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  • Day 38

    Train Street

    March 11, 2023 in Vietnam ⋅ ☁️ 26 °C

    Die Busfahrt nach Hanoi verläuft problemlos.
    Einfach das Absetzen bei unserem Hotel ist etwas zu früh. Laut Buschauffeur müssen wir nur noch um die Ecke. Wir laufen paar Meter los, trauen der Sache aber nicht ganz und werfen zum Glück noch einen Blick aufs GPS. Dieses zeigt uns die entgegengesetzte Richtung an und einen Fussmarsch von 4 Minuten.
    An und für sich keine grosse Sache aber die Trottoirs sind mit Rollern und Garküchen gepflastert, was das durchkommen mit Gepäck nicht gerade einfach macht. Mit balancieren und zirkeln gehts dann irgendwie und zum Schluss heissts noch Mut zur Lücke, sprich die Strassenüberquerung durch all die Roller und Autos und dann haben wirs geschafft.
    Wir werden freundlich empfangen und die Angestellten können gut englisch.
    Da wir beide müde sind bleiben wir zuerst einen Moment im Zimmer und relaxen.
    Hanoi ist die Hauptstadt Vietnams und heisst übersetzt: Stadt zwischen den Flüssen. Sie ist nach Saigon die zweitgrösste Stadt Vietnams. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals erobert, verlor dabei auch seinen Status als Hauptstadt und wurde mehrmals umbenannt.
    Wir wollen in Hanoi vorallem eine Attraktion sehen. Die Train Street. Diese ist inzwischen ein beliebter Instagram Hotspot. Touristen sitzen dort in Cafes und Restaurants direkt neben den Gleisen, um die Züge zwischen den engen Häuserblocks durchfahren zu sehen.
    Ich habe aber gelesen, dass diese seit letztem Herbst wohl gesperrt worden sein soll. Es gab einen gefährlichen Zwischenfall mit einem Touristen. Dieser hat allerdings Warnschilder missachtet und Absperrungen umgangen.
    Da wir aber bezüglich der Sperrung verschiedenes gehört und gelesen haben, beschliessen wir uns vor Ort selber ein Bild zu machen.
    Wir wollen zu Fuss hinzugehen, um gleichzeitig einen ersten Eindruck der Stadt zu bekommen. Wie bereits in Ho-Chi-Minh wimmelt es nur so von Rollern und es wird wieder gehupt als gäbe es kein morgen mehr. Da Wochenende ist, ist ein Teil des Old Quartes für den Verkehr gesperrt. Uns gefällt Hanoi besser als Ho-Chi-Minh. Es ist zwar ein riesen Gewusel aber für uns asiatischer. Im Old Quarter gibt es den Hoan-Kiem-See. Er ist Hanois berühmtester See und trennt Alt-Hanoi vom einstigen französischen Kolonialviertel. Am See sind viele einheimische unterwegs, welche das Wochenende geniessen. Auch ist eine Bühne aufgebaut. Auf dieser läuft gerade die Hauptprobe für eine Kinder Modenschau.
    In der Altstadts Hanois, dem Old Quarter, gab es in der Vergangenheit in jeder Strasse Läden, in denen nur die gleiche Ware hergestellt und/oder verkauft wurde. Dies ist heute noch bedingt so. Sie Silver und die Silk Street gehören noch zu den Strassen.
    Als wir bei der Train Street ankommen, ist der eine Eingang tatsächlich mit Absperrungen gesperrt und von einem Polizisten bewacht. Wir beschliessen unser Glück weiter unten zu versuchen. Nämlich dort wo der Zug die Strasse überqueren muss. Auch dort sind die Eingänge in die Gassen bewacht. Der untere Teil der Gasse ist aber gut besucht mit Touristen die in einem der zahlreichen Cafes sitzen. Der Eingang wird von oben zwar auch bewacht, aber nicht von Polizisten sondern von einer Security. Die lässt aber niemanden rein. Das heisst, die Leute müssen weiter unten reinspazieren. Dies löst natürlich Unverständniss bei allen aus und der arme Security hat jede Menge zu tun. Auf der überliegenden Strassenseite wird der Eingang wieder von Polizisten bewacht und dort gibt es auch keine Touristen...zumindest auf den ersten Blick nicht. Den ich erspähe in einem der Cafes im oberen Stock Touris. Ich weiss von einem Reiseblog, dass es Seiteneingänge gibt. Also sage ich Thierry er solle mir folgen und tatsächlich ist bei einem Aussenstand so ein Seiteneingang. Ich frage bei einem Mann nach ob wir was trinken dürfen. Dieser gibt mir unauffällig ein Zeichen ihm zu folgen. Unten dürfen wir natürlich nicht sitzen aber im 1. Stock finden wir paar Barhocker vor und können dem treiben bei einem guten Drink zu schauen. Interessanterweise scheint dies die Polizei nicht zu kümmern, denn diese sehen uns natürlich auch. Nach 90 Minuten sieht man die Einheimischen ihr Hab und Gut zu verräumen, sowie Hund und Kind einsammeln. Auch wird die Strasse von der Polizei gesperrt, damit diese nicht von Autos und Rollern versperrt ist. Alles noch Handarbeit mit Gittern, ohne automatische Barrieren. Es ist zwar nur ein Zug aber es ist trotzdem sehr cool diesen durch die engen Gassen fahren zu sehen. Vorallem wenn er um die Kurve kommt. Als das Spektakel nach paar Minuten vorbei ist, bezahlen wir und wollen noch zur unteren Gasse, wo man scheinbar rein kommt. Den in 30 Minuten kommt nochmals ein Zug und diesesmal wollen wir unten in der Gasse sitzen. Wir laufen zügig durch den Verkehr und siehe da, weiter unten ist die Gasse nicht gesperrt. Wir finden sogleich einen Sitzplatz an vorderster Front und warten gespannt auf den Zug. Kurz bevor er einfährt, kommt Hektik bei den Restaurantbesitzer auf. Die Stühle und Tische werden an die Wand geschoben und die Touris instruiert ebenfalls dicht an die Hauswand zu stehen. Der Zug fährt ein und  fährt etwas mehr als eine Armlänge an einem vorbei. Natürlich nicht in voller Geschwindigkeit aber trotzdem ein Erlebniss.
    Ich frage bei der einen Kellnerin nach, warum der obere Teil gesperrt ist. Sie bestätigt Thierrys Vermutung. Oben bei der Kurve ist es unübersichtlich, aber vom Ambiente schöner. Dadurch mehr Menschen, was es gefährlicher macht.
    Da schon Abend ist gehen wir danach direkt etwas essen. Wir haben wahnsinnig Lust auf Pasta und gehen zu einem richtigen Italiener. Eine richtige Wohltat nach so langer Zeit mal wieder richtig gute Pasta zu essen. Alleine schon das Brot mit Olivenöl ist eine Geschmacksexplosion.
    Allerdings auch das teuerste essen auf der ganzen Reise. Aber das war es wert.
    Beim Retourweg zum Hotel laufen wir wieder an der Bühne vorbei mit der Kindermodenschau. Irgendwie speziell die kleinen Kinder so aufgetackelt über den Laufsteg stolzieren zu sehen. Einige sind dabei voll im Element und anderen ist das Unbehagen ins Gesicht geschrieben. Wir schlenderen noch über den Nachtmark und vorbei an der Bierstrasse, welche für die zahlreichen Garküchen und Bars bekannt ist.
    Der nächste Tag ist unser letzer Tag in Vietnam. Unser Flieger geht aber erst um 02:40. Daher checken wir erst in der letzten Minute aus, damit der Tag nicht allzu lang wird.
    Wir setzen uns in ein Restaurant und gehen wiedermal unserer ,,Leutebeobachtenbeschäftigung" nach. Da wir keine Lust mehr auf Tempel oder Märkte haben, beschliessen wir relativ spontan ins Wasserpuppentheater zu gehen.
    Das Wasserpuppentheater existiert schon mehr als 4000 Jahre und hat seinen Ursprung aus dem Red-River-Delta in Nordvietnam. Die Tiefebene dort war so häufig von Überschwemmungen heimgesucht, dass die Bauern auf die Idee kamen, im Wasser anstatt auf dem Land Mariottentheater zu spielen.
    Die Bühne wurde zu jeder Aufführung aufs Neue in den Reisfeldern, im Fluss oder in einem See aufgebaut.
    Die Stücke orientietierten sich am Alltagsleben der Landbevölkerung. Szenen aus der Landwirtschaft und Fischfang wurden aufgegriffen.
    Doch auch auf den Herrscherhöfen wurde die Wassermarionetten immer wie beliebter und so entwickelte sich eine zweite, höfische Tradition, in der es vornehmer und märchenhafter zuging. Das Heldentum spielte darin eine wichtige Rolle.
    Während des Indochinakrieges wurden die Stücke verboten und viele Theatergruppen lösten sich auf.
    Nachdem Krieg lebte die Kunst wieder auf und der starke Dorfzusammenhalt machte es möglich, die Tradition im Norden des Landes fortzuführen.
    Die Technik wird von den Vätern an die Jungen weitergegeben. Die Puppenspieler schnitzen ihre Marionetten selbst.
    Beim traditonellen Wasserspiel steht die Bühne im Wasser, während die Zuschauer im trockenen sitzen. Die Spieler stehen bis zur Hüfte im Wasser hinter einer Bühnenwand und dirigieren mit Bambusstangen die Bewegungen der Puppen. Wie sie das tun und welche Tricks sie dabei anwenden, bleibt den Zuschauern verbogen. Ein kleines Orchester mit vietnamesischer Musik begleitet die Vorstellung.
    Thierry und ich haben null Erwartungen und lassen uns mal überaschen. Die Vorstellung soll eine Stunde gehen.
    Wir werden positiv überascht und finden das Theater unterhaltsam auch wenn wir kein Wort verstehen, können wir erahnen um was es ungefähr geht. Einfach der Familienvater welcher in der Reihe vor uns sitzt, geht uns gewaltig auf die Nerven. Wir sind paar Mal kurz davor ihm das Programheft über die Rübe zu ziehen.
    Sein Sohn, ca. 15 Monate alt, schläft kurz nach Theaterbeginn auf seinem Schoss ein. Ich kann das vielleicht nicht ganz so gut beurteilen wie jemand der Kinder hat, aber dies ist doch das Beste was dir passieren kann, um in Ruhe das Stück anzusehen. Aber nein der Vater scheint ein Problem damit zu haben und versucht sein Kind immer wieder aufzuwecken. Im Minutentakt wechselt er die Position seines Kindes, fummelt ihm im Gesicht herum, stellt es auf, zeigt es seinem Kollegen und macht Foto vom Kind. Für uns hinten dran, einfach nur störend. Nach 45 Minuten steht er auf, stört alle in seiner Reihe und verlässt den Saal. Später sehen wir ihn dann draussen wieder mit seinem inzwischen wachen Sohn. Der dann die Treppe runterfällt. Bravo. Der Orden für den Vater des Monates geht ganz klar an dieses Exemplar.
    Wir beschliessen erneut ins Cafe an der Train Street zu gehen. Und siehe da unser Cafe, in welches wir gestern noch durch den Seiteneingang betreten konnten, wird heute auch bewacht. Also gehen wir wieder in die untere Gasse und ziehen uns paar Züge rein. Danach meldet sich der Hunger und wir suchen ein Restaurant auf. Nachdem Essen wollen wir uns noch eine Fussmassage gönnen, bevor wir zurück ins Hotel zu unserem Gepäck gehen.
    Dort warten wir dann noch ca 75 Minuten bevor wir abgeholt und an den Flughafen gefahren werden.
    Von dort aus geht dann unser Flieger zu unserer letzten Destination. In die Philippinen, nach Siargao. Dort wollen wir ohne reisen noch die letzten 2.5 Wochen verbringen. Zum runterkommen nach all den Eindrücken, zum baden und hoffentlich kiten.
    Unser Fazit zu Vietnam ist gemischt. Vom Essen her haben wir mehr erwartet. Der Süden Vietnams hat uns landschaftlich nicht so gefallen, da würden wir nur fürs kiten nochmal gehen.
    Der Norden hat uns kulinarisch, kulturell und landschaftlich gut gefallen. Nach Afrika müssen wir aber fairerweise sagen, ist es halt auch schwierig dies zu topen.
    Ich werde mich sicher nochmals von den Philippinen melden, aber da wir vorallem baden und kiten wollen, gehe ich davon aus, dass ich nicht mehr soviel spannendes zum schreiben haben werde.
    Daher nicht wundern, wenn nicht mehr viel kommt.
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