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- Saturday, February 18, 2023 at 10:09 PM
- Altitude: 126 m
GermanyDortmund51°30’7” N 7°27’31” E
Packtag - es geht los

Ich finde eigentlich, dass mein Klamottenbild einen eigenen Post verdient hätte. Mit der Menge hätte ich auch nur mit Handgepäck reisen können…
Ich hab Bauchschmerzen oder Vögel im Bauch, ich war schon 5x auf dem Klo und mir ist schlecht (wobei ich Pawan versuche zu erklären, was der Unterschied zwischen „mir geht es schlecht“ und „mir ist schlecht“ ist).
Es ist 4 Uhr, als ich endlich einschlafe. Die Seite des Auswärtigen Amts über Kamerun weiß ich nun auswendig, mein Mantra ist „du musst aufwachen, du musst aufwachen, du musst, musst, musst aufwachen“. Mein Wecker geht um 5:24 Uhr.
Der Tag war ereignisreich. Eine scheinbar kaputte Waschmaschine, offenbar aber nur ein abgedrehter Wasserhahn. Gleich 2 Besuche bei Tante Eva, ein Besuch bei Onkel Tom und Petra inkl. Joey, Maxi und einer grandiosen Poké Bowl und einmal Omas hilfloses Schnauben hören, als ich sage, dass ich morgen nach Afrika fliege. Aber nicht so lange. Diesmal.
Ein Besuch im Éphémère und ein Eigelb-alkoholfreier Cocktail - und zuletzt die 7-stündige Packaktion ohne Müdigkeit und mit ganz vielen Gedanken.
Danke an Nico, von dem ich die tolle Idee des Kofferpackenfotografierens geklaut habe. Das hat iwie Spaß gemacht und mir extrem viel an Struktur gebracht.
Gute Nacht, bis in anderthalb Stunden…Read more
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- Sunday, February 19, 2023 at 5:50 PM
- Altitude: 40 m
TurkeyFlughafen Istanbul-Atatürk40°58’45” N 28°49’0” E
mein 1. Flug hat Verspätung (& mehr)

Ich schreibe diesen Text gerade im Flugzeug. Wie sich die Stimmung so schnell verändern kann. Vor einer guten Stunde hätte ich noch ganz anders geschrieben. Ich versuche mich wieder zu dem Zeitpunkt zurückzuversetzen und fange von vorne an.
Vollkommen desorientiert bin ich heute morgen aufgewacht, habe die letzten Sachen erledigt und den (31,9kg) schweren Koffer die 4 Etagen runtergehievt. Genau wie Google Maps es mir ausgerechnet hat will ich gerade beginnen zum Bus zu gehen - der in 4 Minuten abfährt - als dieser, oh welche Überraschung 🫠 4min zu früh an mir vorbeijuckelt.
2,2km um 6 Uhr morgens mit einem sauschweren Koffer und 2 Taschen unter Zeitdruck laufen zu müssen schlagen, so wie generell die gesamte Nervosität, auf meinen Magen. Naja, den Zug hab ich bekommen, Patentante Susanne hat mich in Hagen eingesammelt und wir hatten eine entspannte Fahrt zum Flughafen. (Bis auf den einen Blitzer, der ein schnelles Foto geschossen hat.)
Am Flughafen packe ich erstmal aus, ein, um, verzweifle. Meine Musikbox muss ich wohl hierlassen und die 12kg Bücher und Spiele als Handgepäck mitnehmen… tschüss Susanne, mit meiner geliebten orangenen Gefährtin :(
Aber alles kommt anders als gedacht, mein CHECK24 Flug ist was ganz besonderes, ich habe offenbar 2 (!) Koffer à 23kg. Naja, dann eben nur einen mit knapp 32kg. Vielleicht hab ich aufm Rückweg ja auch 2 und mach n Klamottengeschäft auf. :)
In der Schlange werde ich von meinem Hintermann schon zum Essen in der Premium Flight Lounge eingeladen (aber eine blonde Bobfrisur in meinem Kopf schüttelt verstört den Kopf).
Ein guter Liter Hafermilch geext (400kcal?!), klares Nein zu einem creepy Obdachlosen, der mir zu nah kam und 2 vollständige Sicherheitskontrollen - aufgrund meines Weigerns Essen wegzuschmeißen - später, geht der Flug eine halbe Stunde später los. Es ist 12 Uhr
Im Flugzeug unterhalte ich mich mit dem ersten Kameruner, meinem Sitznachbarn, lese ein wenig und jetzt kommen wir zum moodändernden Teil: hinter mir ist auf einmal ein Tumult, Hilfeschreie, hektisches Gedrücke. Das Bild ist in meinen Kopf gebrannt. Ein Mann der leblos mit aufgerissenen Augen auf dem Sitz sitzt, neben ihm eine riesige Lache Erbrochenes. Mein Mund wird trocken und ist es seitdem. Lautsprechersurchsagen nach medical doctors und alle gaffen. Ich kann nicht mehr atmen, bekomme Gänsehaut, in meinem Kopf ein Horrorfilm von einem Virus, der im Flugzeug verbreitet wird und gleich alle leblos erstarren und sich übergeben lässt.
Ich weiß nicht, wie es dem Mann geht, er ist nicht mehr auf seinem Platz. Ich habe während des ganzen Prozederes meine Augen geschlossen und Susannes Rosenkranz umklammert. Dann kamen Turbulenzen, das hat es noch besser gemacht.
Ich bin vor Erschöpfung und Anspannung eingeschlafen. Jetzt ist es nur noch eine halbe Stunde. Tat gut, das aufzuschreiben. Ich würde gerne umarmt werden, werd ich wohl erst richtig in 6 Wochen :/
Schlussendlich kann ich nur sagen, das Leben ist unvorhersehbar und Afrika ist riesig. Die zwei Erkenntnisse dieses Fluges.Read more
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- Monday, February 20, 2023 at 2:00 PM
- ☀️ 32 °C
- Altitude: 665 m
- 3°42’53” N 11°32’51” E
12h hier

Ein Auf und Ab, von Istanbul nach Douala nach Yaoundé. Mit Carl schmuggel ich mich so ein bisschen durch die Einheimischen Kontrolle. Dann verliere ich ihn, als ich mit ein paar Ärzten vor den Flughafen gehe, um herauszufinden, wann ich abgeholt werde und ob ich bis dahin mit ihnen in ihr Hotel fahren sollte. Crazy draussen vorm Flughafen, viel zu viele Stimmen nach so wenig Schlaf.
Im Endeffekt kommt um 4:30 Uhr Charles, Josués Lehrling an, um mich einzusammeln. Ich kann mich gerade noch so auf den Beinen halten vor Erschöpfung, aber Charles vertraue ich sofort. Er hat eine ruhige, hilfsbereite, ehrliche Art.
Wir fahren mit dem Taxi zu einer « solidarité » Colectivo Station. 18 Leute in einem kleinen weißen 9Sitzer, ein riesiger, mit einer Plane abgedeckter, Haufen auf dem Dach.
Bienvenue en Cameroun. Willkommen in Kamerun!
Mon français c‘est comme ça d‘une très petite fille, mais j‘essaye!
Wir kommen in Ntui an, es ist alles rot, der Sand, die Häuser, die Wege, am Himmel ist ein roter voller Mond. Ich gehe erstmal für 2h schlafen!Read more
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- Monday, February 20, 2023 at 10:15 PM
- 🌙 24 °C
- Altitude: 516 m
CameroonNtui4°26’20” N 11°37’38” E
La Blanche

Kurze Tageszusammenfassung, es war krass. Sehr viele Erfahrungen, sehr viel innere Ruhe, sehr viel Trubel, sehr viele Gespräche und noch viel mehr Gedanken. 2 Teile des Tages: im Hellen und im Dunklen.
Erst einmal: es gibt keinen Strom, kein Licht, kein WLAN, keine Elektrizität. Kein fließend bzw. sauberes in Anführungsstrichen Wasser, also weder Dusche, noch Waschbecken, noch Klospülung. Dafür gibt es ca 10 Kinder, 4 der Familie und dann noch NachbarInnen und weiß ich nicht was (ich kann jetzt französische Klatschspiele, Jonglierbälle als Wurfgeschosse missbrauchen und Hausaufgaben erklären), Hühner, eine sehr, sehr schmusige Katze, Hunde, Bienen, Ziegen, Schafe, Kaninchen und Land mit Mais und anderen Bäumen.
Frische Ziegenmilch mit selbstgemachtem Honig, einen Brunnen mit kleinen Eimern zum Waschen und Toilette machen, Couscous aus Maismehl und einen Boden, auf dem ich endlich wieder sitzen und essen darf, obwohl das mit den Händen mal wieder so gar nicht funktioniert…
Im Hellen genieße ich die ‚Kühle’ der neugebauten Lehmhütte, führe ein sehr spannendes Gespräch, welches Kant, Goethe und Herder miteinbezieht, gehe mit Josués Frau auf den Markt, der wirklich eine Erfahrung wert ist und spiele mit den Kinder rennen, werfen usw.
Im Dunklen hinterfrag ich mein Leben, denke an die nächsten 40 Tage, lerne Strom und Wasser wertzuschätzen. Mache mir Gedanken um mein Interview und meine Klausur ohne WLAN…
Es ist vollkommen in Ordnung, ich habe ein ganz klein wenig Angst krank zu werden, ich bin unglaublich begeistert von den Personen, die ich bisher hier getroffen habe und bin extrem dankbar und stolz es auf Französisch durch den Tag gebracht zu haben. Mit den Kindern ist es am einfachsten.
Lance, lance, lance! Vite! Je veux plus chocolate!
Ich habe mich in Deutschland geschämt gedacht zu haben, dass es hier anders ist als im Europa, jetzt denke ich mir, dass ich viel mehr hätte mitbringen können. Schreibblöcke, Batterien, Lampen, Kleidung, Kerzen, etc. und für mich viel, viel mehr Mosquitospray und eine weitere Packung Malarone Tabletten.
Kein Strom, das soll mir mal einer sagen wie das ist. Kein Licht im Dunklen, keine Möglichkeit etwas aufzuladen.
Josué möchte seine Farm nachhaltig erweitern, bis auf die Kaninchen bin ich hier wirklich sehr begeistert von. Er möchte für 2000€ eine Solaranlage bauen und viel wichtiger (haha) das Geld reicht grad nicht für einen WLAN Router und Fenster.Read more
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- Tuesday, February 21, 2023 at 10:00 PM
- 🌙 25 °C
- Altitude: 513 m
CameroonNtui4°26’54” N 11°37’9” E
Mein Himmelbett

Heute war ich das erste Mal in der Schule. Grüße gehen raus an Joostiboi. Alle hier schütteln die Hände und schnipsen gleichwohl danach. Ich war eine gute deutsche Arbeitskraft, lol, und habe erstmal schön Schülerkarten schriftlich ausgefüllt. Hier sind ab morgen so etwas wie Bundesjugendspiele, nur dass es darum geht am Ende ins nationale Finale zu kommen. Der ganze Vormittag im Sportlehrerraum war nur Administration, Kennenlernen.
« La vie est simple ici. » Wort zum Sonntag vom Sportlehrer, selber ehemaliger Spieler der kamerunischen Basketballnationalmannschaft. Er war in China und meinte, dort hätten sie vor ihm und seinem Team noch nie Schwarze gesehen. Als ich nach Hause komme rennt Kikay (der jüngste Sohn) erstmal zu mir und drückt mich fest. :)
Ein bisschen Fehlkommunikation: ich komme erst um 7 heim, hatte nur Reste vom Frühstück und 2 Bananen den ganzen Tag über, wer mich kennt: Wenn ich Hunger habe werde ich zur Diva. Da ich allerdings nicht nur hungrig, sondern am Verhungern war, war ich schlecht gelaunt, schwach und schummrig und deshalb sauer und noch schlechter gelaunt. Nach ner riesigen Portion war’s aber dann auch wieder gut. Morgen muss ich das anders klären…
Am Abend übe ich zusammen mit Bonheur lesen: Fifi Brindacier macht sich bezahlt. Charles erklärt Mathe und ich bin lost. 6. Klasse… Oh man.
In der Schule gibt es Disziplinarverfahren mit Schlägen. Warum?! Warum genauso wie in Indien? Es wird mir erklärt, damit ich nicht zu schockiert sein werde.
Da gibt es übrigens auch keinen Strom. Ich weiß nicht, ob nur in den kleinen Städtchen nicht, oder in ganz Kamerun. Solar wird hier zum Lebensretter, grandiose Sache, ganz ehrlich. Um kurz vor 10 ist die Batterie aufgebraucht, das ist dann wohl der Moment sich die Sterne anzuschauen und zu Bett zu gehen.
Ich habe einen ganzen Zettel mit Spendenideen voll geschrieben, wenn ich irgendwann mal Internet haben werde, werde ich mich über Mittel informieren. Von einfachen Sachen, wie Badmintonschlägern, Bällen über Matten und Geräte für den Sportunterricht hin zu (wohlgemerkt: gebrauchten) Schulbüchern und einer Halle mit gutem Federboden.
Achso und am wichtigstem: sauberem, fließenden Wasser, kennt sich jemand mit Filtern, Ideen, Techniken aus? Zur Stromerzeugung ist mir nur noch Wasserkraft eingefallen.
Sorry für keine bzw. wenig Bilder, ich habe halt überhaupt gar keinen Akku… mein Bewerbungsgespräch werde ich wohl verschieben müssen…Read more
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- Wednesday, February 22, 2023
- ⛅ 35 °C
- Altitude: 518 m
CameroonNtui4°26’42” N 11°37’34” E
Erster Deutschunterrichtstag

Jetzt kann ich’s ja schreiben, damit sich niemand Sorgen hätte machen müssen. Gestern, am 2. Tag, bei meinem Hungeranfall habe ich fast geheult und gedacht, wie soll ich es nun 1 1/2 Monate hier aushalten, kein Wasser, kein Essen, 2 tatsächlich lebensnotwendige Dinge, die mir seltenst so wichtig erschienen, einfach auch, weil ich (bisher) kein eigenes Geld habe.
Charles ist heute für 2 Tage weggefahren und ich habe schon leichte Verlustängste. Yvette und ich werden langsam warm miteinander, mit Josué kann man sich unglaublich tiefgründig unterhalten, Bonheur ist eine kleine Diva, aber sitzt beim Lesen glücklich auf meinem Schoß.
Joel und ich kommen auch ganz gut klar, er spricht nur Französisch und Fufu (?), hier eine Seltenheit kein Englisch zu können. Ich glaube ich habe den Unterschied zwischen savoir und connaître jetzt raus.
Irgendwann nachdem wir uns eine Stunde lang zu siebt die Frisbee zugeworfen haben habe ich etwas realisiert. Ich möchte gar nicht, dass meine Kinder mit Handys, Internet, Computern, Computerspielen, tausendfacher Ausstattung an Plastikscheisse und so weiter aufwachsen. Ich möchte aber auch nicht, dass sie an Malaria sterben können, Polio bekommen oder (davon werde ich morgen berichten, weil ich noch keine neutrale Gemütslage dazu einnehmen konnte) schlechte Bildung erhalten.
4 Dinge: Zugang zu sauberem Trinkwasser und Nahrungsmitteln. Hygieneartikel und medizinische Versorgung. Gute Bildung und Zugang zu Elektrizität. Liebe und eine frei wählbare Zukunft.
Das ist das, was ich mir, wo auch immer, wünsche. Ich wünsche mir glückliche und zufriedene Kinder wie hier, die wissen, wie der Hase läuft. Die sich selbst versorgen können, hilfsbereit, schlau, fleißig und liebevoll sind. Die selbst Beschäftigung finden und nicht von nutzlosen Gegenständen abhängig sind.
Mein „Ausflug“ hierhin wird men Leben in Deutschland (leider) nicht groß verändern, aber, wenn ich so drüber nachdenke habe ich nichts dadurch verloren, dass ich kein Internet und kein Handy habe. Ich möchte einmal schreiben, dass es mit gut geht. Ich möchte meinen Schülern online mitteilen, dass wir den Unterricht erst im April fortsetzen können. Ich möchte dem Bafögamt antworten, eine wichtige Email schreiben und mich für einen weiteren Unikurs einschreiben. Aber abgesehen davon diesen Text hier auch posten zu wollen ist das eigentlich alles nicht so wichtig, als dass ich mein Handy und WLAN wirklich bräuchte. Es ist convenient. Und nervig.
Frohen Aschermittwoch!Read more
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- Thursday, February 23, 2023 at 10:14 PM
- ⛅ 25 °C
- Altitude: 509 m
CameroonNtui4°27’0” N 11°37’60” E
ein Kampf

Danke, Bruderherz, Jan-Philipp, für das Moskitonetz, danke, Mama, für die Fenistilsalbe, danke, lieber Gott, dass du mich vor Malaria beschützen wirst…
Ich realisiere gerade Sachen. Erstens, französische Verben und wie schön es ist passende Wörter zu finden. Zweitens, warum meine Cousine so viele Schwierigkeiten in Südafrika hatte.
Ich denke, ihre Familie war schlimm, meine ist toll, aber trotzdem setzen mit die kulturellen Unterschiede zu.
Pünktlichkeit wird hier klein geschrieben. Genauso, wie sich auf das Erscheinen einer Person zu verlassen. Ich nenne es jetzt schon eine lustige Anekdote: der Deutschlehrer bei dem ich gestern hospitiert habe hat mir relativ vage, aber klar mitgeteilt, dass er freitagsmorgens nicht zur ersten Stunde erscheint. Geschweige denn donnerstags überhaupt, da er da nur 2 Stunden insgesamt hätte. Die Deutschlehrerin von heute hat meiner Meinung nach besser, interaktiver unterrichtet. Aber auch sie wird morgen (gar) nicht erscheinen, weil sie sich so krank fühle, dass sie ins Krankenhaus müsse. Nun gut. 1. Schulwoche von 6 fast rum, das wird interessant.
Kleine Sideinfo, in den Klassen sitzen seit Corona nur noch 100 Kinder. Davor waren es 150-200. Davon sind aber auch immer nur zwischen 40 und 70 anwesend. Außerdem gibt es Disziplinarmeister. Heute bei meiner Ankunft habe ich mich gewundert warum ca. 50 Kinder in Reihen auf dem Boden knien - jetzt weiß ich, dass ein Stock auch noch heutzutage zum auf den Hintern schlagen verwendet wird.
« Madame, est-ce que vous avez un mari? », « Je veux toucher ta peau. » und was ich mit meinen Haaren mache? Nix. Die kringeln sich ganz alleine aufgrund der Hitze.
Aber wenigstens war ich nicht die einzige, die um Geld gebeten wurde, da ist mir mein Lächeln nämlich aus dem Gesicht gefallen, vor allem nachdem ich manchen hier schon Einladungen nach dem tollen, ach so tollen Deutschland schicken soll. Erstens, Visa sollten ohne Einladungen, Diskriminierung und diese hohe Gebühr vergeben werden. Zweitens: Ich kann ja gerne Einladungen schreiben, aber nur für Leute, die ich mag und auch sehen möchte - ist der Gedanke so falsch? Wie eine Einladung zu meinem Geburtstag, da lade ich ja auch nicht wildfremde Leute, zu denen ich keine Verbindung habe, zu ein.
So, zurück zu meiner Cousine. Ich hatte gerade schon wieder einen Kampf wegen Wasser, weil ich kein eigenes Geld habe, ich habe nun Geld tauschen lassen, was auf Josués Konto überwiesen wurde, was er laut Aussage gestern, gar nicht hat. Hmm. Egal, Schwamm drüber, er kriegt ja sowieso Geld von mir. Ich frage nicht gerne um Geld, ich frage nicht gerne um Dinge, ich glaub das ist das riesige ganze Problem. Jetzt muss ich ihn bitten mir eine bestimmte Summe zu geben, bzw. auch noch um die Simkarte, um ein Lebenszeichen von mir zu geben, bzw. mehrfach um Geld für das Wasser und die Verhandlung, dass ich erstmal immer nur eins kaufe. Das ist keine Bosheit, sondern das ist etwas kulturelles, glaube ich. Es ist Trägheit, es gibt hier nicht unsere Versessenheit aufs Wort und unsere Arbeitsmoral, was einerseits gut, aber andererseits auch sehr ungewohnt und gewöhnungsbedürftig ist.
Das Problem ist auch mein deutscher Wille. Ich will nicht ausgenutzt werden, ich will selbst machen und ich will frei sein und handeln dürfen. Beispielsweise konnte ich heute und morgen auch mit dem Fahrrad zur Schule und wieder zurück fahren, ein super tolles Gefühl, vor allem, als ich auf dem Rückweg auch noch Kikai hintendrauf transportiert habe. „Das wäre ein Video wert.“ Denn ich soll - und möchte auch - ein Video über meinen Alltag hier machen. Für das hoffentlich steigende Interesse am afrikanischen Kontinent, für Josués Familie, für mich und für EasyGo - EasyCome.
Und, ich gebe, ohne etwas zu erwarten. Ich habe allerdings heute die Erfahrung machen müssen, dass ich etwas nehme (in diesem Fall Fragen nach der Bedeutung von Worten) und mich danach in der unangenehmen Situation befinde etwas zurückgeben zu MÜSSEN! Aber ganz ehrlich, das hat was mit Charakter und nicht mit Kultur zu tun, mir fallen eine Menge Leute in Deutschland ein, dir mir das gleiche Gefühl vermitteln!!!
Naja, auf jeden Fall war heute ein Kampf. Ein philosophischer Krieg in der Schule mit einem friedlichen Zusammenschluss und ein Kampf auf Leben und Tod im Hause Damatal. Die Ziege habe ich gemelkt, aber das Kaninchen hat den Abend nicht überlebt. Ich habe gespannt alles mitangesehen und zuletzt auch gegessen. Es war weiß, wie der Schnee und hatte definitiv (berechtigte) Angst. Es wurde gerülpst, gefurzt, geschmatzt.
Kinder sind schon immer meine Rettung gewesen, wenn alles andere unnahbar schien.Read more

Gin Tonic on TourKleiner Nachtrag: ich werde weiterhin nur hier Fleisch essen, weil ich sehe, warum es hier so wichtig ist. Ich schätze das einzelne Leben wert.
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- Friday, February 24, 2023 at 8:30 PM
- ☁️ 28 °C
- Altitude: 518 m
CameroonNtui4°26’42” N 11°37’34” E
mit Mama telefoniert

Nachtrag zu heute (jetzt gerade gestern).
Ich hatte wenig Lust etwas zu schreiben. Der Tag war super toll, ich wollte einfach nur schlafen. Selbst Deutsch„Unterricht“ gemacht, einen kleinen Sonnengruß beim Radeln eingefangen (tu as besoin des lunettes contre le soleil) und dann bei den Fenassco Sportspielen Fußball, Ringen, Turnen und Armdrücken beobachtet. Ich würde sie mit etwas anderen Bundesjugendspielen vergleichen - mit dem Ziel auf nationaler Ebene anzutreten. Der Junge auf dem Turnvideo hat im letzten Jahr Gold gewonnen. Ohne Matte, ohne Halle, ohne Geräte, Training nur draußen auf dem staubigen, unebenen Feld. Die Frau des Bürgermeisters ist auf ihren hohen Schuhen erstmal beim Ballantritt ausgerutscht.
Nebenan stieg eine Party, Josué mag offenbar keine Musik, war auch sehr, sehr laut, muss ich zugeben, aber ist nun mal so. Getanzt haben wir nur in der Küche. Papa ne vont pas aimé ça.
Schnaps, die Küche muss ich auch mal aufnehmen. Eine der Todesursachen hier, giftige Dämpfe aus der Küche oder beim Kochen einatmen, das erwartete Durchschnittsalter liegt offenbar bei 50 Jahren.Read more
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- Saturday, February 25, 2023 at 9:15 PM
- ☁️ 24 °C
- Altitude: 670 m
CameroonKoumou3°39’48” N 11°31’1” E
champs, danser et internet

Etwas verschlafen, der Wecker klingelte um 5:40 Uhr, ausgemacht und um 20 nach 6 ohne aufgewacht. Wir wollten um 6 Uhr los, um halb 7 kam Josué ganz entspannt gerade fertig raus, pas de problème.
Ab zur Busstation! An alle Musical-Mallinckröten. Wieder der Bus nach Yaoundé, das Prinzip ist: 5 Leute in einer Reihe für 3. 1000 Franken, 2 Stunden. 1,60€ ca. 80km.
Nudeln zum Frühstück, eincremen und mit dem Auto durch die Stadt (l´embouteillage) und auf zu den 3 Hektarn Land, wo Josués Freund seine Farm bauen möchte. Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wie Palmöl hergestellt wird? Ich dachte so ungefähr, das würde in den Flaschen geboren werden… oder eher gesagt habe ich gar nichts gedacht. Lecker Fisch auf einer kleinen Anhöhe zurück in Yaoundé und das Geld abheben Spektakel beginnt. Nichts funktioniert - hors service oder die Karten werden sofort wieder ausgespuckt. Auf dem Rückweg eine Polizeigrenzkontrolle (for what??) und mein Pass wird mehr als nur genauestens inspiziert. Endlich eine Simkarte, endlich Internet! Nur das Prinzip des Monatsplans habe ich falsch verstanden. Das muss ich noch nachholen und morgen neues Geld überweisen.
Wieder die Ziege gemolken, von einer Zukunft eines eigenen Bauernhofes ohne eklige große Insekten geträumt und auf dem Hof mit den Kiddies zur Musik der Nachbarn getanzt. Mit Hohlkreuz und wackelndem Arsch natürlich. Versucht, versteht sich!Read more
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- Sunday, February 26, 2023 at 11:00 PM
- ☁️ 27 °C
- Altitude: 531 m
CameroonNtui4°26’14” N 11°37’38” E
unzähl- und unbezahlbar

Je suis très triste. Parce que je ne peux pas bien m´exprimé et à cause des piques des moustiques. Et c’est très triste que je ne peux pas dire exactement comment je suis triste.
So oder so ähnlich und 20 Minuten Auszeit. Meine Stiche sind unzählbar, genauso wie die Zeit, die ich nachts aufwache, um mir alles aufzukratzen… ich weiß wirklich nicht, warum mich diese Kackviecher bei 2 Waschgängen pro Tag so sehr lieben. Ganz abgesehen vom Antispray und dicken Klamotten, die mich fast zu Tode schwitzen lassen.
Ich war heute (alleine) in der Kirche. Um 9:30 Uhr, nachdem ich ab 7 Uhr schon Wäsche gewaschen habe (mehr schlecht als recht). Gibt es eine afrikanischkatholische Gemeinde in Dortmund? Ich möchte zu euch, um zu singen, um zu klatschen, um mich im Gottesdienst zu bewegen, vielleicht sogar zu tanzen. Ein paar Tränchen sind für meine Oma geflossen. Das war schön loszulassen.
Dann habe ich das erste mal versucht diese kurzen Kräusellocken zu bändigen und zu flechten, das werde ich wohl noch mehr als ein paar mal üben müssen…
Am Abend hab ich Marcellines Haare mit falschen Haaren zu mehreren Zöpfen zusammengedreht.
Wir waren Essen für die Schafe holen, Büschel großen Grases zusammengebunden mit sich selbst, keine Maschine zum mähen, kein Plastik zum binden. Die Milch hab danach auch noch gemolken. Manche Träume gehen hier in Erfüllung. Jetzt muss ich nur noch Eier sammeln gehen und lernen wie man kocht ;) Gruß geht raus an Kimmi, Pawan und Darius.
Jetzt liege ich im Bett, habe mich mit festem (Kakao)Öl eingerieben, frische Stücke, die in meiner Hand durch die Reibungshitze flüssig werden, damit ich meine Stiche am Bauch, an den Beinen, am Hals nicht aufkratze. Die Elektrizität funktioniert noch immer, ein Wunder!! Ich habe ein neues Bettlaken zum unterlegen und eins zum überlegen, der Ventilator läuft auf 2.
Ich fühle mich ganz ehrlich grad wie eine PRINZESSIN! Und das, nachdem ich heute gelernt habe, wie man Sachen auf dem Kopf transportiert. Nämlich so als würde man eine ♔ tragen.Read more
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- Monday, February 27, 2023 at 11:35 PM
- Altitude: 516 m
CameroonNtui4°26’54” N 11°37’13” E
unliebsamer Bettgast

Fangen wir mit der neuesten Neuigkeit des Tages an: ich hab mir gerade Rückflüge angeschaut. Diesen Sonntag knapp 700€. « Es ist nur Geld, Gina »
So ganz zufrieden war ich dann aber auch damit nicht, weiß ich doch, dass es nur ein vorgeschobener Grund wäre und nicht die ganze Wahrheit.
Heute war ein super Tag! Ich war in der Schule, hab beim Leichtathletik geholfen, Zeit gestoppt, Zahlen gelernt (quatre-vingt-douze = 92 wer hat sich das ausgedacht) und mein neues Buch « le monde s’effondre » angefangen.
Mit dem Fahrrad ab nach Hause, das Bett einmal neu gemacht, damit sich auch ja die Stiche, die ich in der Nacht von den Mosquitos (dazu gleich mehr) immer bekomme, nicht vermehren, geduscht, fertig gemacht und ab zum Coiffeur. Grün gibts nicht, dann wird es halt blau! 14 Uhr.
Um 19:30 Uhr bin ich fertig! 5 1/2 Stunden - für Material 2000 Franken und Dienstleistung 3000 Franken - insgesamt also knapp 7,50€. Dass ich am Ende mit den Worten « donne-elle l’argent, cinq milles, donne-elle cinq milles encore » den Laden verlasse war nicht vorgesehen. Da ist mir mit Bauchschmerzen und Verletztheit auch die Freude über die neue Frisur vergangen. Ich fasse all meine Kraft zusammen und spreche auf dem Rückweg aus, dass ich mich benutzt fühle. Aufgrund meiner Herkunft, meiner Hautfarbe - ganz ehrlich und übertrieben - aufgrund meines Seins, meiner Existenz!
Meine Gastmama hat den Laden nämlich auch mit einer neuen Perücke verlassen -
und, wenn mich nicht alles täuscht, einem Friseurtermin für morgen. Es geht nicht ums Geld, darum geht es nie. Es geht um Wertschätzung, um Gleichbehandlung, um Vertrauen. Ich gebe gern, ich erwarte auch nichts dafür. Aber ich möchte selbst meine Entscheidungen treffen!
Daraufhin gabs erstmal eine Heulattacke und ne schniefende Nase. Im Bett liegend habe ich dann den Grund für die Suche nach einem Rückflug erkannt: Flöhe.
… schön oder. Jetzt weiß ich auch, warum ich so anders auf die Mosquitostiche, pardon, Flohbisse, reagiere.
Ich habe jetzt eine neue Matratze, neue Bettwäsche, in der neuen Bettwäsche schon 7 umgebracht, mindestens einer, den ich gesehen, aber noch nicht erwischt habe, hüpft hier immer noch glücklich rum und ich liege mit 2 paar Socken, Jeans, Sportlangarmshirt und vollkommen mit Honig beschmiert im Bett. Morgen ist wohl Wasch- und Reinigungstag - ich habe Schule schon abgesagt. Gestern wollte ich endlich nicht mehr nach Hause, hatte keine schlimmen Flashbacks von Indien mehr. Grad wünschte ich mir einfach nur meine Mama und ihre Wohnung.Read more
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- Tuesday, February 28, 2023 at 1:43 PM
- ⛅ 34 °C
- Altitude: 509 m
CameroonNtui4°27’0” N 11°37’60” E
Sich Niederlagen eingestehen müssen

Es ist offiziell. Zumindest die Entscheidung, der Flug noch nicht. Ich habe mit Mama, mit JP, mit Julia als Organisations-Kontakt und mit Josué gesprochen, ich werde noch diese Woche zurückfliegen. So oft und so viel habe ich selten über meine Gefühle geredet. Ich habe gemerkt, wie mein Herz leichter geworden ist: ich hab einfach viel zu viel Heimweh. HEIMWEH. Das soll’s geben, hab ich selbst nur so nicht erlebt.
Julia beschreibt meine Situation als absoluten Kulturschock, das stimmt auch, aber ich muss mir selbst einfach zugestehen, dass ich gerade nicht die Kraft habe, so etwas zu überwinden. Mein Abenteuer endet hier. Ich fühle mich traurig darüber, obwohl ich es selbst entschieden habe, niemand anderes. Aber ich kann einfach gerade nicht mehr. Ich möchte nach Hause, ich möchte meine ganze Familie in ganz Deutschland sehen, in München, in Augsburg, in Witten, in Schwelm und in Dortmund. Ich möchte einfach nur zuhause sein und da alles verarbeiten und mich darauf vorbereiten, irgendwann noch einmal loszuziehen. Es war der falsche Augenblick zum falschen Zeitpunkt, es war Überforderung und ich bin noch nicht bereit gewesen. Wofür? Das weiß ich selbst auch nicht genau. Aber nachdem ich meine Tränen nicht mehr kontrollieren kann, möchte ich sie nicht mehr fern weiterlaufen lassen.
Ich habe gerade noch nichtmals Lust und Kraft französische Musik zu hören, ich habe Angst davor Angst vor dem Weggehen zu bekommen. Ich denke an meinen Wunsch im Ausland zu arbeiten und mein EOP zu machen -
Der Gedankenstrich lässt den Gedanken hoffentlich irgendwann zu. Aber erstmal nur ein Gedanke mit einem großen D.Read more
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- Wednesday, March 1, 2023
- ☀️ 36 °C
- Altitude: 509 m
CameroonNtui4°27’0” N 11°37’60” E
letzter Tag mit Glück & Abschlussgedanke

Ich hab mein Handy nicht mitgehabt, deshalb heute leider keine Bilder von dieser Oase des Friedens. Josué hat mich mit zu seinem 3 Hektar großen Feld genommen. Ein Paradies aus zentralafrikanischen unbekannten Früchten und dem typischen Beliebtem. Mandarine, Mango, Papaya, Avocado, Limone…
Es war umgeben von Bäumen aus König der Löwen und dem Aschestaub der angrenzenden Felder. Warum Landwirte ihre Erde zur einfacheren Bearbeitung in der absoluten Trockenzeit abfackeln ist mir ein Rätsel. Genauso, wie der Weiterzug des Menschen aus dem Paradies an Früchten ins Kartoffelgebiet. Das Problem Wasser ist hier zwar sehr präsent, das weiß ich auch, aber würde nicht alle Scheiße darin gespült und gewaschen werden, könnte das auch ganz einfach geregelt werden.
Andere Ausflüchte. Der Wunsch des Wegsehens, das Verurteilen von körperlicher Gewalt, das “daran-gewöhnen”, weil es zur guten Erziehung dazu gehört. Die Tutorin zuhause, die hinter dem schniefenden, heulenden Kind mit einem kleinen Holzstab in der Hand aus der Tür tritt, das Lachen über das weinende Kind, das mit der Plastikflasche gehauen wurde, weil es nicht sofort gehört hat.
Es ist hier keine wirklich männerdominierte Gesellschaft, aber irgendwie ist es trotzdem geteilt. Vielleicht aber auch nur, weil ich mich außen vor fühle.
La Blanche. Oui. Je m’appelle Gina. Ça. C’est mon nom. Oh.
In der Schule. Hier versteht man kein Heimweh? Ich fühle mich wie eine tickende Zeitbombe, darf (gefühlt) nicht alleine sprechen, erklären, obwohl ich es zu hundert Prozent ja sowieso selbst nicht weiß, warum ich abreise. Mache gute Miene zum bösen Spiel? Oder: verhalte mich einfach höflich und verwechsle Ehrlichkeit nicht mit emotionalem Ablassen und Vollständigkeit? So oder so.
Est-ce que tu as un souvenir? Pardon?? Un cadeau pour moi?! Tu comprends?
- Ich sollte tatsächlich cultural studies studieren, um zu wissen, ob ich mich angegriffen und oder gezwungen fühlen muss oder ob das einfach zum guten Ton gehört. So wie bei uns das Siezen (was ich übrigens konsequent ignoriere!) oder in Indien das Küssen der Füße edler Älteren. Man muss Kultur ja nur verstehen, dann kann man sie auch leben. Aber wenn zwei Fäuste aufeinanderprallen, dann tun sich meistens beide weh.
Ich lebe für mich, ich will von mir selbst und meinen Fähigkeiten leben, ich will keine Geschenke, da es mir unglaublich schwerfällt Danke zu sagen, ich habe eine sehr ausgeprägte Abneigung gegen Schwäche, Bitten und Betteln.
Ich ecke an. Vielleicht müssen meine Kanten erst geschliffen werden, mehr an Tiefe gewinnen, Löcher, Risse, Öffnungen bekommen, damit sie aufgefüllt werden können, durch die Welt rollen und nicht von einer Seite auf die andere gehievt werden müssen.
Im Flughafen gab es Toilettenpapier und fließend Wasser, die Sicherheitskontrollen waren krass. Die Frage nach « taxi » dreist und häufig. Großstädte sind eine Schande.
Der Mensch braucht keinen Komfort - und doch - und doch war ich erstmal länger als notwendig im Bad, habe mein Gesicht im Spiegel betrachtet, den Sonnenbrand auf meinem Brustkorb gesehen. Die Welt verflucht, als das Flugzeug doch erst um viertel vor 4, als um 2:30 Uhr los flog und ankam. Mein Schlafrhythmus ist auf 10 Uhr abends eingestellt und das ist auch schön so.
Einmal nochmal nachdenken, trauern. Ich sehe anders aus und wenn ich nicht anders aussehe, denke ich anders. Ich habe auf dem Weg zum Flughafen das Leben draußen gesehen. Es war schön, die Leute waren auf der Straße, haben Sport getrieben, zusammen gelacht, zusammen gesessen, gegessen und wahrscheinlich auch getrunken. Es war eine angenehme Atmosphäre. Obwohl ich Teil sein wollte, glaube ich nicht, dass ich es geschafft hätte Teil sein zu können. Weil Aussehen aus irgendeinem Grund überall zählt.
Bezüglich meines vielleicht, vielleicht nicht Kulturschockes: mir ist die Farbe der Haut nicht aufgefallen. Das erste mal, als ich an irgendeinem Tag ein Bild von mir mit den Kindern gesehen habe. Davor habe ich keinen Unterschied zwischen uns wahrgenommen. Und im reellen Leben danach auch nicht mehr. Nur im direkten Vergleich bei Außenbetrachtung. Aber genau da liegt ja auch das Problem. Nicht beim Partizipieren, sondern beim Zuschauen.
Aber abschließend kann ich sagen, weil es eine so kleine Stadt war, war ich zwar anders, aber ich war kein Touristenopfer, ich war wie eine seltene Art, die man beobachtet hat und interessant fand. Aber es war nichtmals annähernd das Gefühl, wie auf Mallorca am Ballermann unterwegs zu sein, in Indien vor irgendwelchen Touristenattraktionen oder generell überall, wo dich die Leute verfolgen, berühren, die Sachen zuschreien, um dir etwas anzudrehen, Bilder von dir schiessen. In Ntui war es irgendwie einfach nur Interesse und sehr, sehr, sehr viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Oh, und, ganz wichtig. Ich liebe das Selbstverständnis, welches dem Körper entgegengebracht wird. Gegenüber jeder Figur und auch und besonders gegenüber von Nacktheit. Es ist natürlich und wird auch so behandelt.Read more