• ein Kampf

    February 23, 2023 in Cameroon ⋅ ⛅ 25 °C

    Danke, Bruderherz, Jan-Philipp, für das Moskitonetz, danke, Mama, für die Fenistilsalbe, danke, lieber Gott, dass du mich vor Malaria beschützen wirst…
    Ich realisiere gerade Sachen. Erstens, französische Verben und wie schön es ist passende Wörter zu finden. Zweitens, warum meine Cousine so viele Schwierigkeiten in Südafrika hatte.
    Ich denke, ihre Familie war schlimm, meine ist toll, aber trotzdem setzen mit die kulturellen Unterschiede zu.
    Pünktlichkeit wird hier klein geschrieben. Genauso, wie sich auf das Erscheinen einer Person zu verlassen. Ich nenne es jetzt schon eine lustige Anekdote: der Deutschlehrer bei dem ich gestern hospitiert habe hat mir relativ vage, aber klar mitgeteilt, dass er freitagsmorgens nicht zur ersten Stunde erscheint. Geschweige denn donnerstags überhaupt, da er da nur 2 Stunden insgesamt hätte. Die Deutschlehrerin von heute hat meiner Meinung nach besser, interaktiver unterrichtet. Aber auch sie wird morgen (gar) nicht erscheinen, weil sie sich so krank fühle, dass sie ins Krankenhaus müsse. Nun gut. 1. Schulwoche von 6 fast rum, das wird interessant.
    Kleine Sideinfo, in den Klassen sitzen seit Corona nur noch 100 Kinder. Davor waren es 150-200. Davon sind aber auch immer nur zwischen 40 und 70 anwesend. Außerdem gibt es Disziplinarmeister. Heute bei meiner Ankunft habe ich mich gewundert warum ca. 50 Kinder in Reihen auf dem Boden knien - jetzt weiß ich, dass ein Stock auch noch heutzutage zum auf den Hintern schlagen verwendet wird.
    « Madame, est-ce que vous avez un mari? », « Je veux toucher ta peau. » und was ich mit meinen Haaren mache? Nix. Die kringeln sich ganz alleine aufgrund der Hitze.
    Aber wenigstens war ich nicht die einzige, die um Geld gebeten wurde, da ist mir mein Lächeln nämlich aus dem Gesicht gefallen, vor allem nachdem ich manchen hier schon Einladungen nach dem tollen, ach so tollen Deutschland schicken soll. Erstens, Visa sollten ohne Einladungen, Diskriminierung und diese hohe Gebühr vergeben werden. Zweitens: Ich kann ja gerne Einladungen schreiben, aber nur für Leute, die ich mag und auch sehen möchte - ist der Gedanke so falsch? Wie eine Einladung zu meinem Geburtstag, da lade ich ja auch nicht wildfremde Leute, zu denen ich keine Verbindung habe, zu ein.

    So, zurück zu meiner Cousine. Ich hatte gerade schon wieder einen Kampf wegen Wasser, weil ich kein eigenes Geld habe, ich habe nun Geld tauschen lassen, was auf Josués Konto überwiesen wurde, was er laut Aussage gestern, gar nicht hat. Hmm. Egal, Schwamm drüber, er kriegt ja sowieso Geld von mir. Ich frage nicht gerne um Geld, ich frage nicht gerne um Dinge, ich glaub das ist das riesige ganze Problem. Jetzt muss ich ihn bitten mir eine bestimmte Summe zu geben, bzw. auch noch um die Simkarte, um ein Lebenszeichen von mir zu geben, bzw. mehrfach um Geld für das Wasser und die Verhandlung, dass ich erstmal immer nur eins kaufe. Das ist keine Bosheit, sondern das ist etwas kulturelles, glaube ich. Es ist Trägheit, es gibt hier nicht unsere Versessenheit aufs Wort und unsere Arbeitsmoral, was einerseits gut, aber andererseits auch sehr ungewohnt und gewöhnungsbedürftig ist.
    Das Problem ist auch mein deutscher Wille. Ich will nicht ausgenutzt werden, ich will selbst machen und ich will frei sein und handeln dürfen. Beispielsweise konnte ich heute und morgen auch mit dem Fahrrad zur Schule und wieder zurück fahren, ein super tolles Gefühl, vor allem, als ich auf dem Rückweg auch noch Kikai hintendrauf transportiert habe. „Das wäre ein Video wert.“ Denn ich soll - und möchte auch - ein Video über meinen Alltag hier machen. Für das hoffentlich steigende Interesse am afrikanischen Kontinent, für Josués Familie, für mich und für EasyGo - EasyCome.
    Und, ich gebe, ohne etwas zu erwarten. Ich habe allerdings heute die Erfahrung machen müssen, dass ich etwas nehme (in diesem Fall Fragen nach der Bedeutung von Worten) und mich danach in der unangenehmen Situation befinde etwas zurückgeben zu MÜSSEN! Aber ganz ehrlich, das hat was mit Charakter und nicht mit Kultur zu tun, mir fallen eine Menge Leute in Deutschland ein, dir mir das gleiche Gefühl vermitteln!!!

    Naja, auf jeden Fall war heute ein Kampf. Ein philosophischer Krieg in der Schule mit einem friedlichen Zusammenschluss und ein Kampf auf Leben und Tod im Hause Damatal. Die Ziege habe ich gemelkt, aber das Kaninchen hat den Abend nicht überlebt. Ich habe gespannt alles mitangesehen und zuletzt auch gegessen. Es war weiß, wie der Schnee und hatte definitiv (berechtigte) Angst. Es wurde gerülpst, gefurzt, geschmatzt.
    Kinder sind schon immer meine Rettung gewesen, wenn alles andere unnahbar schien.
    Read more