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  • Day 89

    Ha‘ena State Park

    April 4, 2023 in the United States ⋅ ⛅ 22 °C

    Als ich alles auf der Insel gebucht habe, habe ich über das Hostelworld Forum noch versucht Personen aufzutreiben, die sich mit mir das Mietauto teilen wollen. Es hat sich eine Deutsche namens Marie in den Mitte 30ern bei mir gemeldet, die gerade eine Bildungskarenz auf Hawaii macht. Sie wollte sich mir spontan beim Ha‘ena State Park anschließen. Da ich mein Eintrittsticket für den Nationalpark bereits einige Monate im Vorhinein reserviert hatte, bezweifelte ich, dass sie noch einen Platz bekommen würde. Überraschenderweise bekam sie doch noch ein Ticket und wollte mit dem Taxi anreisen. Ich hatte ein Kombiticket mit Shuttle und Eintritt ergattert. Wir vereinbarten uns eine Uhrzeit und einen Treffpunkt, da es dort kein Netz gab. Leider kam sie extrem spät und ich wurde schon etwas nervös, da die Wanderung doch sehr lange dauert und man früh genug los muss. Irgendendwann, kurz bevor ich mir dachte jetzt warte ich nicht mehr, kam sie dann doch noch und wir starteten die Wanderung. Zuvor bekam man noch eine kurze Einweisung beim Nationalparkeingang.

    Ganz zu Beginn geht man sehr gemütlich ebenerdig zum Ke‘e Beach. Von dort startet dann der erste Teil der Wanderung, der einen Teil des Kalalau Trailhead entlang führt. Eigentlich führt der Weg bis an sein Ende zu einem speziellen Strand. Dort muss man dann übernachten und am nächsten Tag wieder alles zurückgehen. Hierfür benötigt man eine weitere spezielle Genehmigung. Ohne Camping Zeug wollte ich das nicht und begnügte mich mit der Teilwanderung zum Hanakapi‘ai Beach. Der Trail war dann schon anspruchsvoller, da es teilweise etwas gatschig war und immer wieder bergauf und bergab ging. Dennoch war er auch gleichzeitig wunderschön von der Vegetation. Viele verschlungene Lilianen und andere Pflanzen waren zu bestaunen und man hatte atemberaubende Ausblicke auf die Na Pali Küste. Als wir am Strand ankamen schüttete es kurzzeitig ziemlich heftig. Da es dann aber wieder aufhörte und wir noch genügend Zeit hatten, beschlossen wir noch weiter zu den Hanakapi‘ai Falls zu gehen. Eine große Fehlentscheidung wie sich später herausstellte. Der Strand an sich haute mich nicht um, kann aber auch am Wetter gelegen haben.

    Beim Wandern zum Wasserfall war der Weg richtig gatschig und teilweise sehr mühsam zu bewandern. Darüber hinaus gab es einige Flussüberquerungen, wo man seine Schuhe ausziehen musste, damit diese nicht nass werden. Es regnete auch ziemlich immer wieder kurz, aber wir ließen uns nicht beirren und beschlossen bis ans
    Ende zu den Fällen zu gehen. Fast oben angelangt, hörte ich plötzlich einen lauten Schrei. Schnell lief ich zu der Stelle hin und sah nur wie eine Frau komplett aufgelöst auf einem Felsvorsprung saß. Anscheinend war sie fast abgestürzt und konnte nur durch die Hilfe ihres Begleiters und eines anderen Wanderers wieder hochgezogen werden. Ich war natürlich sehr schockiert. Ich hatte die Dame schon vorher beobachet und muss sagen, dass sie auch sehr unsicher mit ihren Wanderstöcken gewirkt hatte. Ich bin in den letzten Monaten schon relativ viel wandern gegangen und empfand diese Verhältnisse als sehr anspruchsvoll. Sie wirkte auf mich als wäre sie noch nie zuvor in ihrem Leben wandern gewesen. Dennoch bin ich natürlich froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

    Uns stand noch eine Flussüberquerun bevor, dann hatten wir es endlich geschafft! Als wir vor dem Fluss standen stockte uns jedoch der Atem. Das Wasser war in extrem kurzer Zeit immens angestiegen und hatte sich vom Bach in einen reißenden Fluss verwandelt. Auf der anderen Flussseite standen einige Menschen komplett ratlos und schockiert, weil sie wussten, dass sie da jetzt rüber mussten. Ein Pensionistenehepaar (!) ging vor und konnte in der Mitte des Flusses aufgrund der reißenden Strömung einfach nicht mehr weiter. Meine deutsche Begleitung half von der einen Seite, ein paar stärkere Männer kamen von der anderen Flussseite nach. Letztendlich wurde dann eine Menschenkette gebildet, wo sich jeder gegenseitig half, um das Ufer überqueren zu können. Ich fand es natürlich toll, dass meine Begleitung so helfen wollte, jedoch wusste ich auch: umso länger wir hier halfen, umso schwerer werden die zahlreichen anderen Flussüberquerungen dann für uns noch werden. Mittlerweile schüttete es auch immer öfters heftig und ich war enorm besorgt.
    Letztendlich blieben wir dann als Gruppe mehr oder weniger den gesamten Rückweg zusammen und halfen uns gegenseitig. Die Männer stellten sich immer in die reißende Strömung und halfen uns rüber. Die erste Flußüberquerung musste ich dann in über hüfthohen eiskalten Wasser rübergehen. Sogar mein Rucksack war halb im Wasser und die Schuhe hab ich mir dann natürlich auch nicht mehr ausgezogen. Es war echt nervenaufreibend und extrem unangenehm mit den komplett durchnässten Schuhen alles zurückgehen zu müssen. Natürlich war ich dann durch die Regenfälle auch von oben bis unten komplett durchnässt, ein echter Alptraum. Wege gab es keine mehr, nur mehr Schlammbäche. Ich hatte große Angst irgendwo auszurutschen und mich zu verletzen. Und natürlich auch die Sorge, dass wir einen Fluss gar nicht mehr überqueren konnten. Ich ärgterte mich auch extrem über mich selbst. Ich hätte die Siuation nach dem ersten Regenguss besser einschätzen müssen und gar nicht raufgehen sollen. So war ich oben und habs doch nicht zum Wasserfall geschafft. Hätteich zu Begin nicht so lange auf meine Begleitung warten müssen, wäre es sich womöglich ausgegangen. Aber hilft jetzt eh nichts mehr. Und ganz clevere Leute sind trotzdem noch raufgewandert, obwohl wir alle empfohlen hatten nicht mehr rauf zu gehen 🙈

    Zum Glück schafften wir es doch gerade noch über die Flüsse. Ich war so froh darüber als wir auch noch den letzten geschafft hatten!

    Lustige Geschichte am Rande: bei der ersten Flussüberquerung wurde auch immer ein Hund herüber getragen. Manchmal wollte er sich gar nicht mehr auf den Arm nehmen lassen, weil er so Angst vor den Wasser hatte. Ein paar aus der Gruppe versuchten ihn dann mit Essen zu ködern, extrem lieb. Ich fragte mich immer: wen gehört der Hund bitte? Letztendlich stellte sich heraus, dass er gar keine/n Besitzer:in hatte und anscheinend entlaufen ist. Also haben wir nicht nur uns, sondern auch noch einen herumstreunenden Hund gerettet 😂

    Nach der letzten Flussüberquerung mussten wir dann ja noch den ganzen ersten Teil zurückwandern und das war so extrem mühsam. Ich war komplett erschöpft und konnte die tolle Natur leider gar nicht mehr genießen. Auch meine Fußsohlen waren von den nassen Schuhen komplett aufgeweicht, das machte das Gehen noch viel mühsamer. Irgendwann hatten wir es doch wieder bis zum ersten Strand geschafft und ruhten uns da noch aus. Man konnten seine Schuhe noch bei einer Dusche ausspülen, ich hab mich selten so dreckig gefühlt 😣

    Wir spazierten dann noch am Kee Beach entlang als uns eine Familie mit Kind entgegen kam und meinte, ob wir nicht die Robbe gesehen haben. Wir beide verwundert, nein, wo denn? Lagen wirklich gefühlt 5 Meter von uns entfernt 2 Robben am Strand! Wir waren so im Eck und entkräftet, dass wir gar nicht mehr auf die Umgebung geachtet hatten. Ich bin dem Kind bis jetzt noch dankbar 😆 Eine Robbe hatte einen ziemlich ausgeprägten Beschützerinstinkt, deshalb blieben wir eher auf Abstand. War eh sicher besser so.

    Als wir auf das nächste Shuttle zurück zum Autoparkplatz warteten, schüttete es wieder in Strömen. Auch wenn es jetzt auch schon egal war, hatten wir zumindest ein Dach über dem Kopf. Die Deutsche schloss sich mir mit dem Mietauto an und wir stoppten noch kurz beim Zurückfahren in Wainiha, um Souvenire zu kaufen. Danach war ich einfach nur froh gut und vor allem gesund wieder in der Unterkunft zu sein.

    Einerseits war es landschaftlich eine tolle Wanderung, andererseits ein eher negativ geprägtes Erlebnis, wo ich einfach nur froh bin unbeschert aus der Sache wieder herausgekommen zu sein und wo ich defintiv meine Lektion für künftige Wanderungen gelernt habe 😅
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