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  • Day 14

    Belorado - Agés (~27.5km)

    March 28, 2022 in Spain ⋅ ☀️ 11 °C

    Zuerst noch ein Nachtrag zu gestern: Ich habe die Region La Rioja nun hinter mir gelassen und befinde mich in Castilla y León. Hier verlaufen nun mehrere hundert Kilometer Jakobsweg bis weit hinter die Stadt León.

    Die Nacht war schlecht. Es war so kalt, dass ich kaum geschlafen habe, obwohl es mit nur 4 Leuten im Raum eigentlich recht ruhig war. Es muss noch kälter gewesen sein als in der Herberge in Viana, denn ich werde wach, sobald ich mich bewege und auf eine kalte Stelle rolle. Als um kurz nach sechs Kathrinas Wecker klingelt, gebe ich auch auf und stehe auf. Keiner will länger als nötig in der Kälte bleiben, denn obwohl es draußen noch Dunkel ist, ist es zumindest gefühlt wärmer und so mache ich mich bereits um kurz nach sieben auf den Weg. Für Sterne und Sonnenaufgang ist es auch heute leider zu bewölkt, aber die Sonne schafft es relativ schnell durch die Wolken und macht es direkt fühlbar wärmer.

    Das Wetter verspricht heute gut zu werden und ich komme sehr gut voran. Leider hat in keinem der ersten Orte eine Bar offen, dabei wäre ein heißer Kaffee nach der kalten Nacht perfekt. Diego uns Kathrina holen mich bei jeder Pause ein und nach einigen Kilometern treffen wir tatsächlich auch Jean-Luc und Catherine wieder, die einen Ort weiter übernachtet haben. Hm, dann meinte Diego wohl tatsächlich das deutsche Paar, das im selben Ort wie wir war. Wie gut, dass ich mich für die andere Albergue entschieden hatte, ich habe sie nicht gesehen.

    Ich scheine ein ähnliches Tempo wie die beiden Franzosen zu haben, denn wir holen uns bei den Pausen gegenseitig ein. Bereits um halb 11 erreiche ich den letzten Ort, der eine Bushaltestelle nach Burgos bietet, bevor es heute nochmal einen ordentlichen Anstieg und 12km ohne Ortschaften gibt. Kurz überlege ich, aber als ich irgendwie die letzte Bar im Ort verpasse, beschließe ich, einfach weiterzugehen, es ist ja früh genug und ich kann viele Pausen machen.

    Die brauche ich auch, denn der Anstieg ist ziemlich hart. Dafür ist die Strecke durch den Wald sehr schön, auch wenn ziemlich viele Prozessionsspinner auf dem Weg sind. Unterwegs lerne ich noch Barry aus Irland kennen (das scheint dort ein häufiger Name zu sein), der aber nur bis Burgos gehen wird, aber auch schon mal die letzten 100km bis Santiago gemacht hat.

    Trotz einiger Pausen komme ich gut voran und erreiche um 20 vor 3 den nächsten Ort. Dieser besteht hauptsächlich aus einer Bar, die jeder anzusteuern scheint. Ich treffe Chris aus den Niederlanden wieder, das französische Paar kommt kurz nach mir und auch Barry ist dort. Es stellt sich heraus, dass die Albergue dort entgegen der Angaben leider geschlossen ist, aber ich gönne mir erstmal den Kaffee, auf den ich heute Vormittag schon spekuliert habe und esse ein großes Bocadillo. Eine Gruppe mit zwei Spaniern und einem Italiener, die mir auch schon häufiger begegnet sind, kommen ebenfalls dazu. In 4 km sollte es im nächsten Ort auf jeden Fall eine Unterkunft geben, das schaffe ich heute auch noch.

    Gemeinsam mit der Gruppe und Chris breche ich auf und unterhalte mich mit dem Italiener Fabio aus Rom, der wegen Problemen mit den Schienbeinen ein ähnliches Tempo läuft wie ich. Er will aber keine Pausentage machen, weil er unbedingt bis Ostern in Santiago sein möchte und auch Gepäck voraussenden kommt für ihn nicht in Frage. Ich hoffe, er überlegt sich das nochmal, denn seinem Blick nach tut es ziemlich weh. In gefühlt sehr kurzer Zeit und bei bestem Wetter erreichen wir den nächsten Ort und während die Gruppe noch diskutiert, ob sie ebenfalls hier bleiben oder noch weiterziehen sollen, checke ich schon mal ein.

    Es gibt Vierbettzimmer die jeweils eine eigene Dusche haben und in meinem Raum ist bisher nur Neil aus England, der ebenfalls nur bis Burgos läuft. Also wieder ein unteres Bett für mich. Neil ist ungewöhnlich interessiert an meinen Blasen und ob sonst alles ok ist, aber ich wiegle ab, da ich inzwischen sicher bin, morgen heim zufahren. Die Dusche ist heiß und mit genug Druck um auch ordentlich die Haare zu waschen und während ich mich anschließend noch entspanne, beziehen Diego und Kathrina die oberen beiden Betten. Ich dachte vorhin schon, dass ich ihre Rucksäcke am Eingang erkannt habe.

    Ich schaue mir das Dorf ein wenig an, während die Gruppe, die sich auch zum Bleiben entschieden hat, mit anderen bekannten Gesichtern auf der Terrasse ein Bier trinkt. Ich muss zuerst noch meine Füße verpflegen, entscheide mich dann aber doch noch, im Restaurant was zu Abend zu essen und kann (etwas verspätet) mich noch einer Gruppe mit einigen bekannten und unbekannten Gesichtern anschließen.
    Chris aus den Niederlanden ist dabei, außerdem Sergio und Silvio aus Spanien und Fabio aus Rom, mit denen ich das letzte Stück heute gelaufen bin, Neil aus Großbritannien und Marie aus Frankreich. Es ist spannend, von allen zu hören, vor allem da die beiden Spanier kein Englisch können, die Französin und der Italiener dafür schon. Zum Tagesmenü gibt es in Spanien meistens Wein dazu, den der Wirt für alle in einem großen Krug auf dem Tisch platziert und es dauert ein bisschen, bis ich merke, dass Fabio allen immer nachschenkt und Silvio bereits zwei mal Nachschub beim Wirt geordert hat. Ich weigere mich dementsprechend, auch noch eine Runde Schnaps nach dem Essen zu ordern, lasse mich aber von einem Bier vor dem Schlafengehen überzeugen, ich sei schließlich Deutsche.

    Die Runde ist sehr angenehm und es stellt sich heraus, dass Neil Physiotherapeut ist. Er kann Fabio ein paar Tipps geben und auch Diego, der seit ein paar Tagen die gleichen Probleme hat, profitiert davon. Ich freue mich, wieder zu erleben, wie die Magie des Caminos wirkt, denn eigentlich hatte keiner der beiden geplant, in dieser Unterkunft schlafen, aber jetzt ermöglicht es ihnen, ihren Weg hoffentlich schmerzfrei fortzusetzen.

    Dem Wirt merkt man ab 9 Uhr an, dass er gerne Feierabend machen würde, aber es wird Viertel vor 10, bis ich mich als Erste ins Bett verabschiede. Diego und Kathrina, die an einem anderen Tisch saßen, sind noch wach, haben aber ihre Sachen bereits für Morgen gerichtet. Diego meint, ich sei immer so viel schneller als sie, ich solle doch morgen ruhig später aufstehen und sie würden extra leise sein. Ich bin gespannt, stelle den Wecker aber erst auf sieben, denn die Etappe morgen sollte kürzer sein.
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