ich am liebsten gleich einen Tandem-Flug mit ihm zusammen machen. „Ihr könnt mich ab Mai in Innsbruck besuchen. Dort biete ich solche Flüge an.“ Wir tauschen die Kontakte aus. Als wir Motueka erreicht haben, gehen wir alle zusammen in den Supermarkt. Als Dankeschön für die Mitfahrt spendieren wir den beiden zwei Flaschen Wein.
Unsere Unterkunft in Motueka ist eine richtige kleine Perle. Zwei Zimmer, ein Bad, eine Küchenzeile und eine große Terrasse. Stephen, unser Gastvater, empfängt uns sehr herzlich und erklärt uns alles, was wir wissen müssen. Er gibt uns hilfreiche Tipps für Unternehmungen und bietet uns an, uns mit zu einem Chorkonzert zu nehmen, was in zwei Tagen stattfindet. Ein Frauen-Vokalensemble aus Berlin, mit dem Namen „Aquabella“ tritt im Riverside Café in Motueka auf - einer alten Pazifisten-Hippie-Christen-Kommune.
Stephen singt selber auch in einem Chor und freut sich schon sehr auf das Konzert. Wir sind neugierig und sagen sofort zu. Die Tage dazwischen hängen wir am Hafen rum und trudeln durch den Ort. Am Veranstaltungsabend nimmt uns Stephen in seinem Auto mit zum Chorkonzert. Wir erleben ein sehr abwechslungsreiches Programm von „Aquabella“. Sie singen in über 20 Sprachen und haben sogar ein Lied auf Māori im Repertoire. Danny und ich sind sehr angetan, solch ein kulturelles Highlight aus Deutschland in Neuseeland erleben zu können. Im Anschluss an das Konzert bedanke ich mich persönlich bei den Frauen auf Deutsch und sage ihnen, wie begeistert ich von ihrem Auftritt bin.
Die Tage in Motueka vergehen wie im Flug und im Nu sind wir schon wieder unterwegs in der nächsten Etappe. Die gehört allerdings nicht zum Te Araroa Trail, wir haben sie uns selbst ausgesucht. Wir wollen den Abel Tasman Costal Way laufen. Entlang an Traumstränden, gelegen in Traumbuchten, überwölbt von Traumwetter, wollen wir das hier noch sehr milde Spätsommer-Klima mit der ein oder anderen Badegelegenheit genießen. Abseits des Weges machen wir uns erneut auf den Weg.Leia mais