• Tag 55: Doris Geburtstag

    June 3, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 23 °C

    Heute wird Geburtstag gefeiert. Mein Schwesterchen wird 60. Fast wäre ich pünktlich bei ihr in Bamberg eingeradelt, hat leider nicht ganz geklappt. Das 9-Euro-Ticket macht's aber möglich, denk ich mir, also fahr ich mit dem Zug zu Doris... und gefühlt tausende andere mit mir. Gequetscht auf dem Bahnsteig, in den Zügen (manch einer kommt überhaupt nicht mehr rein) und im Bahnhof, aber wir finden uns und freuen uns riesig. Gedrückt, geknuddelt.. dann schlendern wir durch's so schöne Bamberg (ich werd's mir die Tage noch mal in Ruhe ansehen) und genießen die gemeinsame Zeit. Dann geht's mit Freunden "auf'n Keller" (nein, nicht in den Biergarten), zur "Wilde Rose". Hoch über der Stadt sitzen wir zwischen uralten dicht belaubten Laubbäumen und genießen die urige Stimmung. Auf'n Keller zu gehen, hat ne lange Tradition, vom Baby bis zur Urgroß-Mama ist alles hier und ein buntes Stimmengewirr erfüllt die Luft. Und die Bierlagerung unter uns?
    Durch kühle Lagerung kann die Haltbarkeit von Bier wohl verlängert werden, also bauten die meisten Brauereien (bis die Moderne mit ihrer Technik Einzug hielt) hier, wie wahrscheinlich überall in der Republik, Bierkeller. In Franken aber sind viele solcher Bierkeller noch in Betrieb und meist gibt's direkt darüber frisch G'zapftes und typisch fränkische Kost (Schäufele, blaue Zipfle, grobe Bratwurst, G'rupfter...) zur Selbstbedienung – und will man nicht gleich als Fremder auffallen, dann macht man's wie die Einheimischen. Man geht für's Kellerbier "auf den Keller" und nicht "in den Biergarten". Und noch was: man darf, ohne Meckerei, seine eigene Brotzeit mitbringen (nur Pizza und Döner sind ein "no go"), dann aber bitte mit der schönen Tischdecke von Zuhause und einem Blümchen für die gute Stimmung.
    Schön ist's mit Doris Freunden, Oliven, Schnittchen und Salat werden mitgebracht, das Zauberwort "Doris" öffnet an der Theke das Tor für alles, was man sonst begehrt. Wir lassen's uns gut gehen und auch das heftige Gewitter ist uns egal - wir haben rechtzeitig nen trockenen Unterschlupf gefunden.
    Nur leider muss ich meinen Zug zurück nach Ochsenfurt bekommen. Schnell ein Taxi und ab zum Bahnhof.. Tja, und da holt mich das 9 Euro Ticket ein. "Der heutige Zug RB 80 nach Würzburg hat wegen hohen Fahrgastaufkommens eine Verspätung von 40 Minuten." Rumms, damit kein Anschlusszug zu meinem Weinfass.. Aber es gibt ja noch den Überland-Nachtexpress, die Buslinie 554. Er sammelt so alles ein, was nach Hause will, die vom Weinfest, die vom Festival, die Nachtschwärmer und mich.. und die Jungs aus Berlin, die mit ihrer "Mucke" den ganzen Bus zum Mitsingen bringen. 18, 19 sind sie, sehen aus, wie die letzten Punks. Und so ist das dann mit seinen Vorurteilen, nicht laut und assi, sondern total höflich und zuvorkommend sind sie, und singen textsicher und fröhlich die Songs der Ärzte mit. Eine supi Stimmung und ein großes "ciao" und "macht's gut", als sie aussteigen.
    So zuckel ich für ne Bahnfahrt von 17 Minuten 75 Minuten quer durch die Lande und erleb mal wieder viel mehr, als gedacht. Direkt am Camping darf ich aussteigen. Wann ich allerdings zum Schlafen komme, weiß ich noch nicht... hier ist Pfingstfete....
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