Tag 54: Von Lohr nach Ochsenfurt
June 2, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 18 °C
Corona! Jetzt hat es mich auch erwischt. Indirekt zumindest. Was hab ich mich auf unser gemeinsames Pfingswochenende in Ochsenfurt gefreut! Das Womo schon gepackt, die letzten Lebensmittel verstaut, nur noch mal zur Sicherheit schnell ins Testzentrum....und heute morgen dann von Helmi die ach so blöde Nachricht. Zum Glück hat er kaum Symptome...
So starte ich echt traurig in den Tag und brauch schon ein bissl, bis ich meine Reise wieder genießen kann. Zum Glück gibt es trotz der Pfingstfeiertage keine Probleme mit der Unterkunft. Ich halte es da ganz mit Diogenes und werde die nächsten zwei Nächte in einer Tonne...oder eher Weinfass ( ist urgemütlich, aber nach einem Tag Sonne auch brüllendheiß) und dann in einem Ziegenstall schlafen..
Von meiner Bed&Bike-Unterkunft den steilen Berg hinab, einmal kurz auf das andere Mainufer und ich bin in der Lohrer Altstadt. Wieder ein schmuckes fachwerkgeschmücktes Wein-Städtchen. Cafés, Biergärten, kleine Geschäfte prägen das Bild. Aber Lohr hat ein ganz besonders wertvolles Kleinod, das märchenhaft verzaubert. Das Schloss, in dem einst Schneewittchen lebte... Heute wird es Kurmainzer Schloss genannt und nur noch ein kleines Relief erinnert an die bedeutende Bewohnerin und ihr kleinen Freunde und Beschützer. Ganz nebenbei beherbergt es das Spessartmuseum, das das Leben der einfachen Leute und Handwerker durch die Jahrhunderte dokumentiert.
Plötzlich, quer über den Fahrradweg und eine angrenzende Bank, ein quer verlaufender weißer Balken. Was ist das? Ein Metallschild macht mich schlauer (gestiftet vom SPD-Ortsverein). Ich überquere gerade den 5. Breitengrad und damit auch die Verbindung zu Ulamgom in der Mongolei, Charkov in Russland, aber auch Prag, die Südspitze Englands und Winnipeg in Kanada.
Ein wenig wie Urwald wirkt die Strecke, die ich dann durchradle. Grünschimmerndes "bewachsenes" Wasser, abgestorbene Bäume, auf denen riesige Vögel sitzen (könnten auch Geier sein, wenn ich es nicht besser wüsste...), stille Tümpel, in denen sich die Bäume spiegeln....die Natur darf hier noch Natur sein...
Ich passiere das schöne Städtchen Gemünden und erreiche Karlstadt, mindestens ebenso schön, aber mit einer Königlich-Bayerischen Gendarmerie-Station (immer noch Polizeigebäude) und einem schwarzen mumifizierten Hai im Ratssaal. 500 Jahre soll es her sein, als der Hai "dank eines Hochwassers" in die Kirche St. Andreas gelangte und lebend nie wieder hinaus... Auf dem "Main-Mäuerle" sitzen schon die ersten Genießer mit ihrem Franken-Wein Schoppen und werfen bei ihren innigen Gesprächen vielleicht auch ab und zu einen Blick auf den unter ihnen dahinfließenden Main oder hinauf zur Burgruine von Karlstadt.
Mir gefällt es in dieser kleinen beschaulichen Stadt, in der sich bestimmt wunderbare Sommerabende auf dem Weinmäuerchen verbringen lassen.
Man soll übrigens von den dortigen Steilhängen über dem Main, vom Stettiner Stein, die "Schönste Weinsicht Frankens" haben (so zumindest der Titel im Jahr 2020, vergeben vom Deutschen Weininstitut).
Die Weinberge des Frankweins begleiten mich auch weiterhin, überall Wein, Wein, Wein, egal wohin ich blicke (den Main unterschlage ich jetzt mal). Ich passiere noch so manchen schönen Weinort und auch die Stadt Würzburg (die spar ich mir für die nächsten Tage auf) und dann geht's nicht mehr. Der nächste Weinstand (und hiervon gibt's hier mehr als genug) ist meiner. Köstlich!
Leicht beduselt erreiche ich mein Weinfass in Ochsenfurt und genieße bei einem weiteren Schöppchen den so schönen Abend....der mit meinem Helmi bestimmt noch viel schöner geworden wäre.Read more


















TravelerUlla versucht mir vorzulesen 😂😂😂😂
TravelerIch wär so gerne dabei gewesen….
TravelerGute Besserung 🍀
TravelerHoffentlich geht es bei Helmut glimpflich ab. Damit ihr euer Treffen bald nachholen könnt. Urige Unterkunft hast du heute 👍😘