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  • Day 32

    Der Omasessel

    March 5, 2023 in Vietnam ⋅ ☁️ 26 °C

    Unsere Reise von Da Nang nach Ninh Binh mit dem Zug war wirklich angenehm gewesen. Flotte Mitreisende im Abteil, essen und trinken, sowie saubere Klos. Generell war der Lotus Express ,,luxuriöser" und sauberer.
    Ich finde das herumreisen in Vietnam mit dem Zug die komfortabelste Art.
    Falls ihr Strecken mit dem Bus fahren wollt oder müsst, empfehle ich wirklich paar Franken mehr für den VIP Schlafwagen zu zahlen, anstatt den ,,normalen" Sleeping Bus. Man hat einiges mehr Platz und komfortablere Sitze. Denn im normalen Sleeper Bus sind die Liegen so kurz, dass ausstrecken nicht geht. Daher war ich froh, dass wir diesen nur für eine kürzere Strecke hatten.
    Am Sonntag morgen um 9:30 kommen wir in der Provinz Ninh Binh an. Nicht nur die Provinz heisst so, sondern auch die gleichnamige Hauptstadt.
    Die Gegend wird als die trockene Halong Bay bezeichnet. Durch die ganze Region ziehen sich wunderschöne Kalksteinfelsen, die wie Pilze aus dem Boden schiessen.
    Die Kalksteinfelsen sind oft von Reisfeldern umgeben und kleine Flüsse schlängeln sich mitten durch die Natur.
    Daher überrascht es nicht, dass Bootstouren zu den Highlights der Region gehören.
    Dafür bekannt sind zwei Touren: Tam Coc und Trang An.
    Nach Tam Coc gehen die meisten Tagestouren hin, auch von Hanoi aus. Es gibt nur eine Route durch die Bucht und der Hin-und Rückweg ist identisch. Die Fahrt dauert ca. 1.5h und man ist zu zweit im Boot mit dem Steuermann.
    Die Tour in Trang An dauert zwischen 2.5h-3h und mann kann zwischen 3 verschiedenen Routen auswählen. Man ist entweder zu viert in einem Boot oder zahlt extra wenn man nur zu zweit will. (Dies hab ich erst im Nachhinein erfahren und mich etwas geärgert, dass uns dies die Ticketverkäuferin nicht gesagt hat).
    Ich hab viel über beide Touren gelesen und es war klar, dass wir Trang An machen würden. Wir hätten auch für Tam Coc mehr als genügend Zeit gehabt, aber diese Tour hat leider einen fahlen Beigeschmack worauf wir sogar keinen Bock haben.
    Bei allen Berichten die ich gelesen oder auf youtube gesehen habe, wurde das gleiche gesagt.
    Der erste Scam ist:
    Eine Frau rudert plötzlich neben dein Boot mit einer guten Kamera und schiesst Bilder von dir. Du als unwissender Tourist lächelst wahrscheinlich noch schön rein und wenn du vom Boot kommst, steht die besagte Dame da, mit deinem ausgedruckten Bild und macht ein Aufstand, wenn man das Bild nicht kaufen will.
    Wenn man auf dem Fluss für die Bilder eingewilligt hat, wird ein schlechtes Bild ausgedruckt und für die guten will sie extra Geld.
    Der zweite Scam ist folgender:
    Am Turnpoint der Route warten viele Verkäuferinen mit Waren auf ihren Böötchen und wollen dir was verkaufen. Soweit ja noch alles ok. Aber deine Ruderin bleibt Ewigkeiten am Boot der Verkäuferin, damit diese permanent auf dich einreden kann auch wenn du nichts kaufen willst. Dann redet sie weiter auf dich ein, dass man zumindest für die Ruderin etwas kaufen soll da sie sicher durstig und hungrig ist vom rudern. Lässt man sich auf den Verkauf ein, gibt die Ruderin die Ware der Verkäuferin zurück und die beiden teilen sich das Geld. Ganz schön dreist.
    Die dritte Abzocke kommt am Schluss der Tour:
    Die Ruderin stoppt mitten auf dem Fluss und fordert Trinkgeld ein. Will man keines geben oder ist es ihr nicht hoch genug, weigern sie sich weiter zufahren. Sie haben ja Zeit.
    Alle diese Faktoren haben uns die Lust auf die Tour genommen.
    In Trang An hingegen wird solches Verhalten von den Mitarbeitern nicht geduldet und auch darauf geschaut.
    Wir haben uns für Route 3 entschieden. Diese soll laut Internet die schönste Landschaftskulisse haben, aber ,,nur" 3 Höhlen zum durchfahren (Route 1 hat 9 Höhlen). Dafür hat Route 3 die längste Höhle mit einer Länge von einem Kilometer. Da wir lieber Landschaften haben, statt Höhlen war dies kein Problem für uns.
    Wir sind mit einem asiatischen Päärchen zusammen im Schiff, welche leider die vorderste Bank ergattern. Ich war nämlich zu doff vorne und hinten vom Schiff zu unterscheiden und habe ihnen grosszügig den Vortritt gelassen.
    Da wir drei Stopps, mit aussteigen bei den Tempeln machen, habe ich dann aber gefragt, ob wir für einen Teilabschnitt auch mal vorne sitzen dürfen. Logisch sieht die Landschaft auch von den hinteren Plätzen gleich aus, aber für die Fotos und Videos wollte ich nicht jedesmal noch die zwei Touris drauf.
    Ansonsten haben wir noch die Bich Dong Pagode und die bekannten Mua Caves mit dem besten Aussichtspunkt Hang Mua (Flying Dragon Mountains) besucht. Die Höhlen selbst sind nichts besonderes, aber der 500-stufige Aufstieg nach oben mit wunderschönem Panoramablick lohnt sich. Ganz oben ist ein Steindrachen, welcher über das Tal wacht.
    Um zum Drachen hoch zukommen, braucht es aber eine kleine Kletterpartie. Diese finde ich nicht ganz ungefährlich, denn die Steine sind uneben und glitschig. Gitter oder Seile gibt es keine. Ein Fehltritt kann böse enden oder sogar zum Absturz führen. Die vielen Touris sind auch nicht grad förderlich. Da ich nur Flip Flops anhabe, beschliesse ich schnell umzukehren. Es ist mir schlicht zu gefährlich. Thierry geht etwas weiter, da er gute Schuhe trägt, kehrt aber nach paar Meter um. Auch er will nichts riskieren. Etwas weiter unten geht ein anderer Pfad auf den zweiten Aussichtspunkt hoch, auf welchem eine kleine Pagode thront.
    Bei diesem Tourispot ist wichtig zu wissen, wenn man mit dem Roller oder Fahrrad kommt, dass man wirklich bis zum Schluss zum Ticketschalter fährt und dort pakiert. Denn einige Geschäftstüchtige Vietnamesen versuchen einem vorher zu stoppen (teilweise schon 500Meter vor dem Eingang) und in ihr Parking zu weisen. Um den Roller zu stoppen stehen sie mitten auf die Strasse und versuchen den Weg zu versperren oder Trillerpfeiffen werden eingesetzt. Auch vor einem aggressivem Auftreten wird kein Halt gemacht.
    Da uns der Besitzer der Unterkunft vorgewarnt hat und ich viele Beiträge gelesen habe, sind wir darauf nicht reingefallen und ich hab mich auch von dem Herr am Eingang nicht einschüchtern lassen, welcher recht aggro war.
    Nebst den Tourispots, kann man auch sonst prima mit dem Roller in der schönen Gegend rumdüsen.
    In Ninh Binh hatten wir, auch endlich das erste Mal das Asiengefühl, welches wir im Süden vermisst haben.
    Thierry ist diesesmal mit dem Roller gar nicht zufrieden. Ein richtiger Omasessel findet er, ohne Power. Ich find die Oma aber super. Sie hat genügend Stauraum für den Rucksack, tuckert gemütlich umher und hat einen breiten Sitz. Klar die besten Zeiten hat sie durch. Stossdämpfer sind inexistent, wir hängen nach hinten durch, Probleme beim anlassen und wie gesagt kaum Pfupf.
    Daher kaum überaschend stirbt uns die Oma am zweiten Tag sozusagen unter dem Füdli weg. Der Motor startet nicht mehr. Zum Glück passiert dies in der Nähe der Unterkunft und es dauert auch keine 5 Minuten, dass uns eine Vietnamesin ihre Hilfe anbietet. Per Zufall ist sie mit dem Besitzer der Unterkunft befreundet und ruft ihn an. Keine 10 Minuten später haben wir einen neuen Roller und die Oma wird weggeschoben.
    Bei unseren Rollertouren haben wir aber auch paar schockierende Szenen gesehen.
    Da wäre zum einem der Transport zweier kleiner Säue auf dem Roller, welche in einen mickrigen Käfige gesteckt wurden und bei einem Tempel ein ähnliches Bild zweier Hunde im Käfig. Die Käfige waren so klein, dass sie nicht mal wirklich stehen konnten und ihre traurigen Blicke werde ich nie vergessen.
    Etwas vom schlimmsten für uns haben wir an einem morgen gesehen, als wir an ein paar Marktständen vorbei gefahren sind. Schon die halbe, tote Kuh auf dem Markttisch hat mich erschaudern lassen aber beim Stand dahinter bin ich fast vom Roller gekippt. Mehrere ganze, frittierte oder gebratene Hunde lagen da zum Verkauf. Wir hörten ja schon das hier Hunde gegessen werden, dass dann aber wirklich zu sehen ist nochmals eine andere Sache.
    Der Besitzer der Unterkunft ist super hilfreich und die Zimmer sind sehr gut ausgestattet. Können wir empfehlen. Da wir mit dem Kitegepäck nicht unnötig Transporte nehmen wollen, haben wir uns eine Unterkunft in Ninh Binh selber genommen. Die Stadt ist aber hässlich, daher würde ich eher eine Unterkunft in der Natur draussen empfehlen.
    Nach 2 Tagen resp. 3 Nächten nehmen wir den Bus weiter auf die Insel Cat Ba.
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