• Und wie Kams zur Stadt

    November 25 in Sweden ⋅ ☁️ -6 °C

    Die Sage von der Stadt im Wind

    Es heißt, bevor Östersund geboren wurde, herrschte in Jämtland ein unruhiger Wind. Er strich über Wälder und Berge, brachte Botschaften von Norden und Süden, doch er fand keinen Ort, an dem er zur Ruhe kommen konnte.

    In jener Zeit lebten die Menschen verstreut in kleinen Dörfern. Sie handelten auf Frösön, wo ihre Vorfahren schon seit Jahrhunderten zusammenkamen. Doch der Wind murmelte, dass etwas Neues entstehen müsse – etwas, das die Kräfte des Landes ordnen sollte.

    Eines Nachts erschien der Wind im Traum eines Weisen auf Frösön. Er sprach:

    „Der Handel zerstreut sich, das Land braucht einen Mittelpunkt. Sucht einen Ort, an dem Wind und Wege sich kreuzen.“

    Der Weise erwachte und erzählte den Menschen von der Botschaft, doch niemand wusste, wo dieser Ort sein sollte. Also baten sie den Wind selbst um Führung.

    Tagelang wehte er unruhig, bis er eines Morgens plötzlich stillstand – mitten auf dem Festland, dort, wo heute Östersund liegt. Die Vögel schwiegen, die Bäume hielten ihre Äste, und die Luft war klar wie neu geschliffenes Glas.

    Da verstanden die Menschen: Hier sollte etwas entstehen.

    Doch die Sage erzählt weiter, dass ein mächtiger Herrscher im Süden – Gustav, gekleidet in Gold und Purpur – denselben Ruf vernommen hatte. In seinem Palast hörte er in einer windlosen Nacht eine Stimme:

    „Baue dort eine Stadt, wo der Wind schweigt.“

    Gustav folgte dieser Stimme. Er schickte Boten in das ferne Jämtland, und als sie den Ort fanden, an dem der Wind zum ersten Mal ruhte, rammten sie eine Fahne in den Boden. Die Erde bebte leise, nicht aus Zorn, sondern wie ein Wesen, das aus langem Schlaf erwacht.

    So entstand – so sagen die Alten – die Stadt Östersund.

    Und noch heute heißt es:
    Wenn du an einem winterklaren Abend durch die Straßen gehst und der Wind plötzlich verstummt, dann erinnert er sich an den Ort, den er einst gesucht hat.

    Denn Östersund ist die Stadt, die der Wind selbst gewählt hat.
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