• Bukit Lawang Teil 2

    6. Juli 2024 in Indonesien ⋅ ☁️ 30 °C

    Am folgenden Morgen schulterten wir unsere Rucksäcke und wechselten in eine andere Unterkunft im Dorfzentrum. Da wir sehr spät gebucht haben, waren viele Zimmer schon ausgebucht und so stand ein kleiner Umzug auf dem Programm.
    Im "Thomas Retreat" legten wir unsere Rucksäcke ab und warteten, bis unsere lang ersehnte Tour in den Gunung Leuser Nationalpark losgeht. Die beiden jungen Guides namens Dino und Randy stellten sich uns vor und machten uns mit den anderen Tourmitglieder bekannt.
    Bei den meisten Veranstaltern finden die Touren nicht in Gruppen, sondern nur paarweise statt. Da wir uns bei privaten Führungen leider etwas unwohl fühlen, haben wir uns nach einer Gruppentour umgesehen. 😅
    Nach einem Gruppenfoto wanderten wir mit einer alleinreisenden Deutschen, einem deutschen Pärchen und den beiden Guides los.
    Schon nach den ersten Metern zeigte uns Dino die ersten Pflanzen und unterhielt uns prächtig. Nach einem kurzen Marsch durch eine Kautschukplantage, fanden wir uns im Dschungel wieder, wo uns Dino auch schon eine Viper in einem Baum zeigte.
    Weiter ging es über einen ausgetrampelten Weg und ziemlich vielen Leuten weiter ins Grüne.
    Dann zeigte Dino in den Dschungel und grinsend sahen wir uns die Orang-Utans an.
    Lange haben wir uns auf den Moment gefreut und waren überrascht, dass wir das Glück hatten, bereits nach 15 Minuten eine Orang-Utan-Mama und ihr Junges zu sehen.
    Die Mama wurde früher als Haustier gehalten, dann von einer Schweizerin gerettet und in den Nationalpark ausgewildert. Deshalb lies sie sich von Menschen unter ihr kaum beeindrucken und hat aus Blättern und Ästen weiter an ihrem Nest gearbeitet.
    Orang-Utans bauen sich übrigens jeden Tag aufs Neue ein Nest, um darin zu schlafen und sich auszuruhen.
    Erst als ein paar Leute zu nah kamen, schwang sie sich beeindruckend schnell nach unten, so dass die Leute schon fast panisch durcheinander gerannt sind.
    Wir sind dann weitergezogen und bei 80% Luftfeuchtigkeit und über 30°C ganz schön ins Schwitzen gekommen.
    Die beiden Guides haben uns zügig weiter ins Dickicht geführt und so konnten wir die Menschenmassen hinter uns lassen. So trafen wir bald auf ein junges Orang-Utan-Männchen, welches gemächlich in den Ästen turnte.
    Bei einem Snack mit vielen Früchten lernten wir einen neugierigen 'südlichen Schweinsaffen' kennen, den man häufig am Boden vorfindet.
    Kurz darauf trafen wir auf eine Gruppe Thomas-Languren, eine sehr schöne Affenart, die wir bereits von Streifzügen durch das Dorf kannten.
    Während einer Trinkpause scheuchte uns unser Guide Dino auf, denn er hat per Funkgerät von einem befreundeten Guide eine tolle Meldung erhalten. Schwitzend rannten wir Dino hinterher und versuchten dabei nicht über die vielen Wurzeln zu stolpern.
    Aprupt hielten wir an und schlichen uns zu einem dominaten männlichen Orang-Utan.
    Unsere Guides waren aus dem Häusschen, männliche dominante Orang-Utans sehen selbst sie sehr selten. Diese erkennt man übrigens an dem sehr breiten, flachen Gesicht, welche von den sogenannten Wangenwülsten gebildet werden. Ausserdem haben sie einen gut ausgebildeten Kehlsack mit dem sie auf sich aufmerksam machen können. Auch unser Mänchen hat laute Rufe ausgestossen, worauf es in den Büschen raschelte und sich ein Weibchen blicken liess. Diese schien nicht sonderlich interessiert zu sein und schwang sich wieder davon.
    Wir hingegen waren schwer beeindruckt und liessen ihn nicht mehr aus den Augen, bis uns Dino weggeschickt hat.
    In einem Wahnsinnstempo sind wir die steilen Hügel hoch- und runtergeklettert, wobei wir uns teilweise zur Sicherung an Lianen festhalten mussten.
    Die Kletterei hat sich jedoch gelohnt, unterwegs sahen wir einen Rhinozerosvogel und einen Argusfasan.
    Am Nachmittag haben uns die beiden Ananas und andere Früchte auf einer Plane am Boden serviert. Während sie noch am schneiden waren, hörten wir es in einiger Entfernung rascheln. Gemeinsam gingen wir etwa hundert Meter weiter und bestaunten einen grossen Orang-Utan in den Bäumen.
    Die "Oooohs" und "Aaaahs" verstummten, als sich der Orang-Utan in Richtung unserer Früchte schwang. Die Guides ruften: "RUN!! RUN!!! Jeder schnappt sich jetzt Früchte und isst sie im Laufen!!!"
    Wir rannten, schnappten uns die Früchte vor dem Orang-Utan, rannten in verschiedene Richtungen, lachten hysterisch und stopften uns voll, während wir uns nach dem hungrigen Männchen umsahen.
    Der hat sich zum Glück verzogen und wir beruhigten uns langsam wieder.
    So kletterten wir weiter, schwitzten wie wild und hielten nach Tieren Ausschau.
    Die Guides haben uns unterwegs wunderbar unterhalten, wobei der Ausdruck "verarschen" besser passen würde. Nach jedem geglückten Versuch hat Dino laut gelacht und "Bullshit Lawang" geschrieen, in Anlehnung an den Namen des Ortes "Bukit Lawang".
    So hat er uns die bittere Rinde von einem Baum zu essen gegeben, von dem er behauptet hat, es würde nach Früchten schmecken. Bei einem Markierungsstein einer Quelle hat er mit traurigem Gesicht erzählt, hier sei sein Freund bei einem Orang-Utan-Angriff gestorben. Jawohl: Bullshit Lawang.
    Am Nachmittag sind wir bei unserem Nachtlager an einem Fluss angekommen.
    Wir bezogen unseren einfachen Unterschlupf, der mit Matratzen, Schlafsäcken und Moskitonetzen ausgestattet war.
    Es gab auch ein kleines Klo, das man mit einem Messbecher spülen musste. Wenn der Messbecher nicht da war, war er in der Küche zu finden. 😅
    Endlich konnten wir auch wieder unsere Flaschen auffüllen, was jedoch nicht sehr erfrischend war. Das Flusswasser wurde auf einem Topf über dem Feuer abgekocht, so dass es doch sehr nach Rauch geschmeckt hat. 😅 So haben wir wenn möglich Tee getrunken.
    Nach einer Früchteplatte und einem Bad im Fluss schüttete es wie aus Kübeln.
    Wir verzogen uns ins Gemeinschaftszelt, wo auch das Abendessen stattfand. Dino spielte mit uns viele Spiele, darunter Dschungel-Schach, das mit Steinen gespielt wird.
    Dann folgten einige knifflige Rätsel, die stets mit "Bullshit Lawang" endeten. 😅
    Wir hatten Spass, legten uns dann aber doch nach einem langen Tag früh schlafen.

    Wir haben trotz des laut prasselnden Regens gut geschlafen und uns nach dem Frühstück wieder auf den Weg gemacht. Auf ein Neues ging es die Hügel hoch und runter, über Wurzeln und Laub, Chantal landete ab und an auf Po, Knie oder Nase.
    So wurde es nie langweilig, obwohl wir keine Orang-Utans mehr gesehen haben.
    Auf dem höchsten Punkt unserer kleinen Reise hatten wir Riesenglück und sichteten eine Horde Weisshandgibbons und Schwarzhandgibbons. Da hat sich besonders Philipp sehr gefreut, da er diese Affen unbedingt sehen wollte.
    Nach einem langen, sehr rutschigen Abstieg erreichten wir wieder einen Fluss und viele anderen Menschen.
    Nach einem kurzen Bad im Fluss setzten wir uns in breite Gummiringe, die vorher zusammengebunden und in den Fluss gelassen wurden.
    So kamen wir über den Fluss zurück ins Dorf, wobei wir bei den Stromschnellen ordentlich durchgeschüttelt und vollgespritzt wurden. 😂
    Zurück in der Unterkunft genossen wir das Mittagessen, die Dusche und erholten uns von den tollen Eindrücken und der Wanderung.
    Zusammen mit den drei anderen aus unserer Gruppe haben wir noch zu Abend gegessen.
    Chantal wurde schon während des Essens übel, ist jedoch aus Höflichkeit sitzen geblieben, bis alle aufgegessen haben.
    So kam es zu einer langen und schlimmen Lebensmittelvergiftung, die Chantal mit Fieber ins Zimmer gefesselt hat.
    Unterdessen wurde Philipp von den Einheimischen adoptiert, die ihn zu Barbecue, einer Geburtstagsfeier und allabendlichen Gitarrespielen und Singen eingeladen haben.
    Wohl oder übel mussten wir abreisen, da unser Visa am nächsten Tag abgelaufen wäre und so verabschiedete sich Philipp schweren Herzens von seinen neuen Freunden.
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