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  • Heidelbeeren auf Eis

    September 18, 2020 in Switzerland ⋅ ☀️ 9 °C

    Bei meinem Abstieg spreche ich mit zwei anderen Wanderern über den Gletscher. Der eine erzählt von einer früheren Reise von einem Norwegischen Gletscher hoch oben im Norden. Als er dort war reichte er bis ans Meer wie der Punta Arenas in Südamerika. Die Ideen werden mir also glaube ich nie ausgehen.
    Stattdessen steht heute noch ein weiteres Highlight an. Auf der Rückfahrt halte ich noch einmal am Leuchtturm in Ober Alp. Diesmal möchte ich zur Rheinquelle. Es ist schon weit nach fünf am Abend und auf den ersten zwei Kilometern kommen mir die letzten Wanderer des Tages entgegen. In jedem gottverlassenen anderen Gebirge der Welt wäre das gefährlich aber irgendwie ist es nach meinem Geschmack. Und ganz unerfahren bin ich ja auch nicht mehr. Bis zur Quelle sind es zu Fuß nur noch einmal 400 Höhenmeter. Bei leichtem Gepäck sollte das nach dieser anspruchsvollen Woche ebenfalls ein Leichtes bleiben. Der Rhein unterteilt sich in den Vorder- und den Hinterrhein. Eigentlich hat er also zwei Quellen - oder eher Quellgebiete. Unter mir erstreckt sich bereits eine riesige Fläche von feinen Wasseradern durchzogen. Der Weg ist auch nicht immer trocken und erfordert auch zu später Stunde stetige Konzentration. Irgendwann komme ich zu einer kleinen Kletterpassage und Schwups komme ich vom Weg ab. Das bekomme ich jedoch erst viel später mit. Denn hier hat die Natur für ausreichend Proviant gesorgt. Auf das Viele Eis von heute Mittag folgt jetzt das Heidelbeer-Kompott. Da hier scheinbar noch niemand vor mir vom Weg abgekommen ist hängen die kleinen Büsche ächzend voll! Ich kann es nicht lassen und eigentlich ist die Zeit ja relativ. Was macht das schon wenn es finster wird... Irgendwann denke ich mir aber - naja so gut wie am Fahrrad ist meine Stirnlampe nun auch wieder nicht und mache mich auf den Weg zur Quelle als ich merke dass die Sonne unter geht. Hier oben, 1320 km vor der Mündung des Rhein, gibt es tatsächlich Menschen die den ganzen Weg von der Rheinmündung Flussaufwärts hier her gepaddelt sind! Den Flaggen nach waren es zwei Polen. Abenteuer liebend und kein bisschen Arbeitsscheu, wie eh und je. Der Rhein selbst riecht von Anfang an streng nach Fisch! Selbst in seiner Quelle wachsen Algen. Egal - eine kurze Dusche ist dennoch ungemein erfrischend. Und die Blaubeeren auf dem Weg hier her entschädigen für alles! :) Auch wenn die Sonne bereits verschwunden ist entscheide ich mich dennoch für den Abstieg anstatt der nahegelegenen Hütte. In der Dämmerung nehme ich jedoch den vermeintlich leichteren offiziellen Weg über die erste Rheinbrücke. Mit ein bisschen Zuversicht komme ich auch gerade noch in der letzten Dämmerung wieder an der Straße an. Während andere schon zu Abend gegessen haben und beginnen das Erlebte zu verarbeiten gehe ich noch einmal in die Verlängerung. Das Wetter gibt es her und selbst wenn es nicht so perfekt scheint wie bei dem Fotograf Mario beeindruckt mich die Milchstraße immer wieder. Die Zeit wird kommen, dass ich sie wieder so gut beobachten kann wie schon in Kanada oder zuvor in Madagaskar. Währenddessen köcheln die Bohnen vor sich hin. Die Natur bietet einfach nur das Beste!
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