• Rotes Licht, Blaues Licht

    Sep 23–30 in Canada ⋅ ☁️ 17 °C

    Etwas mehr als eine Woche ist nun schon vergangen und ich habe mich hier inzwischen ganz gut eingelebt. Viel Zeit zum Erkunden hatte ich bisher allerdings noch nicht, da mich sowohl die Arbeit hier vor Ort als auch die Arbeit aus Deutschland gut auf Trab hält. Nach einer etwa 15-minütigen Fahrt mit dem Fahrrad vom Airbnb zur Uni verbringe ich meine Tage meist von 9 bis 5 an der CESRF, wo ich mir mit den anderen Studierenden ein kleines, aber sehr Büro teile.

    Während meines Aufenthaltes habe ich die Möglichkeit, die verschiedenen Systeme der Controlled Environment Systems Research Facility kennenzulernen und mich in ein neues Themenfeld einzuarbeiten. Konkret geht es um den Einfluss verschiedener Lichtqualitäten auf Wachstum und Ertrag von Pflanzen in kontrollierten Umgebungen. Mit „Lichtqualitäten“ sind unterschiedliche Wellenlängen des photosynthetisch aktiven Lichtspektrums gemeint. Jede Farbe des sichtbaren Lichts – aber auch UV-Strahlung oder Far-Red-Licht – kann sich ganz unterschiedlich auf das Pflanzenwachstum auswirken, etwa auf Blattentwicklung, Blüte oder die Bildung wertvoller Inhaltsstoffe wie sekundäre Pflanzenmetabolite (z. B. Anthocyane oder Flavonoide).

    In den verbleibenden vier Wochen werde ich den Effekt von rotem, blauem und far-rotem Licht auf das Wachstum von Radieschen untersuchen, die sich dafür perfekt eignen, weil sie bereits nach rund 21 Tagen erntereif sind. Zusätzlich darf ich dienstags und donnerstags an der Vorlesung „Controlled Environment Agriculture“ teilnehmen – ein schöner Rückblick auf meine eigene Studienzeit, als der Unialltag noch ein wenig entspannter war.

    Abseits der Arbeit habe ich mir bisher nur ein bisschen den Campus angeschaut und war einmal kurz in der Innenstadt. Das vergangene Wochenende habe ich größtenteils im Büro oder im Garten meines Airbnbs verbracht, um an einer Deadline zu arbeiten, die Ende September ansteht. Wenn das geschafft ist, freue ich mich darauf, die Umgebung hier ohne Zeitdruck noch besser zu genießen.

    Auch zu Hause fühle ich mich wohl: Die Leute, mit denen ich zusammenwohne, sind alle sehr freundlich und bilden eine richtige kleine Gemeinschaft. Das Wohnprojekt nennt sich „Junction Village“ – eine Art Mini-Nachbarschaft, in der mehrere Häuser einen gemeinsamen Garten und Aufenthaltsbereiche teilen. Eine schöne Überraschung, von der ich vorher gar nichts wusste.

    Alles in allem war es also ein guter Start. Ich bin gespannt, was die nächsten Wochen noch bringen und freue mich darauf, nach der Deadline etwas mehr von Guelph und der Umgebung zu entdecken.

    P.S. Die pinke.Kanone auf dem Bild ist die bekannte Cannon („Old Jeremiah“), eine alte Kanone aus dem 19. Jahrhundert, die heute zu den beliebtesten Traditionen der University of Guelph gehört. Studierende bemalen sie regelmäßig mit neuen Botschaften oder kreativen Designs – von Clubankündigungen über politische Statements bis zu reinen Kunstwerken. Wer seine Bemalung anbringen möchte, muss die Cannon über Nacht bemalen und bewachen, damit niemand anders den Platz übernimmt. Jede Schicht hält meist nur wenige Tage, bevor die nächste Farbe darüberkommt, sodass die Cannon zu einem ständig wechselnden, bunten Symbol für den lebendigen Campusgeist geworden ist.
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