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  • Day 50

    Onsenbesuch

    February 24, 2023 in Japan ⋅ 🌧 7 °C

    Ich hatte einige Dinge auf meiner Liste stehen als ich mich entschloss nach Japan zu fliegen. Eine Sache davon war einen Onsen zu besuchen. Es gibt in Japan einige Orte, die für ihre Onsen bekannt sind. Jedoch sind die alle mehrere Stunden mit dem Zug entfernt und für einen Tagesausflug leider sinnlos. Zufällig stolperte ich bei meinen Recherchen über eine Art Onsen Therme in Osaka: „Spa World“. Auch wenn ich mir den Onsen Besuch eher idyllisch im Wald irgendwo im nirgendwo vorgestellt hatte, musste ich mir eingestehen, dass es keinen Sinn hatte fünf Stunden an einem Tag hin und herzufahren, um vielleicht nicht einmal drei Stunden im Onsen dann verbringen zu können. Übernachtungen waren so kurzfristig leider auch nicht mehr möglich. Also ging es vom Hauptbahnhof in Osaka mit einer S-Bahn gratis (weil im JR Pass inkludiert) zum Onsenkomplex.

    Dort angekommen war ich zunächst nicht so begeistert: alles auf japanisch angeschrieben und man musste bar bei einem Automaten sein Ticket kaufen. Positiv überraschte mich wiederum der Ticketpreis: 10,50€ umgerechnet für ein Tagesticket! In Österreich kann man davon nur träumen 😆Anschließend musste man sich mal wieder die Schuhe ausziehen und in einem eigenen Schließfach verschließen.

    Bevor es nun mit meinen Schilderungen zum Tag weiter geht noch kurz eine Einführung zum japanischen Onsen: Frauen und Männer haben jeweils getrennte Bereiche, da im Onsenbereich Kleidungsverbot herrscht, dh alle dort nackt sind. Flip Flops werden nirgends getragen, es gibt maximal Schlapfen für die Toilette. Onsen sind natürliche Heilquellen, die diverse wohltuende Stoffe beinhalten und sind bei den Japaner*innen sehr beliebt. Es ist oftmals wirklich sehr heißes Wasser und klar über unserer normalen Thermenwassertemperatur. Man darf in den meisten Onsen kein Tatoo haben, egal wir groß es ist. Wenn man trotzdem versucht reinzugehen, wird man wieder rausgeschmissen. Die Japaner verbinden das nämlich mit der berühmt berüchtigten Jakuza, die anscheinend alle stark tätowiert sind.

    Die Spa World ist auf vier Stockwerke aufgeteilt: es gibt einen europäischen Onsen Bereich (dieses Monat für die Männer reserviert), einen asiatischen Onsen Bereich (dieses Monat für die Frauen reserviert), einen Kinderbereich und einen eigenen Wellnessbereich inkl Restaurantbereich. Männer und Frauenbereiche wechseln monatlich. Ich habe mich sehr gefreut, dass dieses Monat der asiatisch gestaltete Bereich offen hat!
    Es gibt auch strenge Regeln bezüglich Handy, Lautstärke, Essensverbot im gesamten Gebäude,… Aus diesem Grund konnte ich natürlich kaum Fotos machen.
    Wie gesagt war alles auf Japanisch angeschrieben, selbst die Personen bei der Information konnten nur Japanisch. Immerhin bekam ich einen kleinen Zettel auf Englisch mit den Dos & Donts in einem Onsen mit.

    Nachdem ich meinen großen Rucksack zum Glück gratis in einem eigenen Schließfach verstauen konnte, besorgte ich mir ein kleines Handtuch (das anscheinend fürs Gesicht und nicht zum Abtrocknen im Onsenbereich verwendet wird) und ging in den Onsenbereich. Zunächst wurde man bis zur Hüfte mit Wasser automatisch bei einem Durchgang abgespritzt, dann konnte man mit so kleinen Schaffeln zwischen warmen & kaltem Wasser zum ‚Vorduschen‘ wählen. Es gab auch Badehauben zum gratis nehmen.

    Dann erkundete ich das Gelände: es gab einen eigenen Bereich, der wie ein Hammam aussah, einen Bereich, der an Singapur angelehnt ist, einen Außenbereich (nicht wie bei uns mit Becken zum Rausschwimmen, sondern drei kleine Pools draußen verstreut und zwei Badewannen, die mit heißem Wasser gefüllt waren), einen Bali Bereich und noch zwei Bereiche, die auf mich japanisch wirkten. Darüber hinaus konnte man einige Saunen und Dampfbäder benutzen. Spannenderweise gab es nirgends größere Becken zum Schwimmen oder Whirlpools. Die Becken waren alle zum Sitzen oder zum Liegen gedacht und zu 80% richtig heiß und mindestens über 40*. Das hat mich an unsere Thermen erinnert, wo es auch immer so kleine Becken auf der Seite gibt, die oftmals viel wärmer sind als das große Becken sind. Nur dass dir japanischen Onsen noch einmal viel viel heißer waren. Ein Becken war mit einem speziellen Salzwasser gefüllt, ein anderes Wasser erzeugte an meinem ganzen Körper unzählige ganz kleine Luftblässchen, ein Becken bot so eine Art ‚Stromstoßmassage‘ an (war nicht auszuhalten für mich und alles andere als entspannend), ein anderes Becken hatte für mich eher ‚normales Wasser‘. Im japanischen Bereich gab es die Tatami Matten zum einfach hinlegen (man verwendete das Gesichtshandtuch als Kopfpolster) und einfache Plastikliegen ohne Untermatte. Vor einem Becken gab es einen Fernseher und in einem anderen Bereich wurde Musik gespielt.
    Am Ende konnte man sich beim Ausgang ein großes Handtuch nehmen und es gab rosa Nachthemden in zwei Größen zur Entnahme. Alle Damen laufen außerhalb des Onsen mit so etwas herum. Also habe ich nicht lange gezögert und mich angepasst (siehe Foto 😆).

    Später schaute ich mir noch den Kinderbereich an: das ist wie bei uns, man benötigt einen Bikini, es gibt einen Wasserspielplatz und zwei Rutschen für die man extra zahlen muss. Leider hätte ich alleine nur mit einer fahren können und so ein Rutschenfan bin dann auch wieder nicht. Dafür hab ich mir später mal so ein Softeis gegönnt, was die Japaner ständig hier, auch im tiefsten Winter, essen. Was mir noch im Kinderbereich aufgefallen ist: alle Frauen und auch sehr viele Männer hatten über dem Bikini noch eine Badeschicht an. Lange Leiberl, drei viertel Hosen oder sogar Leggins. Ich konnte keine Frau neben mir in Bikini sehen. Schon spannender Kontrast: im Onsen ist keine Kleidung erlaubt, hier hingegen kann man nicht genug anhaben 😅

    Es hätte dann noch eine Etage mit eigenem Spa Bereich gegeben. Den habe ich aber nicht genutzt, weil man hierfür extra zahlen musste und ich schon glücklich mit den diversen Onsen war.

    Zum Herumliegen gab es außerhalb des Onsen Bereichs eine eigene Ruhezohne mit Matratzen am Boden oder großen Stühlen. Außerdem wurden gratis große Decken zum Zudecken zur Verfügung gestellt und an der Wand gab es viele Fernseher. Wenn man da auch was hören wollte, konnte man beim großen Sitz den Kanal und die Lautstärke einstellen.

    Zum Glück war es gar nicht überlaufen den ganzen Tag über. Es kamen oftmals zwei Freundinnen gemeinsam oder auch Mütter mit ihren Kindern (kleine Burschen durften auch mit rein). So entspannt habe ich selten einen Thermenbesuch in Österreich erlebt.

    Am Ende des Tages gab es Duschen zum Sitzen oder Stehen mit Massagefunktionen und Regenbogendusche, ein echter Luxus. Es wurden sehr viele Pflegepeodukte und sogar gratis Kämme zur Verfügung gestellt. Es gab auch einen eigene Schminkbereich und Wattestäbchen & Co. Es war echt viel inkludiert für so eine geringe Eintrittsgebühr.

    Insgesamt ein toller Tag mit einmaliger Onsenerfahrung 🥰
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