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  • Day 5

    069 Mona Liza

    August 22, 2023 in France ⋅ ☀️ 28 °C

    Einen Wecker braucht es nicht mehr.
    Ich bin am Vortag nicht sonderlich spät ins Bett, aber doch recht fertig von der Bowle und dem Bauchschütteln mit jenem Inhalt. Das gleichbleibende Frühstück hilft mir ein wenig zu Kräften, aber bei der herrschenden Hitze siegt die Schlappheit. Zum Glück ist der Kurs heute erst um 13:30 Uhr.
    Die Hängematte zwischen der Miniramp und der Slackline bietet mir zum Glück eine Stütze. Ich döse ein wenig, weigere mich aber einzuschlafen, da ich nichts vom Tag verpassen und abends ausreichend müde sein möchte.

    Neben mir höre ich einen mir bekannten Text, den ich halb mitsumme und halb singe, je nach Stelle. Ceilings von Lizzy McAlpine.
    Das ist nicht der einzige gute Song den Dani auf der Gitarre spielen kann. Selbst die, bei denen ich nicht mitsingen kann, schaffe ich durch ein Schnipsen zu untermalen oder einfach zu genießen. Ich schlage immer wieder aus Scherz schreckliche Songs vor, was uns allen Fünfen nicht langweilig wird. Langsam kommen mehr Leute hinzu und die Musik bewegt sich mehr Richtung Mainstream, bis einer meiner vorherig albernen Songs tatsächlich gewünscht wird und Dani, glaube ich, allmählich die Lust verliert. Die Gitarre wird weitergegeben und wir singen den 4-Chord-Song, was eher in Chaos ausartet.
    Ich muss ohnehin los.

    Das Warmup leitet heute jemand anderes. Dabei sollen wir eine Art Wettrennen veranstalten, statt uns zu dehnen. Nicht sehr hilfreich meiner Meinung nach und auch etwas zerrend mit unserer Verfassung. Ich laufe als einziges sogar zweimal. Trotzdem haben die Jugendlichen von der JSA (Junior Surf Academy) keine Chance.
    Kaum bin ich im Wasser spüre ich den gestrigen Abend kein Stück mehr. Die Wellen sind heute besser als gestern. Mir gelingt es wirklich einige Grüne mitzunehmen; bei einer rollt die Welle sogar über eine kleinere drüber und ich falle dennoch nicht runter, so nehme an Geschwindigkeit noch zu.
    Ich bin durch und durch zufrieden, als ich an den Strand gehe, bleibe jedoch nicht lange, damit sich die Mundwüste vom Vortag nicht wiederholt.

    Ich skate mittlerweile überhaupt nicht mehr oft. Ich mag es nicht, mich andauernd überwinden zu müssen, ich bin süß, skaten nicht so richtig, zumindest war es das für mich bisher nie. Aber mit der Rampe genau in der Mitte vom Camp, anderen süßen Menschen, welche rumprobieren und bereitgestellten Schonern, zieht es mich doch wieder dazu. Außerdem möchte Joana unbedingt noch einmal aufs Brett.
    Sie wird wirklich schnell besser, aber viel Zeit zum Üben bleibt nicht, da Mark und später sogar Chris, der Surflehrer, sowie einer seiner Kolleg*innen dazustoßen.
    Jetzt läuft 90er Skaterock und ich stehe auf der Rampe mit lauter Erfahrenen. Der Rest räumt die Mitte, da sie noch etwas vorhaben, und plötzlich ist es wieder wie als wäre ich 15. Mein Surflehrer und sein Kumpel müssen kurz zu einem Teammeeting, währenddessen filmt Vico den beigefügten Clip.

    Ich würde gerne noch weiterrollen, aber habe mich am Vortag zum Takeoff-Training bei Bernie eingetragen. Dafür treffen wir uns bei der Yoga-/Fitnessplattform direkt daneben, wo die eine Hälfte von uns alte Bretter und der Rest Yogamatten erhält. Bernie erklärt noch einmal die notwendigen Schritte und lässt uns dann ein paar Male aufstehen und wieder hinlegen. Nach ein paar Hinweisen und Tipps teilen wir uns in Gruppen von vier, in denen wir zwei Bretter gekreuzt übereinander legen sollen, so dass das obere mit beiden Enden überhängt. Mein Takeoff gelingt mir gut, aber beim Stehen weist mich Bernes daraufhin, dass ich zur Gewichtsverlagerung, statt auf mein Vorderfuß zu drücken, meine Hüfte nach vorne bewegen soll. Ich erlaube mir die Arroganz den Hinweis als vernachlässigbar zu werten, auch wenn es von jemand Erfahrenem kommt.

    Der Rest vom 18+-Lager konnte sich bereits Essen holen, was mich aber nicht davon abhält schnell genug zu sein, um mich mit meiner üblichen Spülgang bestehend aus Joana, Hannah, Jana und Lara an den Becken zu treffen. Ich finde solche gemeinsamen Treffen mit am spaßigsten. Auch wenn ich in einer WG wohne, kommt sowas nicht immer zustande und ist wenn auch nicht so amüsant.
    Darüber denke ich häufig die Tage nach. Ich dachte immer, ich wollte lieber alleine wohnen, bzw. dass ich zwar zusammen wohnen probiert hätte, aber alleine doch mehr Energie habe. Hier werde ich gar nicht müde davon, ich bin so froh andauernd Leute um mich zu haben. Vielleicht sollte ich mich zuhause mal nach anderen Lebenskonstellationen umgucken.

    Im Anschluss darauf findet das Pubquiz statt, beginnend mit einer Kategorie übers Surfen. Ich bin ein wenig zu spät, also schließe ich mich der Gruppe von Dani, Anna, Magda und Lili an; Joana und Hannah stoßen kurz darauf auch dazu. In dieser Sparte haben wir noch einige Antworten richtig, auch wenn jemand von der Seite uns fälschlicherweise überzeugt, dass O'Neill, nachdem er sein Auge verlor, den Wetsuit erfunden hättte. Natürlich ist es die Leash. Die Leine, die das Board bei einem behält. Wie sollte man denn sein Auge wegen eines fehlenden Neopren verlieren?
    In den Fragen über Frankreich schneiden wir noch in Ordnung ab, im Allgemeinwissen und im Promiraten geraten wir allerdings weit hinter die ersten Plätze. Beim Songraten wird nur Deutschrap und Pop gespielt, was das zweite Mal an dem Tag markiert, dass wir vom Hauptstrom verdrängt werden. Lili ist bei einem der Lieder zum Glück noch flink genug und wir, die "069 Mona Liza", landen mit einigen anderen auf dem vorletzten Platz.

    Die Spülgang wird zur Zähneputzengang und nach etwas Rumalbern, begebe ich mich schnellst möglich zu Bett. Marc und Ich haben uns nämlich erkundigt, wie man Bretter ausleiht. Morgen geht es sehr früh raus.
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