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- Día 4
- martes, 20 de junio de 2023
- Altitud: 45 m
VietnamTemple of Literature21°1’48” N 105°50’12” E
Tag 3: Hanoi - Stadtführung

Für heute steht eine Stadtführung mit Museumsbesuchen auf dem Plan. Treffpunkt ist 8:30 Uhr am Literaturtempel, Google Maps sagt, rund 20 Minuten von unserem Hotel aus. Wir entscheiden uns zu laufen, obwohl wir ja gestern schon festgestellt haben, dass das hier auch für kurze Strecken eher die Ausnahme zu sein scheint.
Natürlich kommen wir prompt zu spät und sind schon vor Beginn der Führung völlig durchgeschwitzt. Bürgersteige sind hier (wenn überhaupt vorhanden) eher als Rollerparkplätze anzusehen, Ampeln sind höchstens freundliche Empfehlungen und das Straße überqueren kostet uns jedes Mal mehrere Minuten. Wir werden heute aber noch viel Übung unter Anleitung unserer Stadtführerin bekommen, sodass das von Tag zu Tag einfacher klappt.
Wir starten unsere Führung mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Nhung ist heute nicht dabei, sondern mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, sodass nur Jan, seine Mutter, Michael und ich teilnehmen. Manh, unsere Führerin, spricht aber sehr gutes Deutsch, hat sich zur Unterstützung aber einen guten Freund mitgebracht, der in Deutschland geboren und gerade zufällig auf Heimatbesuch ist. Manh ist die Freundin einer Freundin von Nhungs Schwester, über die wir zu dieser Stadtführung gekommen sind.
Unsere Führung beginnt im Literaturtempel. Manh erzählt uns viele spannende Details und erläutert die zu sehenden Symbole und die Geschichte des Orts anschaulich, für Details sei aufgrund der Länge des Blogs aber auf Wikipedia verwiesen.
Im Tempel sind auch Schulklassen unterwegs, die uns mal wieder auf Englisch ansprechen und gerne ausfragen möchten. Während Michael sich für ein kurzes Gespräch mit den Kindern bereit erklärt, erläutern Manh und ihr Begleiter uns den Hintergrund dieses auffälligen Interesses. Englisch sei in den letzten Jahren als Fremdsprache sehr in Mode gekommen, um international erfolgreich werden zu können, weshalb viele Kinder es möglichst früh lernen sollen. Da in älteren Generationen jedoch nur wenige die Sprache beherrschen, fällt vor allem die Übung der Aussprache schwer, die sich aus Büchern nur bedingt lernen lässt. Deshalb werden die Kinder und Jugendlichen dazu angehalten, bei jeder sich bietenden Gelegenheit Englisch zu sprechen und ihre Aussprache zu üben. Und bei europäisch aussehenden Touristen nimmt man einfach an, dass sie ausreichend gutes Englisch beherrschen. Wie gut, dass Michael diese Gespräche hauptsächlich übernimmt und den Kindern sicher auch hilfreiches Feedback geben kann.
Nach dem Tempel machen wir uns auf zum Kriegsmuseum, in dem über die vielen Kriege in Vietnam informiert wird, von frühen Kämpfen mit China über die französische Kolonialzeit bis hin zum Krieg mit den USA. Ich stelle mal wieder fest, wie wenig Geschichte anderer Länder bei uns im Schulunterricht behandelt wird. Aber gerade der Krieg in den 70gern ist den Leuten hier noch sehr präsent, unsere beiden Guides berichten von vielen Geschichten aus der eigenen Familie. Die Darstellung im Museum (und später im Hoa Lo Gefängnis) wirken auf uns stellenweise etwas einseitig, aber die vielen Informationen, die wir ansonsten erhalten, machen es locker wett. Wir erfahren in Gesprächen mit unseren Guides auch einige spannende Details zu Kultur und Gegebenheiten des Landes.
Manhs Freund erläutert uns, wie sehr hier alles auf dem eigenen Netzwerk basiert. Verträge sind nichts wert, solange man nicht jemanden kennt, der für das Gegenüber bürgt. Es kommt außerdem immer darauf an, die richtigen Leute zu kennen und zu wissen, wie viel man ihnen zahlen muss. Wenn man nicht weiß, wie viel Geld man in den Umschlag stecken soll, gibt es dafür Consultants, die sich für dich darum kümmern (defitiv eine andere Berufsdefinition als meine). Und die Personen, die man den ganzen Tag am Straßenrand sitzen sieht, verdienen ihr Geld meistens auch nicht nur mit dem Kaffee, den sie anbieten, sondern den Informationen, die sie ebenfalls verkaufen.
Nach dem klimatisierten Kriegsmuseum muss sich Manhs Freund leider verabschieden. Wir begeben wir uns weiter zur Trainstreet, eine Straße, bei der die Häuser so eng an die Zuggleise gebaut sind, dass bei einer Durchfahrt alle ganz nah an den Häuserwänden stehen müssen. Die Straße ist gesperrt, man kann sie nur besichtigen, wenn man am Eingang eine*n der Ladenbesitzer*innen anspricht, die einen durch den Hinterausgang eines Geschäftes mit hinein nehmen. Den Eintritt zahlt man durch die Getränkepreise, die aber für deutsche Verhältnisse immer noch günstig sind. Nach einer Runde Eistee und Wasser mit Sirup bringt Manh uns zu einem stark touristisch geprägten Restaurant in einem Hotel in der Nähe. Dort treffen wir Nhung, die gemeinsam mit uns isst, bevor sie sich wieder an die Hochzeitsvorbereitungen macht, während Manh die Mittagspause ohne uns verbringt. Die beiden verabreden, dass Nhung uns nach dem Essen noch ein Taxi zur nächsten Station der Führung organisiert, damit wir nicht verloren gehen.
Das Restaurant ist erkennbar auf Touristen ausgelegt. Es gibt neben Stäbchen auch normales Besteck, die Bedienungen sprechen alle Englisch und die Karte bietet neben vietnamesischem Essen auch Burger und ähnliches an. Ich entscheide mich auf Nhungs Empfehlung für Bún chả, ein vietnamesisches Gericht aus gegrilltem Schweinefleisch, Reisnudeln und einer Art Suppe, das extrem gut schmeckt.
Nach dem Essen setzt Nhung uns am Hỏa-Lò-Gefängnis ab, wo wir Manh wieder treffen. Das Museum ist ganz interessant, punktet bei dem Wetter heute aber vor allem auch durch die Klimaanlage deutlich. Manh weiß auch hier viele interessante Informationen zu berichten, aber langsam merke ich, dass es sehr viel Input für einen Tag ist und kann nicht alle Details aufnehmen.
Nach dem Gefängnis laufen wir zusammen mit Manh noch durch das "Old Quarter", die Altstadt von Hanoi. Hier war jede Straße auf eine bestimmte Art Angebot spezialisiert, zum Beispiel die Silber- oder die Seidenstraße. Und auch heute noch ist das teilweise erhalten geblieben.
Die engen Straßen mit der Architektur der Gebäude, die Gerüche und Geräusche und das pulsierende Leben an sich sind sehenswert. Manh erklärt uns außerdem, dass Werbung für einzelne Geschäfte tatsächlich hauptsächlich über Mundpropaganda funktioniert, oder über Influencer auf Facebook oder Tiktok. Man findet für Läden und Attraktionen zum Teil keine eigene Website, sondern kann sich nur über solche Kanäle informieren. Gut zu wissen, falls wir nochmal hierher reisen.
Auch wenn die Tour sehr interessant ist, sind alle froh, als wir den Hoàn Kiếm See erreichen, an dem unsere Stadrführung endet. Nach ein paar obligatorischen Gruppenfotos mit unserer Führerin verrät uns diese noch, dass es tatsächlich ihre erste Stadtführung mit einer deutschen Gruppe war. Bisher hat sie nur kulinarische Abendrunden für englischsprachige Touristen angeboten und war entsprechend aufgeregt, ob ihr Deutsch tatsächlich gut genug ist, obwohl sie hauptberuflich Deutschunterricht gibt. Wir bestätigen ihr nochmals, dass die Tour ausgezeichnet war und wir sie auf jeden Fall weiterempfehlen, wenn sie das möchte, was ich hiermit gerne tue.
Um fünf sind Michael und ich zurück im Hotel. Abends essen wir nur ein paar Snacks, der Schrittzähler bestätigt, dass wir für heute genug unterwegs waren. Außerdem gewittert es wieder stark und wir sind froh, das Zimmer heute nicht mehr verlassen zu müssen.
Anmerkung: Da die Nachfrage kam, wieso von den vielen beschriebenen Gruppenfotos nie welche zu sehen sind: Ich habe beschlossen, keine Fotos von Personen ohne deren explizites Einverständnis im Internet zu teilen, zeige aber gerne nach dem Urlaub mehr Fotos. Meldet euch bei Interesse einfach.Leer más