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  • letzter Tag mit Glück & Abschlussgedanke

    March 1, 2023 in Cameroon ⋅ ☀️ 36 °C

    Ich hab mein Handy nicht mitgehabt, deshalb heute leider keine Bilder von dieser Oase des Friedens. Josué hat mich mit zu seinem 3 Hektar großen Feld genommen. Ein Paradies aus zentralafrikanischen unbekannten Früchten und dem typischen Beliebtem. Mandarine, Mango, Papaya, Avocado, Limone…
    Es war umgeben von Bäumen aus König der Löwen und dem Aschestaub der angrenzenden Felder. Warum Landwirte ihre Erde zur einfacheren Bearbeitung in der absoluten Trockenzeit abfackeln ist mir ein Rätsel. Genauso, wie der Weiterzug des Menschen aus dem Paradies an Früchten ins Kartoffelgebiet. Das Problem Wasser ist hier zwar sehr präsent, das weiß ich auch, aber würde nicht alle Scheiße darin gespült und gewaschen werden, könnte das auch ganz einfach geregelt werden.

    Andere Ausflüchte. Der Wunsch des Wegsehens, das Verurteilen von körperlicher Gewalt, das “daran-gewöhnen”, weil es zur guten Erziehung dazu gehört. Die Tutorin zuhause, die hinter dem schniefenden, heulenden Kind mit einem kleinen Holzstab in der Hand aus der Tür tritt, das Lachen über das weinende Kind, das mit der Plastikflasche gehauen wurde, weil es nicht sofort gehört hat.

    Es ist hier keine wirklich männerdominierte Gesellschaft, aber irgendwie ist es trotzdem geteilt. Vielleicht aber auch nur, weil ich mich außen vor fühle.

    La Blanche. Oui. Je m’appelle Gina. Ça. C’est mon nom. Oh.

    In der Schule. Hier versteht man kein Heimweh? Ich fühle mich wie eine tickende Zeitbombe, darf (gefühlt) nicht alleine sprechen, erklären, obwohl ich es zu hundert Prozent ja sowieso selbst nicht weiß, warum ich abreise. Mache gute Miene zum bösen Spiel? Oder: verhalte mich einfach höflich und verwechsle Ehrlichkeit nicht mit emotionalem Ablassen und Vollständigkeit? So oder so.

    Est-ce que tu as un souvenir? Pardon?? Un cadeau pour moi?! Tu comprends?
    - Ich sollte tatsächlich cultural studies studieren, um zu wissen, ob ich mich angegriffen und oder gezwungen fühlen muss oder ob das einfach zum guten Ton gehört. So wie bei uns das Siezen (was ich übrigens konsequent ignoriere!) oder in Indien das Küssen der Füße edler Älteren. Man muss Kultur ja nur verstehen, dann kann man sie auch leben. Aber wenn zwei Fäuste aufeinanderprallen, dann tun sich meistens beide weh.

    Ich lebe für mich, ich will von mir selbst und meinen Fähigkeiten leben, ich will keine Geschenke, da es mir unglaublich schwerfällt Danke zu sagen, ich habe eine sehr ausgeprägte Abneigung gegen Schwäche, Bitten und Betteln.
    Ich ecke an. Vielleicht müssen meine Kanten erst geschliffen werden, mehr an Tiefe gewinnen, Löcher, Risse, Öffnungen bekommen, damit sie aufgefüllt werden können, durch die Welt rollen und nicht von einer Seite auf die andere gehievt werden müssen.

    Im Flughafen gab es Toilettenpapier und fließend Wasser, die Sicherheitskontrollen waren krass. Die Frage nach « taxi » dreist und häufig. Großstädte sind eine Schande.
    Der Mensch braucht keinen Komfort - und doch - und doch war ich erstmal länger als notwendig im Bad, habe mein Gesicht im Spiegel betrachtet, den Sonnenbrand auf meinem Brustkorb gesehen. Die Welt verflucht, als das Flugzeug doch erst um viertel vor 4, als um 2:30 Uhr los flog und ankam. Mein Schlafrhythmus ist auf 10 Uhr abends eingestellt und das ist auch schön so.

    Einmal nochmal nachdenken, trauern. Ich sehe anders aus und wenn ich nicht anders aussehe, denke ich anders. Ich habe auf dem Weg zum Flughafen das Leben draußen gesehen. Es war schön, die Leute waren auf der Straße, haben Sport getrieben, zusammen gelacht, zusammen gesessen, gegessen und wahrscheinlich auch getrunken. Es war eine angenehme Atmosphäre. Obwohl ich Teil sein wollte, glaube ich nicht, dass ich es geschafft hätte Teil sein zu können. Weil Aussehen aus irgendeinem Grund überall zählt.

    Bezüglich meines vielleicht, vielleicht nicht Kulturschockes: mir ist die Farbe der Haut nicht aufgefallen. Das erste mal, als ich an irgendeinem Tag ein Bild von mir mit den Kindern gesehen habe. Davor habe ich keinen Unterschied zwischen uns wahrgenommen. Und im reellen Leben danach auch nicht mehr. Nur im direkten Vergleich bei Außenbetrachtung. Aber genau da liegt ja auch das Problem. Nicht beim Partizipieren, sondern beim Zuschauen.

    Aber abschließend kann ich sagen, weil es eine so kleine Stadt war, war ich zwar anders, aber ich war kein Touristenopfer, ich war wie eine seltene Art, die man beobachtet hat und interessant fand. Aber es war nichtmals annähernd das Gefühl, wie auf Mallorca am Ballermann unterwegs zu sein, in Indien vor irgendwelchen Touristenattraktionen oder generell überall, wo dich die Leute verfolgen, berühren, die Sachen zuschreien, um dir etwas anzudrehen, Bilder von dir schiessen. In Ntui war es irgendwie einfach nur Interesse und sehr, sehr, sehr viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.

    Oh, und, ganz wichtig. Ich liebe das Selbstverständnis, welches dem Körper entgegengebracht wird. Gegenüber jeder Figur und auch und besonders gegenüber von Nacktheit. Es ist natürlich und wird auch so behandelt.
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