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  • Day 39

    Ciudad Perdida

    January 10, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 27 °C

    Die letzten vier Tage verbrachte ich in den Bergen der Sierra Nevada auf der beliebten Tour in die verlorene Stadt oder auf spanisch „Ciudad Perdida“. Die Sierra Nevada selbst ist das höchste Küstengebirge der Welt und gerade einmal 45 km von der Küste entfernt.
    Ciudad Perdida ist neben Machu Picchu in Peru eine der größten wiederentdeckten Städte Südamerikas und sogar noch älter als die peruanische.

    Die Touren zur Stätte sind bekannt und beliebt, aber genau so berüchtigt, da es nicht gerade ein Spaziergang ist. Es sollte aber das erste mal in meinem Leben sein, dass ich das Gefühl hatte mein Grundwehrdienst, den ich damals noch leisten musste, ist endlich für etwas gut gewesen.
    Insgesamt erstreckt sich die Tour über knapp 60 km Fußmarsch in 4 Tagen, 30 km zur Stätte und den selben Weg wieder zurück, bis zu einer Höhe von etwa 1200 m.

    Abgeholt wurde ich morgens direkt in Minca um ins Büro des Tourunternehmens nach Santa Marta zu fahren. Dort traf ich dann auf den Rest der Gruppe, insgesamt waren wir 19 Leute die die nächsten 4 Tage gemeinsam im Dschungel verbringen werden. Die Gruppe war ziemlich heterogen und bestand aus durchgehend sympathischen Menschen. Außer einem mexikanischen Pärchen waren es ausschließlich Europäer; Dänen, eine 60jährige aus Holland, eine Deutsche, eine Italienerin und die ersten Franzosen die ich wirklich mochte.

    Die Tour begann mit einer knapp zweistündigen Fahrt im Jeep in ein kleines Bergdorf, welches als Startpunkt für die Tour dient.
    Der Aufbruch war recht euphorisch, als man dann aber nach ca. 20 Minuten den ersten Berg hinaufsteigen musste verstummten die meisten Gespräche allerdings und es wurde auch darauf konzertiert einen Fuß vor den anderen zu setzen und sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. Die Ruhe hatte aber auch den Vorteil, dass man die unglaublich schöne Natur genießen konnte. Zwischendurch erfolgten immer mal kleine Pausen an festen Stationen, wo es dann Obst für alle gab, um den Tank wieder etwas aufzufüllen. Zum bsp Ananas, die hier wunderbar süß ist, oder Orangen die hier eher klein und grün sind, aber auch besser schmecken als die aus de Supermärkten in Deutschland.

    Das Ende jeder Tagestour war immer ein Camp, in dem alle Gruppen zusammen übernachteten. Es gab (meist sehr kalte) Duschen, Toiletten und geschlafen wurde in Doppelstockbetten oder Hängematten. Ein Problem war die recht hohe Luftfeuchtigkeit, zum einen weil die Matratzen und Kissen der Betten sich recht klamm anfühlten und zum anderen sind die Klamotten, die man tagsüber komplett durchgeschwitzt hatte kaum trocken geworden, so lange sie nicht direkte Sonne abbekommen haben. Als man diese am nächsten Tag von der Leine nahm hatte man manchmal sogar das Gefühl sie sind noch feuchter geworden.
    Nichts desto trotz war man froh ein weiteres Zwischenziel erreicht zu haben.
    Zwei der Camps lagen auch direkt an den großen Flüssen, wo man wunderbar baden konnte.
    Während der Tour kamen wir auch an kleinen Dörfern von Indigenen vorbei, von denen ein paar tausend in der Sierra Nevada leben, aufgeteilt auf 4 verschiedene Stämme. Uns wurde auch immer viel erzählt, über die Geschichte der Stadt und die verschiedenen indigenen Kulturen. Leider war alles auf spanisch, und konnte nicht immer alles verstehen. Es war zwar ein Übersetzer dabei, der relativ gut Englisch konnte, wenn man sich mit ihm unterhalten hat. Allerdings war es seine erste Tour und ich glaube er kannte die ganzen historischen Fakten nicht. Zumindest war es teilweise so, dass jemand etwas ca. 5 Minuten auf spanisch erklärt hat und vom Übersetzer kam danach gerade mal ein englischer Satz. Da hatte ich schon das Gefühl, dass wahrscheinlich gerade nicht alles an Informationen ins englische übertragen wurde. Dennoch waren viele interessante Sachen dabei. Die Indigenen bauen auch offen Cocapflanzen an, allerdings nicht um das bekannte weiße Pulver herzustellen, sondern um zum Bsp bei langen Zeremonien oder Märschen nicht müde zu werden. Dazu stecken sie sich die Blätter in den Mund und kauen darauf herum.

    Am dritten Tag sind wir dann morgens (wir und übrigens jeden Tag 05:00 Uhr aufgestanden, Frühstück war 05:30 Uhr) enrich zur verlorenen Stadt gelaufen. Diese war zwar nur 45 Minuten entfernt, allerdings musste man am Ende ganze 1200 (!) Stufen hinaufsteigen. Das lohnt sich dafür dann aber auch. Überraschenderweise war es nicht so touristisch wie befürchtet, wie waren sogar die erste Gruppe überhaupt und konnten in Ruhe alles erkunden und Fotos machen. Das war sehr angenehm, wenn man dazu im Gegensatz Geschichten von Machu Picchu hört, wo man in einer Schlange einem vorgegebenen Pfad mit Pfeilen folgt, so wie bei Ikea.
    Nach dem Lunch ging es dann auch schon wieder auf dem Rückweg, am letzten Tag sind wir dann nochmal ca. 16 km gelaufen. Einer der Dänen hatte am letzen Tag auch Geburtstag, zu seinem Pech hatte sich das herumgesprochen und an einem der Checkpoints wurde dann eine lustige kolumbianische Tradition an ihm vollzogen, man bekommt ein Ei auf dem Kopf zerschlagen (zu sehen im Video). Hab leider keine Ahnung über den genauen Hintergrund dieses Brauchs.

    Am Ende saßen wir wieder alle zusammen im Jeep und fuhren zurück nach Santa Marta. Jeder hatte Mühe die Augen offen zu halten und lediglich die zahlreichen Kurven, Hügel und Löcher der Straße hielten uns wach.
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