• Der Lack ist ab

    July 9 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☁️ 14 °C

    Neuer Tag, neues Glück. Und ein neues Land auch. Direkt nach dem Frühstück machen wir uns auf nach Bosnien und Herzegowina. 200 Meter nach dem Grenzübergang halten wir an einer Tankstelle an und sobald uns die Kassiererin anlächelt, wissen wir, was die letzten 40 Stunden gefehlt hat - ein freundliches Gesicht.

    Unsere letzte Etappe beginnen wir in der Landeshauptstadt. Sarajevo ist mit 550.000 Einwohnern eine Großstadt. Und wir stehen trotzdem ziemlich plötzlich mittendrin. Eben noch karges Land, drei Kurven später Verkehrschaos. Wir finden eine Parkplatz und tapern los. Mit wenig Plan und möglichst vielen Klamotten, es hat nämlich nur noch 13 Grad. Wir folgen dem Miljacka gen Osten. Ein Reiseteilnehmer benutzt das Wort "Drecksloch", der andere kurz darauf "aber mit Charm". Noch ein paar Meter weiter verwerfen wir den Arbeitstitel und einigen uns auf "Der Lack ist ab". Das trifft es nämlich ziemlich gut. Es gibt schon einige Gebäude, die man mal mit Fug und Recht als "Prunkbau" beschreiben könnte, wären da nicht die über die Dekaden verwaschenen Fassaden und der abgesplitterte Verputz. Es ist überraschend, wie viele Moscheen, Synagogen und auch christliche Kirchen hier zu sehen sind, zumindest für das männliche Mitglied der Reisegruppe. Das weibliche weiß zu berichten, dass Sarajevo auch "das Jerusalem Europas" genannt wird. Streber.

    Auch die Spuren der olympischen Winterspiele 1984 sind noch allgegenwärtig. Wir sehen Hinweisschilder für Biathlon, Eiskunstlauf, Skispringen, usw.

    Ähnliches gilt für Mahnmale und sonstige Referenzen zum Bosnienkrieg. Srebrenica ist nicht weit von hier und nahezu an jeder zweiten Straßenecke noch allgegenwärtig.

    Weiter auf unserem Spaziergang befinden wir uns plötzlich in der Türkei. So fühlt es sich zumindest an. Der alter Basar, die Saraci Strasse. Es riecht nach Kebap und Baklava. Überall werden Goldschmuck und Teesets angeboten. Auf einem Platz fliegen hunderte Tauben umher, die ausufernd gefüttert werden. Dahinter sind wir wieder im Balkan.

    Wir laufen weiter und stehen plötzlich in einer modernen Einkaufstraße. Doch nach wenigen hundert Metern ist es zurück, das "Drecksloch mit Charme". Nach ein paar Stunden haben wir genug gesehen und fahren Richtung Küste...
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