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- Tag 2
- Mittwoch, 16. März 2022
- ☁️ 16 °C
- Höhe über NN: 352 m
SpanienLuzaide43°5’28” N 1°18’7” W
SJPDP - Valcarlos (~13km)

Für das letzte Stück nach SJPDP mussten wir in einen Reisebus umsteigen, anscheinend ist ein Teil der Gleise kaputt. Schienenersatzverkehr kenne ich aber aus Deutschland zur Genüge und da die anderen Menschen mit Rucksack ebenfalls in diesen Bus einsteigen, wird es schon seine Richtigkeit haben. 45 Minuten Fahrt durch die Pyrenäen, gigantische Aussichten. Bis man sich überlegt, dass man das ab jetzt nicht mehr aus dem Bus sehen wird, sondern über diese Berge irgendwie drüber muss😅
Angekommen in SJPDP verschwindet der eine Herr mit Rucksack direkt ohne weiteren Gruß. Wir anderen 3 stehen etwas orientierungslos herum und versuchen die ausgehängte Karte zu verstehen. SJPDP ist größer als erwartet und es gibt hier anscheinend auch viele Touristen, die sich nur diesen Ort anschauen. Ein Arbeiter sieht uns und erbarmt sich, uns den Weg zum Pilgerbüro zu beschreiben, leider bin ich die einzige von uns dreien, die wenigstens ein bisschen Französisch versteht und sich a gauche und a droite und nochmal a droite und über die Treppe (?) versucht zu merken. Zum Glück finden sich auf dem Weg schon die ersten Markierungen und Pfeile, sodass wir recht schnell beim Pilgerbüro ankommen.
Dort sitzen zwei ältere französische Herren, von denen ich an den mit weniger Englischkenntnissen gerate. Irgendwie schaffen wir aber die Verständigung, er schreibt meine Daten inkl Handynummer auf (wobei ich nicht verstanden habe, wozu er sie braucht) und ich bekomme für 2 Euro meinen Pilgerausweis. Auf die Muschel verzichte ich dankend, mein Rucksack ist schwer genug und sollte als Erkennungsmerkmal genug sein. Er empfiehlt mir noch, höchstens bis Valcarlos zu laufen, da das etwa 4 Stunden dauern soll und der weitere Weg nach Roncesvalles zu weit und zu steil sei um ihn am späten Nachmittag noch in Angriff zu nehmen. Zusätzlich bekomme ich ein Verzeichnis von offenen Herbergen und eine Karte für die erste Etappe, auf der er mir mehrfach deutlich macht, dass die Route Napoleon so früh im Jahr wegen Schnee noch geschlossen ist und ich unbedingt auf jeden Fall an der ersten Abzweigung rechts abbiegen muss!
Ich schaue mir noch kurz die Zitadelle des Ortes zumindest aus der Ferne von unten an, unnötige Umwege erspare ich mir lieber von Anfang an. Rob aus England, der mit uns im Bus saß, wird noch eine Nacht in SJPDP bleiben und dafür morgen direkt bis Roncesvalles laufen, sodass wir uns dort vielleicht nochmal treffen und Christian ist bereits losgelaufen. Ich werfe noch einen kurzen Blick in die Kirche und starte gegen 11 Uhr dann tatsächlich auf meinen Camino.
Das Wetter ist perfekt zum Wandern, wärmer als erwartet, sodass ich recht schnell nur im T-Shirt laufe, aber bewölkt, sodass es nicht zu heiß wird. Es riecht nach Frühling und Natur - oder nach Heuschnupfen und Kuhdung, was im Endeffekt dasselbe ist.
Nach einer kurzen Strecke über Felder stehe ich am Rand einer Schnellstraße. Bin ich hier wirklich richtig? Ein kurzer Kontrollblick ins Handy bestätigt die Befürchtung. Die Aussage im Pilgerbüro "You walk on the street for a bit" lag nicht am schlechten Englisch und er meinte nicht neben der Straße... zum Glück ist um diese Uhrzeit wenig Verkehr und ich laufe vorsichtig am Seitenstreifen entlang. Recht bald biegt der Weg jedoch wieder in die Felder ab und führt abwechselnd bergauf und bergab.
Nach etwa einer Stunde laufen holt mich Christian ein. Ich dachte eigentlich, er wäre vor mir, aber irgendwie hat er die falsche Abzweigung genutzt, musste dann wieder zurück und hat nochmal in SJPDP angefangen. Die Auszeichnung des Weges lässt stellenweise wirklich zu wünschen übrig und ich vermute, dass er deshalb froh war, mit mir laufen zu können. Zumindest wartete er regelmäßig oder musste nach steilen Aufstiegen "unbedingt" ein paar Fotos machen, bis ich genug geschnauft habe. Meine Kondition lässt zu wünschen übrig und ich werde bei steilen Strecken sowieso immer rot wie ein Ampelmännchen. So verzichte ich auch erst mal dankend darauf, dass er auch ein Foto von mir machen könnte und bleibe lieber bei Naturfotos. Bereits um halb 1 erreichen wir den angekündigten Supermarkt, der größer ist als gedacht und von vielen Kleidungsgeschäften umgeben ist. Anscheinend ein Outlet direkt auf der französisch-spanischen Grenze. Schilder zur Markierung der Grenze gibt es keine, Klamotten haben wir beide genug dabei, also beschränken wir uns auf Proviant, da wir nicht sicher sind, ob es am Ziel einen weiteren Supermarkt oder ein Restaurant gibt.
Der Weg sieht an vielen Stellen frisch ausgebessert aus, anscheinend gab es hier Schlammlawinen. So müssen wir an einer Gabelung auch erneut auf die Straße ausweichen, da ein paar Polizisten uns gestenreich erklären, dass der eigentliche Weg gesperrt ist. Später erfahren wir von anderen Pilgern, dass dort wohl ein Tunnel eingestürzt ist. Der Weg an der Straße existiert nicht, wir müssen tatsächlich auf der Straße laufen. Zum Glück sind wir zu zweit, dieses Stück ist wirklich gruselig, wenn die Autos aus engen Kurven entgegenkommen. Ein Kreuz mit Foto an einer besonders engen Stelle lässt es nicht wirklich vertrauenerweckender erscheinen und wir entschließen uns zu einer kurzen Pause an der nächsten sicheren Stelle. Ein Blick ins Handy ergibt, dass wir nur noch einen Kilometer bis Valcarlos laufen müssen und die Straße nach der nächsten Kurve in den Ort führt. Auch wenn es erst kurz nach 2 ist, entscheiden wir uns zu bleiben.
Es ist schon ein englisches Pärchen in der Albergue, die uns erklären, dass wir den Hospitaliero anrufen sollen. Nach einigem hin und her am Telefon hat Christian ihn dazu gebracht, zur Unterkunft zu kommen, wo er den CheckIn mit uns macht. Leider spricht er wirklich nur spanisch, aber zum Glück kann Patrick aus England für uns Dolmetschen und ich kann anschließend gemütlich duschen. Es sieht aus, als ob es später regnen wird, es war wohl eine gute Entscheidung, heute nur die rund 13 Kilometer bis Valcarlos zu gehen. Da es morgen wohl zuerst auch auf der Straße weitergeht, ist es sicher besser, das Stück ausgeruht in Angriff zu nehmen.Weiterlesen