• Tag 2

    16 mars, Italien ⋅ ☁️ 0 °C

    Tag Zwei beginnt mit… wie soll es auch anders sein … Schnee.
    Ein wunderbar beruhigender Anblick, der meine müden Augen erhascht, als ich aufstehe. Die Welt ist eingetaucht ein weißes Kleid von Schönheit, die nur durch weitere Flocken unterbrochen wird. Es ist ungefähr halb 8, als ich die Rollos hochziehe, welche zuvor den grauen und doch leuchtenden Schimmer des Tages herein gelassen hat.
    Ich horche in mich rein. Es ist noch alles dran – gut. Es fühlt sich nach Beweglichkeit an – auch gut. Haben die Muskeln einen Kater? Ja, gerade die Oberschenkel aber spezifischer eher noch die Hüftbeuger. War wohl viel Kniearbeit am Vortag 😉. Wie ich abends lerne, waren wir in Summe gestern 40km plus letzte Abfahrt unterwegs. Dafür geht es mir erstaunlich gut!
    Bleibt also das Training vor dem Sport. Einkaufen stand auf der Agenda. Was kann schöner sein, als durch so eine Winter-Wunder-Welt zu laufen, wo alles so ruhig und schön ist? Mein Stern und ich sind bereit, die Kleingruppe setzt sich in Bewegung. Die Straße geht es hoch, ins Dorf. In Summe sind es 15 langsame Minuten, da ich mich nicht sonderlich schnell bewegen möchte. Es ist so ruhig und schön – da brauche ich kein Tempo.
    Der Supermarkt vor Ort ist gut sortiert und hat 7 Tage offen. Ein schöner Segen für mich! Ich kaufe ein; etwas Obst, Joghurt, Brot für die Tage, Brötchen für heute plus Käse. Dazu kommen noch Knödel und Brühe, falls ich zu nichts mehr im Stand bin. Elektrolyth-Getränke kommen dazu, ansonsten tut es das hervorragende Wasser aus dem Kran hier.
    Auf dem Weg nach Hause merke ich, dass es voller wird. Überall in der Nähe der Talstation sind Menschen. Gegen 08:30 fährt die erste Gondel. Viele Menschen haben offensichtlich die letzte Ski-Woche der Saison eingeplant. Und das mit so viel Neuschnee!
    Nach dem Frühstück geht es für mich und uns los. Wir fahren hoch und es erwartet uns die ähnliche „Suppe“ wie gestern. An Sonne ist noch nicht zu denken. Oben angekommen, machen wir uns schnell auf, um noch höher zu kommen. Der Peak liegt bei 2500 Metern. Von hier aus fahren wir einmal komplett runter ins Nebental. Mir wird bewusst, dass es hier verdammt viel Schnee gab. Selbst Clausi gibt zum Besten, dass vor 4 Tagen ab der Mitte links und rechts viel grün war und unten nur noch die Piste selbst präpariert war. Sage und schreibe 15cm Neuschnee sind über Nacht hinzugekommen. Von einer präparierten Piste dabei zu sprechen, wäre ein Farce. Das war vielleicht vor 10 Stunden abends, doch jetzt ist hier nur noch schwerer Neuschnee. Unangenehm mit müden Muskeln und sehr erhitzend, vor allem bei der geringen Sicht. Schweißgebadet kommen wir unten an. Kati sagt auch, dass es sehr schweißtreibend ist.
    So fassen wir den Plan – wieder nach ganz oben fahren und dort in die Hütte. Von Hütte zu Hütte, neues austesten. Das kenne ich doch als Motto irgendwo her. Es schneit übrigens weiterhin unnachgiebig.
    In der Hütte herrscht ein familiäres Flair. Neben Che steht hier Bob Marley in einer Weinflasche. Unter uns ein Motorrad in einer Vitrine, das den Tisch hält. Cool! Ich bestelle mir eine heiße Schoki und einen Espresso. Die Schoki ist quasi flüssigerer Pudding und ist nicht künstlich süß. Balsam für die Seele.
    Nach gut einer halben Stunde machen wir uns wieder auf. Nützt ja nichts, runter kommen wir schon. Es ist gegen halb 12, also wir loslegen. Zwischendurch sind fahrbare Abschnitte dabei, sodass wir die ein oder andere Abfahrt nochmal machen. Die Muskeln freuen sich darüber und auch das mit den in-die-Knie-gehen geht gut.
    Als wir wieder oben sind, sehen wir eine Truppe chinesischer Touris, die hier Bilder machen. Sie finden Kati so cool, dass sie kurzerhand zum Foto-Modell wird. Ein lustiges Schauspiel, da die Damen und Herren so ehrlich herzlich und planlos sind.
    Ab geht’s zur nächsten Hütte. Eine Neurenovierung mit Flair. Wir teilen uns eine Pizza, die sich echt sehen lassen kann. Können die Italiener halt.
    Letztlich entschließen wir uns doch, die Talabfahrt zurück zu nehmen. Der Nebel wabert immer noch und lässt uns vorsichtig vorgehen (auch wenn Clausi trotzdem mit all seiner Technik scheinbar mühelos hier durchpflügt). Und es passiert doch! Ich mache einen Abflug bei höchstens 5km/h. Fährt man außerhalb der Spurrillen (ich spreche hier nicht von aufgehäuften Bergen wie am Vortag), bleiben die Ski bei zu wenige Geschwindigkeit einfach stecken. So geschehen mit meinem rechten und ich mache eine elegante Pirouette. So schnell wie ich liege, stehe ich allerdings wieder. Es ist immer noch alles dran und nichts tut weh – ergo nichts passiert.
    Geschmeidig geht es komplett runter. Natürlich erwischt uns unten der einzige richtige Regenschauer auf den letzten gut 500 Metern. Wir huschen rüber zur Eisdiele von gestern und finden drinnen einen guten Platz. Mir ist nicht kalt, es ist halt einfach nur nass. Bin ich froh über die moderne Superkleidung!
    Wie auch sonst, sind wir an einem Tisch mit jemandem, der jemanden gut kennt, den Clausi kennt. Auch aus Gladbach. Die Welt ist doch ein Dorf. Es wird ein amüsantes Gespräch über dies und jenes. Hier ist seine zweite Heimat, der Onkel war ein Senator in Rom, die Familie lebt schon seit Generationen hier.
    Draußen wird ein Schlagzeug im leichten Nieselregen aufgebaut. Heute gibt es noch Livemusik. Und dann kommt doch endlich mal die Sonne. Mit viel Power schiebt sie alles weg – selbst wenn es nur temporär für gut eine Stunde ist. Ein Segen für alle, lächeln ist überall zu sehen. Die letzten Fahrer kommen ins Dorf gestapft und freuen sich.
    Ich selbst baue derweil ab. Das Gespräch um mich herum wird zum dumpfen Echo. Ich tauche dort ein, höre zu, lasse die Gedanken dazu kreisen und werde dadurch arg müde. Ich klinke mich letztlich aus und wander nach Hause. Ich gönne mir Ruhe, da wir uns um 18 Uhr mit Gunter und Daggi treffen, die heute spontan angekommen sind.
    Nach einem kurzen Einkuscheln und einer Dusche geht es wieder los. Hoch den Berg fallen die Schritte wieder leicht (er). Wenn ich im Training bleibe, läuft es gut 😉.
    Ich höre mir die Geschichten links und rechts an. Wir sitzen im Kellergewölbe, welches hell gestrichen einladend wirkt. Das Essen ist super lecker und auch wenn die Italiener die Carbonara nicht erfunden haben (so die Sage), so machen sie es perfekt. Danach wird es irgendwann zu laut für mich. Ich kann kaum folgen, was an der Müdigkeit liegt. Ab nach Hause und ins Bett.
    Morgen gibt es erstmals viele Sonnenstunden und es hat aufgehört zu schneien. In der Hoffnung auf gute Pisten, möchte ich die Bergemassive in ihrer ganzen Glorie nun endlich sehen. So wie die Sterne am Himmel funkeln, erstrahlen die spitzen Gipfel im Sonnenlicht. Mein kleiner Stern folgt mir überall hin. Einzelheiten konnte ich schon erhaschen. Ich freue mich! Die erste Gondel wartet auf uns 😉
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