• Beerdigung und Grabstätten

    September 22 in Indonesia ⋅ ☀️ 25 °C

    Kete Kesu ist ein ca 600 Jahre alte Dorfgemeinschaft/Klan, wo bereits 25 Generationen gelebt haben. Momentan leben 4 Generationen hier. Der Klan besitzt 14 Tongkonan-Häuser, moderne Wohnhäuser ringsherum, ganz viele Reisfelder und ein Teil vom Berg mit Wälder. Dies ist wohl der berühmteste und grösste Klan, der in jedem Reiseführer zu finden ist, somit auch sehr touristisch und meist fotografiert.

    Wir hatten das grosse Glück, heute an einer Beerdigungszeremonie beizuwohnen. Bei Hochzeiten und Beerdigungen kommt die ganze Familie zusammen. Besonders Beerdigungen spielen in Toraja eine ganz grosse Rolle. Es kommen Hunderte von Leuten zusammen und die Zeremonie kann bis zu 5 Tagen dauern. Am ersten Tag erscheinen die Gäste und bringen Geschenke mit, z.B. ein Schwein. Dies wurde genau registriert, damit man bei einer späteren Gelegenheit das Gleiche wieder zurückgeben konnte.

    Wir wurden in den Räumlichen/Terrasse des Bruders des Verstorbenen willkommen geheissen. Sarong anziehen, begrüssen und Geschenk (eine Stange Zigaretten) als Dank für die Einladung übergeben. Manasumo raka? Sind wir willkommen? Manasumo! Kommt rein! Curre. Danke. 🙏

    Mit Tee und Süssigkeiten wurden wir empfangen und durften noch mehr über die Tradition erfahren und auch Fotos machen. Dann wurde Essen für alle serviert, auch für uns. Es gab Reis, Poulet, Fisch und Gemüse. Gegessen wurde mit den Fingern.

    Anschliessend wurde der erste von 14 Büffeln geopfert und das vor aller Augen in der Mitte vom Platz. Zuerst wurden Pflöcke in den Boden geschlagen, wo dann der Büffel angebunden wurde. Dann ging es plötzlich ganz schnell und dem Büffel wurde die Kehle durchgeschnitten. Das Tier zuckte und fiel zu Boden. Eine sehr blutige Angelegenheit. Leider musste die Kehle noch zweimal weiter durchschnitten werden, bevor es verendete. Uns brach das Herz und wir konnten kaum hinschauen. Bei uns ist das definitiv Tierquälerei, aber hier ist es eine normale Tradition. Wir wissen, dass die Büffel jahrelang ein sehr gutes Leben geführt haben und bestens versorgt und umhegt wurden. Das tröstet definitiv. Aber die letzten 5 Minuten sind schon sehr tragisch und traurig.

    Andere Länder, Leute und Sitten…. und wir sind hier und akzeptieren die Situation. Sonst müssten wir nicht freiwillig hierher kommen.

    Als die Männer gestärkt waren, trugen sie den Sarg ein paar mal hin und zurück und hoben ihn dann auf einen Turm hoch. Normalerweise wird der Sarg mit einer Prozession durchs Dorf getragen, aber heute nicht. Den Sarg auf den Turm zu tragen war sehr schwierig. Aber wenn ich mir die Männer mit Flipflops anschaute und diese dann eine Bambustreppe hochklettern mussten, mit dem riesigen, schweren Gestell auf den Schultern, da wunderte ich mich, dass sie es überhaupt geschafft hatten.

    Inzwischen kam für uns der fast noch brutalere Teil den Zeremonie. Der Büffel wurde komplett gehäutet. So etwas haben wir natürlich noch nie erlebt und es war schon sehr schwer, das zu ertragen. Helen musste weinen und unser Guide Usman war beeindruckt, wie sehr sie die Zeremonie mitfühlen würde. Wir sagten nichts und entschlossen, den Ort so schnell wie möglich zu verlassen.

    Am Nachmittag besuchten wir dann noch verschiedene Grabstätten: Gräber im Felsen, mit Tau-Tau-Figuren und Gräber im Baum für Babies. Um eine Tau-Tau-Figur aufstellen zu dürfen, müssen an der Beerdigung 24 (!) Büffel geopfert werden. Tau-Tau sind lebensgrosse Holzfiguren, die die Verstorbenen in ihren Kleidern darstellen und als Wächter an Grabstätten aufgestellt werden. Dabei hatten wir auch den berühmtesten Schnitzer angetroffen.

    Vor dem Abendessen genossen wir ein erfrischendes Bad im Swimmingpool.
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