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  • Russenpeitsche

    February 10, 2021 in Germany ⋅ ⛅ -16 °C

    Der Kampf der Wetterfronten ist für mich immer ein klein wenig spektakulär und zieht mich magisch an. Manchmal mittendrin, manchmal durch dass was darauf folgt. Etwas tolles kommt schließlich immer dabei raus.
    Wenn die Temperaturen von Leipzig bis Moskau weitaus kälter sind als in Noreuropa nennen die Meteorologen dieses Wetter "Russenpeitsche". Über Nacht folgen Temperaturstürze, Schneeverwehung mit Verkehrschaos und dann langanhaltend kalte Tage. *grins* Ich finde es Klasse wenn der Winter so eine Verlängerung erhält. Kommt ja auch nur alle 6-8 Jahre vor.
    Jetzt immer noch mit dem Rad unterwegs zu sein braucht eine weitaus bessere Vorbereitung. Glücklicherweise erinnere ich mich nur zu gut an meine kanadischen Tugenden und bin dankbar für die Erfahrungen der Kanadier vor Ort. Viele dünne Lagen anziehen, Schnee-Gamaschen über die Schuhe. Für die Hände eine Extraschicht neufundländischer Baumwoll-Handschuhe und im Gesicht eine zweite Maske unter die Mütze. Auch ohne Hightech lässt sich nunmehr eine erprobte und sehr belastbare Winterausrüstung zusammenstellen und ich kann dem Winter problemlos in allen Lagen trotzen. Da jubelt sogar der Mann aus Schnee auf seiner Bank. "High-five" soweit die Handschuhe das zulassen. Fürs Radfahren fehlt nur das Tagelange Training in der Kälte zurecht zu kommen. Nichts leichter also, als nur mit T-shirt und Windjacke immer mal spazieren zu gehen oder Ski zu fahren. Solange man in Bewegung bleibt ist jeder Augenblick nur Kopfsache und jede Strapaze ist es definitiv wert unterwegs zu sein. Abenteuer tönen vorher und nachher immer besser als mittendrin.
    Unweit der Dörfer warten kleine Hütten für eine Pause mit Keksen und Thermoskanne. Nebenan haben sie einen Rodelhang aufgemacht. Hals und Beinbruch wer nun nicht nur Langlauf Ski hat. Einer hat sogar sein Fahrrad umgebaut, statt Rädern müsst ihr euch zwei Kufen von einem Motor-Ski hintereinander vorstellen. Das geht ab wie eine Rakete. Allerdings sind Bremsen Fehlanzeige und ich gehe dem ganzen lieber aus dem Weg.
    Wie seit dem Studium eh und je zieht es mich hinaus. Weiter und weiter, viel weiter vor die Stadt. Der See am Wegesrand wirkt wie ein einziges Stillleben. Ich will unterdessen einmal mehr hoch hinaus. Unser lieber Goethe meinte schon vor 200 Jahren: "Sieh dir die Welt von oben an, sie bietet dir das Beste." Und er hatte natürlich Recht! Egal ob man den Rauhreif an den Bäumen gegen den blauen Himmel anschaut oder ob ich über den Bäumen stehe. Winterwetter hat etwas Erhabenes. Man muss eben nur raus vor die Tür!
    Unterdessen sind die Temperaturen bei Minus 15 Grad und weniger eingefroren. Dann kanns ja losgehen. Mit dem Rad auf die Berge, der Sonne entgegen wo der 'leuchtende Winter' wohnt und die Sonne immer zuerst scheint. Eine 'Russenpeitsche' fängt also am Besten ein, wer sich mit dem Lasso hinaus über den Nebel wagt und alles einfängt was nicht bei Drei im Schnee versunken ist. Der Plan ist ein guter! Am Ende stehe ich im gleisenden Sonnenuntergang und denke mir 'für heute hast du alles richtig gemacht!'
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