Satellite
Show on map
  • Day 21

    Cu Chi Tunnels

    February 22, 2023 in Vietnam ⋅ 🌙 28 °C

    An unserem 3. Tag in Ho-Chi-Minh haben wir eine Tour zu den Cu Chi Tunneln gebucht. Diese befinden sich gut 60km nordwestlich von Saigon. Dafür gibt es zwei Orte diese zu besichtigen, Ben Dinh und Ben Duoc. Der Unterschied zwischen den beiden Orten ist, dass Ben Dinh komplett für die Touristen nachegebaut wurde und nie zum echten Tunnelsystem dazugehörte. Die nachgebauten Tunnel wurden einiges grösser nachgebildet als die originalen. Zudem sind sie etwa 15 Minuten Fahrzeit näher an Saigon. Deswegen wählen die meisten Touristen, sowie die grossen Touristengruppen den Ort Ben Dinh. Daher für uns ganz klar, dass wir eine Tour nach Ben Duoc buchen werden. Wir hassen nichts mehr als Massentourismus und versuchen diesen nach Möglichkeit zu vermeiden.
    Um 8 Uhr werden wir von unserem Tourguide in einem kleinen luxuriösen Van beim Hotel abgeholt. Mit dabei sind noch 5 weitere Besucher, unser Fahrer sowie eine weitere Touebegleiterin. Unser Tourguide Theo gibt alles und labbert uns schon morgen früh mit Nonsense voll. Sein englisch ist mässig und fordert höchste Konzentration um ihm folgen zu können. Zum Glück sitzen wir ganz hinten, denn Theo ist wie ein strenger Lehrer und der ältere Tourist neben ihm, bekommt regelmässig einen Klaps sobald er mal aus dem Fenster schaut.
    Theo findet zudem wir sollten mal versuchen Hund zu essen. Der Hund sei ein Friend und beginne wie Food mit F, daher kann mann ihn essen. Wir wissen nicht sorecht ob dies ein Scherz von ihm ist oder ob er es ernst meint. Den in vielen Teilen Vietnams giltet Hundefleisch als Spezialität.
    Er erzählt uns viel über den Krieg. Da ich wahnsinnig Migräne habe, kann ich nicht alles verstehen was er erzählt und schalte auch etwas ab. Theo scheint seinen Job zu lieben, aber wie bereits gesagt ist Dauergebrabbel etwas zuviel. Selbst Thierry meint bei einer Fahrpause auf Schweizerdeutsch; ,,So aber nach der Pause hebsch de mau d Schnurre gäu".
    Der Fahrstyle unseres Fahrers ist ziemlich krass ums mal schön auszudrücken. Es wird gehupt und überholt was das Zeug hält.
    Als wir nach 90Minuten ankommen, können wir zuerst wieder Panzer und Flugzeuge anschauen, welche teilweise vom Alter her am auseinanderfallen sind. Umso befremdlicher für Thierry und mich, dass viele der Touristen in die Panzer oder Helikoper reinkraxeln und strahlend Fotos schiessen lassen. Theo unser Guide will auch ein Foto von mir und Thierry machen aber wir lehnen dankend ab. Er ist ganz erstaunt, ich habe sogar den Eindruck etwas brüskiert, dass wir nicht wollen. Ich erkläre ihm, dass der Krieg für uns eine schlimme und traurige Sache ist und wir keine lächelnden Fotos von uns vor Kriegsmaschinen wollen. Theo findet aber, dass sei Vergangenheit und eine Weile her und wir leben im hier und jetzt. Ich gebe ihm damit recht aber lasse mich nicht auf ein Foto ein. Keine Ahnung ob dies beleidigend für Vietnamesen ist, denn kurze Zeit später kommt die andere Begleiterin und erklärt mir, dass sich viele Besucher schuldig fühlen würden, aber das ich dies nicht brauche. Es seien die Regierungen gewesen die den Krieg angefangen haben. Ich teile ihr mit, dass ich keine Schuldgefühle habe, da ich ja nicht involviert war, aber halt einfach kein Bild von mir vor Kriegssachen brauche.
    Irgendwie komisch sich deswegen rechtfertigen zu müssen. Die anderen machen sogar Selfies vor Bomben, dies finden wir noch makaberer. Janu jeder hat eine andere Wahrnehmung und geht mit Themen anders um.
    Wir werden in den Wald geführt wo uns ein original Propagandafilm von Nordvietnam gezeigt wird. In Schwarz/Weiss versteht sich.
    Auch bekommen wir viele Infos über den Aufbau der Tunnel und können diese anhand eines Modelles genauer studieren.
    Die Cu Chi Tunnel entstanden 1948 während des Indochinakrieges gegen Frankreich und wurden vorerst als Verstecke für Waffen, kostbare Vorräte und Menschen genutzt. Währendem Vietnamkrieg wurden die Tunnel dann von Hand! ausgebaut. Sie umfassten 250 km und bestanden teilweise aus 3 verschieden tiefen Ebenen. Die erste Ebene befand sich 3-4 Meter unter der Erde, die zweite 6 Meter und die unterste 8-10 Meter.
    Ganze Städte mit Krankenhäusern, Küchen und Aufenthaltsräumen entstanden unter der Erde und waren strategisch miteinander verbunden. Die Tunnel waren ursprünglich 80cm hoch und 60cm breit. So kamen die Vietnamesen gut zurecht, aber die grösseren US Soldaten hatten keine Chancen durchzukommen. An einigen Stellen wurden die Durchgänge sogar noch kleiner gemacht. Sie dienten als Fluchtwege. Auch Fallen wurden in den Tunneln versteckt falls doch mal ein Soldat den Weg hineinfand. Die Wege waren wie in einem Labyrinth angelegt. Um an Trinkwasser zugelangen wurden tiefe Schächte bis ins Grundwasser gegraben und Wasser mit Kesseln hochgezogen. Die Amerikaner wussten lange nichts von den Tunneln und konnten sich die vielen, unbemerkten Angriffen nicht erklären. Dabei sass der Feind direkt unter ihnen. Später als sie davon erfuhren war es ihnen kaum möglich die kleinen Eingänge im Boden zu finden, welche so gut getarnt waren. Es gab sogar Unterwassereingänge welche weitere unerwartete Angriffe der Vietcong ermöglichte. Sie waren unglaublich schlau. Der Rauchabzug der Küche, welcher die Vietcong hätte verraten können, wurde übere mehrere Schächte gezogen und kam an einer völlig anderen Stelle wo nichts war aus dem Boden.
    Die Zerstörungsversuche der Amerikaner scheiterte völlig. Weder mit Bomben, Tunnelfluten noch Giftgas konnte die Tunnel zum Einsturz bringen. Als letztes Mittel schickten die USA eigene Soldaten, sogenannte Tunnelraten, ins Tunnelsystem, von denen aber nur wenige lebend zurück kehrten. Auch im Dschungel verstreut und um die Tunneleingänge verteilt wurden brutale Fallen aufgestellt. Fiel man in solche eine Grube wurde man von Bamusstöcken aufgespiesst, von Nägeln durchbohrt oder bekam eine Kugel voller Nägel auf den Kopf oder in den Körper. Dies waren nur einige Beispiele, es gab noch viel mehr Arten von Fallen. Die Fallen sollten die Feinde aber nicht sofort töten sondern sie möglichst lange leiden lassen. Sollte ein Soldat befreit werden gruben sich die Nägel, beim herausziehen aus der Grube, ein zweites Mal in den Körper. Anhand der Schreie wussten die Vietcong auch wo sich ihr Opfer befanden und konnte so teilweise noch mehr Amerikaner töten, welche ihrem Kameraden helfen wollten.
    Heute ist der grösste Teil der Tunnel verschüttet.
    Wichtig ist es auch zu erwähnen, dass die Chu Chi Tunnel einen großen Teil zum Sieg der Vietnamesen über die Amerikaner beitrugen
    Es dürfen nicht alle Besucher runter in die Tunnel, da zu füllige Personen nicht hindurch passen, in die Originaltunnel erst recht nicht. Der Einstieg beim ersten Tunnel wurde für die Besucher extra eine Treppe gebaut. Es ist ganz schön eng und ich bin froh sind wir bald wieder draussen. Wir gehen weiter und kommen nun zu den Originaleingängen. Thierry bekommt die Aufgabe diesen unter Blätter getarnten Eintritt zu finden. Nur durchs stampfen auf den Boden kann er gefunden werden. Da der Deckel aus Holz besteht tönt er anders.
    Die Öffnung ist minim. Der Guide will Thierry zuerst reinschicken, dieser ist aber unsicher ob er durch die Öffnung passt und vorallem durch den restlichen Tunnel. Niemand sonst will sich wagen, also gehe ich zuerst rein. Es ist sehr eng und ich fühl mich etwas unwohl ganz reinzugehen. Als Theo mir den Deckel zum zumachen gibt, bekomme ich leichters Panik und sage klar der Deckel bleibt offen. Ich verschwinde im engel Tunnelsystem und suche den Weg zum nächsten Ausgang. Zum Schluss wird es dunkel und dies behagt mir nicht mehr. Wie froh ich bin als ich wieder raus kann. Thierry geht schliesslich auch noch rein, nachdem ich ihm versichere, das er durchkommt.
    Die Vorstellung, dass die Menschen über Jahre so gelebt haben ist unglaublich. Und auch dieser Tunnel war bis auf den Eingang vergrössert worden. Wir besichtigen die grösseren Räume wo gegessen wurde und sehen das ,,Krankenzimmer". Auch bekommen wir das damalige Hauptnahrungsmittel zum kosten, Tapioka. Es wird aus der Maniokwurzel hergestellt und dient heute vorallem als Bindemittel bei süssen und salzigen Speisen. Ich find es nicht sonderlich lecker.
    Der letzte Tunnel den wir besichtigen können ist ein original Abschnitt. Dort dürfen wir nur geführt rein. Der Abschnitt ist ca. 30 Meter lang. Thierry geht hinter dem Mann der uns führt rein, danach ich und zum Schluss noch der ältere Herr. Es ist wahnsinnig heiss in den Tunneln. Ich merke wie mir unwohl wird und bekomme leichters Platzangst. Auch bilde ich mir ein zuwenig Luft zu bekommen. An einigen Stellen wirds noch enger und Thierry muss krabbeln. Ich will nur noch raus. Nicht zu wissen wielange es noch geht macht mich fast wahnsinnig. Als wir endlich beim Ausgang sind, stell ich mich wieder mal richtig idiotisch an und habe das Gefühl ich könne zuerst mit den Beinen voran. Klappt nicht wirklich weil es eine steile Treppe hochgeht. Umdrehen geht auch nicht mehr, dafür ist es zu eng. Zum Glück hilft mir Thierry, welcher mich rausziehen kann. Geschafft. Schnell muss ich an die frische Luft. Dann stellt uns Theo noch die verschiedenen Fallen vor.
    Zum Schluss der Führung gehts auf die Shooting Ranch. Dort kann mann mit einer Aka47 und/oder eine M16 schiessen.
    Ich möchte niemanden verurteilen, der dort schiessen geht, aber trotzdem habe ich Mühe damit. Ich sehe den Sinn und Zweck nicht an einem Ort zu ballern, an welchem abertausende ihr Leben verloren haben. Für micht respektlos. Aber wie bereits gesagt, alles ist Ansichtssache.
    Danach gehts nach Saigon zurück. Diesmal ohne Geplapper. Jeder kann auswählen wo er rausgelassen wird. Thierry und ich wollen zum Food Market etwas essen gehen. Theo auch. Zum Glück aber dann nicht mit uns. Er fragt zwar ob wir eine Vietnamesische Pizza mit ihm essen wollen, was wir aber ablehnen. Er ist nett aber zu anstrengend um weiter mit ihm abzuhängen.
    Wir essen eine Kleinigkeit bevor wir zurück zum Hotel gehen und unsere Taschen packen. Den am nächsten Tag gehts früh weiter, denn um 5 Uhr müssen wir bei der Busstation sein.
    Read more