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  • Day 302

    Neujahr im Meer

    December 31, 2022 in Brazil ⋅ 🌙 25 °C

    Nach der zweiten Nacht im Gruselkabinett, freuten wir uns ernsthaft auf unsere 27-stündige Busfahrt. Leider wollte uns der Besitzer der Unterkunft noch Schäden an der Wohnung anhängen, doch das ist eine andere Geschichte. 📚
    Die lange Fahrt begann am Nachmittag, die Nacht verbrachten wir im Schönheitsschlaf und auch die übrigen Stunden waren sehr gemütlich und entspannt. 🚌😴
    Wir kamen am späten Nachmittag in Salvador an. Die Stadt liegt an der Ostküste und hat stolze 2.9 Millionen Einwohner. 🌇
    Wir wohnten in einem Airbnb bei einer sehr freundlichen Familie zu Hause, wo wir auch die Küche, Wohnzimmer und das Badezimmer teilten. So lernt man Land und Leute noch Mal besser kennen.
    Die liebe Mama Vera hat mit uns sehr, sehr langsam portugiesisch gesprochen, wir haben auf spanisch oder mit dem Smartphone geantwortet. So konnten wir uns ziemlich gut unterhalten. 🙂
    In Salvador liefen wir bei brutaler Hitze zur historischen Altstadt, welche uns sehr gut gefallen hat. Wir sahen uns die Kirchen an (welche leider nicht so kühl wie gewöhnlich waren), liefen durch die Gassen, sahen uns die bunten Fassaden an und tranken ein Bier im Schatten. 💒🍻
    Am Abend dinierten wir günstig in der Shoppingmall bei Kentucky Fried Chicken, für Chantal gab es Vegiburger bei einer anderen Fastfoodkette. 🍔🫄

    Schon stand der letzte Tag des Jahres vor der Tür und wir setzten uns abends (nach einem Burger aus der Mall) in eine Bar an die Strandpromenade. Es war öde. 🥱 Rund um uns war so gar nichts los, obwohl uns Vera und das Internet versicherten, dass hier am zweitmeisten in der riesigen Stadt los ist.
    Nach 301 Tagen ging uns anscheinend auch noch der Gesprächsstoff aus und uns war ziemlich langweilig. 🙈
    Doch dann freundete sich Philipp mit einem brasilianischem Paar vom Nachbartisch an, die zum Glück englisch sprachen. 🇧🇷
    Wir plauderten mit Manaia und Adriano über alles Mögliche, sie erzählten viel über ihr Leben und über Brasilien. Die Stimmung war super und die Promenade und Bars doch noch voller Menschen. 🥳 Die Meisten waren in Weiss gekleidet. Die Beiden erklärten uns dann auch weshalb.
    Wer weiss trägt, wünscht sich Frieden und Reinheit, wer z.B hingegen gelb trägt, wünscht sich für das neue Jahr Geld. 🕊️💸

    Ein kleiner Dialog, aus dem Abend:
    Adriano: „Chantal, soll ich den Mann am Tisch da drüben fragen, ob du ein Foto mit seinem Ballon machen darfst?“
    Chantal: „Nein, vielen Dank“
    Adriano: „Bist du sicher? Er gibt ihn dir sicher gerne kurz.“
    Chantal: „Nein, bitte nicht. Ich mag Fotos von mir nicht besonders.“
    Adriano steht auf und bittet den Mann um den Ballon, damit Chantal ein Foto machen kann.
    Mann: „Natürlich, selbstverständlich, ich mache am Ballon noch das Licht an.“
    Das Ergebnis findet ihr weiter oben.

    Um kurz vor Mitternacht öffnete Manaia ihre Tasche und präsentierte eine Flasche Sekt und zwei Gläser, von denen sie uns eines in die Hand drückte. 🍾🥂
    Um Mitternacht stiessen wir gemeinsam an und tranken die Flasche leer.
    Kurz darauf standen wir vier, gemeinsam mit vielen anderen, am Meer um gemeinsam „über 7 Wellen zu springen“. 🌊
    Dabei springt man über sieben (nur sieben!) heranrollende Wellen und zählt dabei laut mit. Anschliessend kann man sich etwas wünschen, was wir aber erst später erfahren haben. 😅
    Manaia und Roberto gingen dann ins Meer baden, um das alte Jahr abzuwaschen. Als sie rausgekommen sind, haben sie uns so lange animiert, bis wir auch ins Meer gerannt sind.
    Sie hatten recht, es war nicht kalt und hat irre Spass gemacht. 😂
    Lustig war auch, dass es dann wie aus Kübeln geschüttet hat und wir ganz entspannt im Regen stehen konnten.
    Um etwa 01:00 trennten sich unsere Wege, wir gingen nach Hause, um zu duschen und uns trockene Sache anzuziehen.
    Wieder zurück am Meer, lernten wir vier junge BrasilianerInnen kennen, mit denen wir noch durch die Strasse gezogen sind. 🥳
    Sie waren von uns genauso entzückt, wie wir von ihnen und der Google-Übersetzer hat uns alle vereint. 🥰
    Leider hat Leticia zu tief in die Wodkaflasche geschaut, worauf wir sie dann auf einen Hocker gesetzt haben und ab und zu jemand nachgeschaut hat, wie es ihr geht.
    Plötzlich war ein Catador bei ihr und hat aufgepasst, dass sie nicht vom Hocker kippt und hat sie gefragt, wie es ihr geht.
    Catadores sind „Müllsucher“, das heisst sie sammeln Unmengen an recyclebaren Sachen, um sie später zu verkaufen. Sie sammeln 90% von allem, was in Brasilien recycelt wird.
    Chantal hat dann dem Catador beim Betreuen geholfen und ihm 50 Real (9 CHF) in die Hand gedrückt, um Danke zu sagen und weil die Leute unglaublich arm sind.
    Dann hat er so etwas gerufen wie „pass auf meine Sachen auf“ (zwei riesige Säcke Aludosen) und ist blitzschnell weggerannt. 🏃🏾
    Etwa zehn Minuten später, kam er mit einer Kokosnuss für Leticia wieder angerannt. Er drückte Chantal das Wechselgeld in die Hand und half Leticia beim Trinken. 🥥
    Chantal hat ihm dann das Geld wieder zurückgegeben, worauf er dann auch sichtlich irritiert war. Chantal hat seit dem noch oft an ihn gedacht.

    Bei Sonnenaufgang haben wir uns dann alle ganz oft umarmt, Nummern ausgetauscht und uns verabschiedet. 🥰
    Und so wurde aus einem langweiligen Silvester, eine ganz grosse Nacht.
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