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  • Day 34

    Thierry Hasselhoff

    March 7, 2023 in Vietnam

    Von Cat Ba aus haben wir eine Übernachtungstour mit dem Boot in die Halong Bay gebucht. Die Agentur Cat Ba Ventures hat super Bewertungen und verspricht ein Erlebniss ohne den üblichen Massentourismus der sonst in der Halong Bay herrscht.
    Die Fahrt von Ninh Binh nach Cat Ba dauert mit dem Bus ca. 4.5-5h. Von Haiphong aus, gehts dann samt Bus auf die Fähre, welche auf die Insel übersetzt.
    Cat Ba ist die Grösste, der 376 Inseln des Cat Ba Archipels. Sie ist auch eine der grössten und schönsten Inseln der fast 2000 Inseln in der Halong Bay.
    Cat Ba heisst die ,,Frauen Insel". Der Legende nach sind drei Frauen der Tran Dynasty beim Kampf gegen Feinde gestorben und zu ihren Ehren bekam die Insel den Namen.
    Sie hat einen Grösse von 300km und besteht zu einem grossen Teil aus Nationalpark, welcher 2004 von der UNESCO zum Biosphere Reservat erklärt wurde.
    Den Abend vor der Bootstour verbringen wir in der Rooftopbar unseres Hotel. Dort machen wir Bekanntschaft mit einer netten Israelin und verbringne mit ihr einen coolen Abend. Für mich wars dann doch ein Pina Colada zuviel und das Aufwachen am nächsten Tag ist nicht ganz einfach. Vorallem werden wir um 5 Uhr morgens von lauter vietnamesischer Technomusik aus dem Schlaf gerissen. Wir denken es handelt sich um Discomusik, aber es war eine Fitnessgruppe, welche auf dem Platz vor dem Hotel gleich den Weckruf für die ganze Nachbarschaft übernommen hat.
    Nach einer kalten Dusche und dem Frühstück gehts meinem Kopf deutlich besser und der Ausflug kann beginnen.
    Unser Guide ist ein sehr lustiger Typ, welcher sich als ,,Handsome Ben,, (der Schöne Ben) vorstellt.
    Unsere Tour beginnt zuerst auf einem kleinerem Schiff. Somit haben wir die Möglichkeit an Stellen hinzukommen wo die grossen Schiffe nicht hinfahren können.
    Unsere Gruppe besteht aus sechszehn Teilnehmern aus verschieden Ländern.
    Ein Paar fällt uns besonders auf. Er sieht aus wie Mogli, welcher direkt vom Woodstockfestival kommt. Zudem scheint er das Schosshündchen seiner äussert arroganten Freundin zu sein.
    Der Käpten nimmt zuerst auf die wunderschöne Lan Ha Bucht Kurs. Diese ist eben so schön wie die Halong Bay aber viel weniger touristisch. Wir kreuzen sehr wenige Schiffe und können die wunderschöne Landschaft in vollen Zügen geniessen.
    Ziemlich schnell machen wir den ersten Badestopp. Thierry die Wasserratte lässt sich von den eher kühleren Wassertemperaturen nicht aufhalten und gehört zu den ersten die ins Wasser springen. Die meisten schwimmen direkt zu einer kleinen Insel mit einem Sandstrand, etwa 50 Meter vom Boot entfernt. Mit dabei auch das Päärchen. Währenddessen sie schnell an den Strand schwimmt, hat Mogli ein sehr langsames Tempo drauf und ist als letzter noch im Wasser, währenddessen alle anderen bereits am Strand sind.
    Aufeinmal ruft er: ,,Help", lacht aber dazu. Alle am Strand sind verwirrt und wissen nicht recht ob er es ernst meint oder sich einen Spass mit seiner Freundin erlaubt.
    Erneut ruft er unter lachen um Hilfe.
    Einer der Teilnehmer geht ins Wasser und beginnt langsam auf ihn zu zuschwimmen.
    Beim dritten ,,Help", wohlgemerkt immer noch unter lachen, rennt Thierry dann ins Wasser und krault zu ihm hin. David Hasselhoff wäre neidisch gewesen.
    Zum Glück hat Thierry den Rettungsschwimmer gemacht und weiss genau wie er den Ertrinkenden retten muss. Ja ihr habt richtig gelesen, Mogli ist kurz vor dem ertrinken, hat keine Kraft mehr und aus unerklärlichen Gründen lacht er dabei.
    Da er bei Bewusstsein ist, packt Thierry ihn von vorne unter die Arme und hebt ihn in die Höhe. So paddelt er dann mit ihm an den Strand. Eine andere Teilnehmerin, die Maike, schwimmt inzwischen zum Boot und holt eine Schwimmweste für ihn.
    Die Freundin von Mogli, findet es scheinbar unnötig sich zu bedanken, dass sie ihr Hündchen noch hat und möchte jetzt lieber selber zu ihm schauen. Es gibt einfach komische Leute.
    Nachdem baden gibt es einen feine Lunch mit viel Seafood. Aber auch für die Vegetarier oder die Leute die keinen Fisch mögen hat es eine grosse Auswahl an essen.
    Nachdem essen, steigen wir in Kanus. Wir erkunden wunderschöne Lagunen, welche wir durch kleine Höhlen erreichen.
    Thierry ist mit meiner Paddeltechnik überhaupt nicht zufrieden. Zugegeben die sind schon nicht der Hit und es kann passieren, dass ich mich unfreiwillig im Kreis drehe. Nach einem kurzen Paddelcrashkurs (unter grossem Augenrollen von mir, was er hinten natürlich nicht sehen kann), habe ich den Dreh zwar immer noch nicht ganz raus, aber Käpten Thierry scheint einigermassen zufrieden zu sein und schmeisst mich nicht aus dem Kanu.
    Am späteren Nachmittag wechseln wir dann aufs grosse Schiff. Auf diesem übernachten wir dann auch.
    Nachdem Abendessen erzählt uns Ben aus seinem Leben.
    Er wuchs in einem kleinen Dorf auf, mitten im Dschungel auf. Sein Stamm spricht eine eigene Sprache und kein Wort vietnamesisch. Die meisten sind einfache Bauern. Gegessen wird vorallem das, was sie selber anpflanzen und jagen können. Daher stehen Insekten und Spinnen oft auf der Speisekarte. Auch Ben hat dies als Kind natürlich gegessen. Bis er eine giftige Spinne erwischt hat. Er bekam Fieber, welches nach einer Woche immer noch nicht runterging. Da er aber keine Lust mehr hatte krank zu sein, ging er wie die anderen Kinder Fussball spielen.
    Am Ende des Tages ging es ihm viel besser. Jetzt als Erwachsener weiss er natürlich, dass er das Gift herausgeschwitz hat. Ben und seine Kollegen haben aber bereits mit 8 Jahren Alkohol getrunken. Durch das fehlende Wissen, erzählte er aber all seinen Freunden, dass ihn der Alkohol gesund gemacht hat. Auch bei Wunden herrschte im ganzen Dorf der Irrglaube, dass man Erde einreiben muss. Schlimme Infektionen waren darauf natürlich keine Seltenheit. Auch ertrunken wäre Ben beinahe und nur durch Zufall wurde er von einem anderen Dorfmitglied am Schopf aus dem Wasser gezogen. Diesen Mann nannte er von da an seinen zweiten Vater. Es gehört zur Tradition des Stammes, seinen Lebensretter Mutter oder Vater zu nennen. Daher haben viele Kinder des Dorfes ,,mehrere" Eltern.
    Da Ben zu den jüngeren Kindern der Familie gehört, bekommt er die Chance in die Schule gehen zu dürfen. Der Schulweg dauerte pro Weg ca. 2 Stunden. Ben verpasste so immer das Frühstück und musste hungrig bis am Abend ausharren.
    Nach der Schule und dem langen Heimweg hiess es noch Hausaufgaben büffeln. Ben lernte in der Schule vietnamesisch und englisch.
    Er schafft es in die Highschool. Da die Schule noch weiter entfernt ist, kann er nun in einer Unterkunft der Kirche übernachten. Er und viele andere. Es ist eine strenge Zeit und die Unterkunft der Kirche gleicht einer Militärschule. Obwohl er ein paar Mal die Schule schmeissen wollte, beisst er durch und schaffts auf die Universität. Dieses Ziel erreichen nur er und ein weiterer Kollege. Alle anderen Schüler sind zu schlecht oder geben vorher auf.
    Aber auch für Ben und sein Kollege ist Schluss. Die Eltern können die Universitätsgebühren nicht bezahlen.
    Ich erinnere mich leider nicht mehr ob die Jahres-oder Semestergebühr 500 USD war. Aber bei einem Jahreseinkommen der ganzen Familie von 1000 USD, spielt dies auch keine Rolle. Es ist schlichtweg nicht zahlbar. Vorallem ist ein Job nach der Uni überhaupt nicht sicher. Auch die Nachbaren machen Ben und den Eltern keinen Mut. Und so kehrt Ben ins Dorf zurück. Bis plötzlich die Kirche ins Dorf kam und sowohl Ben's Eltern, sowie die Eltern seines Kollegen überzeugen ihre Söhne auf die Uni zu schicken. Den die Kirche wäre bereit die Unigebühren zu übernehmen.
    Die beiden können nun auf die Uni und studieren. Ben erklärt uns wie wichtig dies für die nächste Generation der Dorfkinder ist, zu sehen das es doch paar gibt die es schaffen. Und auch wenn man nach bestandener Uni zuerst keinen Job auf seinem Gebiet findet, soll man vorerst nicht ins Dorf zurück, sondern sonst einen Job annehmen und sei es wieder als Bauer an einem anderen Ort. Aber so wird Hoffnung gestreut.
    Heut zu Tage ist es nun so, dass der Staat alle Schulgebühren für Kinder auf dem Land übernimmt, jedoch nicht für die Stadtkinder.
    Wir erfahren noch weiteres spannendes über die Kultur Vietnams.
    Ich bewundere Ben's Weg und sein Durchhaltevermögen. Auch sein englisch ist super. Dies hat er vorallem mit den vielen Touris gelernt.
    Am Abend wird uns gezeigt wie man Tintenfische fängt. Drei Leuten in der Gruppe gelingt ein Fang. Ben sagt wir können sie danach wieder ins Meer lassen. Aber die Tintenfische überleben nicht lange im Wasserbehälter. Die Besatzungs freuts, aber uns weniger. Obwohl wir zum Abendessen unteranderem Tintenfisch auf dem Tisch hatten. Paradox ich weiss.
    In der Gruppe gibt es zwei Deutsche Päärchen mit welchen wir uns gut verstehen, Maike & Marc und Jan & Svenja. Dabei kommt heraus, dass Maike und Jan auch bei Siemens arbeiten. Die drei beginnen Siemensjanisch zu reden und wir anderen können da nicht mehr mitreden.
    Das aufwachen am nächsten morgen in der Halong Bay ist ein schönes Erlebniss. Nachdem Frühstück gehts direkt aufs Kanu wieder paar Lagunen erkunden.
    Beim retour kommen, paddeln uns Ströme an Touris entgegen. Wir sind so froh haben wir bei Cat Ba Ventures gebucht und konnten dem entgehen. Wir dürfen sogar in die gesperrte Dark Cave, da nebst unserem Touranbieter nur noch ein Weiterer die Lizenz dafür hat. Denn man muss die Gezeiten der Höhle kennen, sonst wirds schnell gefährlich. In dieser Lagune können wir dann sogar noch wilde Affen beobachten.
    Bevor wir am Nachmittag wieder auf Cat Ba anlegen, machen wir noch einen Badestopp. Diesesmal ohne Baywatcheinsatz.
    Wir checken auf der Insel wieder in unser Hotel ein, da wir mit der Lage und Preisleistungsverhältnis sehr zufrieden waren.
    Der Receptionist erinnert mich irgendwie an die vietnamesische Version von Prinz Charles oder nun besser gesagt King Charles, was sicher auch an seinem britischen Akzent liegt und die eine Kellnerin scheint ein riesen Fan von mir zu sein. Sie schenkt mir Bonbons, sagt mir jedes Mal aufs neue Hallo, auch wenn ich nur schnell aufs Klo gehe, fragt mich ob ich mit der Musik im Cafe zufrieden sei und versucht Small Talk zu betreiben mit dem Übersetzer, aber nur wenn Thierry weg ist.
    Aber zumindest werden wir so immer bedient, denn die anderen Angestellten sind oft schnell überfordert, obwohl sie zu sechst hinter dem Tresen sind, dass man oft lange warten muss bis einem in den Sinn kommt uns zu bedienen.
    Am nächsten Tag mieten wir einen Roller und erkunden die Insel damit. Auch wollen wir in den Nationalpark und dort zu einem Viewpoint hochsteigen. Der Weg hinauf ist zum Glück durch den Dschungel und somit recht angenehm von den Temperaturen her. Oben angekommen werden wir mit einer wunderschönen Aussicht auf den Nationalpark und die umliegenden Karksteinfelsen belohnt.
    Am Samstag nehmen wir am morgen den Bus zu unserem letzten Stopp auf Vietnam. Nach Hanoi in die Hauptstadt.
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