Satelita
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  • Dzień 14–17

    Beerdigungsritual der Toraja...

    24 października 2023, Indonezja ⋅ ☁️ 23 °C

    Lange habe ich überlegt, wie ich über diesen speziellen Vormittag vorbehaltlos berichten soll...
    ... und ehrlich gesagt weiß ich es immer noch nicht.
    Deshalb schreibe ich jetzt einfach mal los.

    Wir wurden gegen 9 Uhr morgens von unserem Guide Paulus abgeholt und als erstes zu einem Tabakladen gebracht, um eine Stange Zigaretten als Gastgeschenk für die Trauerfamilie zu kaufen.
    Nach ca. 20 Minuten kamen wir am Fußes des Hügels, auf dem die Zeremonie stattfand, an. Schon beim Aussteigen sahen wir Schweine, die an Bambusstangen gefesselt auf dem Boden lagen und erbärmlich schrien oder weggetragen wurden. Auch der eine oder andere Bulle wartete darauf, nach oben gebracht zu werden.
    Wir folgten unserem Guide und den anderen Gästen aufwärts. Oben angekommen tat sich ein großer Platz mit geschmückten Pavillons aus Bambus auf, die sich um darum herum gruppierten.
    Dort und neben den markierten Wegen lagen mindestens 50 - 60 Schweine, vor Angst entweder völlig apathisch oder sich windend und schreiend gegen die Fesseln ankämpfend.
    Dazwischen einige Bullen, die von jungen Männern an Seilen festgehalten wurden. In der Mitte lag der Kadaver eines Bullen, der wohl kurz vor unserem Eintreffen geschlachtet wurde, in einer Blutlache. Ein paar Männer zerlegten ihn ziemlich brachial. Auf einem weißen Tuch lagen die Eingeweide des Tieres, Hunde schlichen herum in der Hoffnung, ein Stück davon zu erhaschen.
    Das war der erste Blick bzw. Eindruck...
    ... dazu kam die schwülheiße Luft und der Geruch von Blut und rohem Fleisch und das Geschrei des Vorbeters. So nenne ich ihn jetzt einfach. Das muss man erstmal verdauen.
    Es war eine skurrile Situation, zu unseren Plätzen geführt geführt zu werden und Tee und Plätzchen angeboten zu bekommen in dieser Szenerie. Erst nach dem wir uns ein wenig von dem Anblick erholt hatten, konnten wir die restlichen Details aufnehmen.
    Uns gegenüber befand sich der Pavillon der Familie. Dorthin wurden die Gäste nach Rang in Gruppen eingeladen und bewirtet. Dies erfolgte durch namentliche Nennung. War eine Gruppe komplett, wurde sie durch einen tanzenden und wilde Töne ausstoßenden Mann zum Familienpavillon geleitet. Dann folgten die Frauen mit Tee und Gebäck.
    Während die Besucher im Familienpavillon verpflegt wurden, gingen ein paar Männer auf dem großen Platz in der Mitte mit, zu Bündeln geschnürten Innereien des toten Bullen, von Schwein zu Schwein. Legten sie ein blutiges Bündel auf das Tier, wurde es mit weißer Farbe markiert. Die Familie suchte die Schweine für das Festmahl aus.
    Der prächtige Sarg der Verstorbenen, von der wir leider nicht wissen, wie viele Jahre sie als "krank" noch im Kreise ihrer Familie verbrachte, war auf einem hohen Gerüst aufgebahrt. Die stabile Bambusleiter ermöglicht das Abseilen des Sarges zum Ende der mehrtägigen Zeremonie, um die Verstorbene dann zum endgültigen Ruheplatz zu bringen.
    Da sich die Prozedur der Gästebegrüßung mehrmals wiederholte und wir nicht sehen wollten, wie die Tiere abgeschlachtet wurden, verließen wir die Feier. Aber nicht, bevor das obligatorische Geschenk in Form von Zigaretten übergeben wurde.

    Auf dem Weg nach unten sahen wir dann doch noch, wie ein getötetes Schwein abgeflammt wurde und bekamen zumindest akustisch das brutale Treiben auf dem Schlachtplatz mit.

    Wir hatten im Vorfeld schon einiges gelesen über den Totenkult der Toraja und im Anschluß von Paulus noch vieles eingehender erläutert bekommen. Ich will versuchen, das mit meinen Worten wiederzugeben, allerdings in Kurzfassung. Denn es gibt so viele Wenns und Abers, auf die ich hier nicht eingehen möchte.

    Die Toraja sind seit mehr als 100 Jahren überwiegend Christen. Ihr Umgang mit Tod und Beerdigung hat aber nichts mit ihrem Glauben, sondern mit ihrer Tradition zu tun. Eine sehr teure und aufwendige Tradition, die im Schnitt schnell mal 100000 Euro kostet.
    Stirbt ein Mensch, ist er für die Familie nicht tot, sondern krank und lebt in einem gesonderten Raum so lange im Familienverbund, bis das Geld für die Beerdigung vorhanden ist. Die Familie bringt dem Toten Essen und Trinken, wechselt die Kleidung und empfängt Besuche. Besonders geschätzt wird der Besuch von Touristen, das hebt das Ansehen der Familie. Deshalb sind Touristen auch bei der Zeremonie willkommen. Der Besuch eines mumifizierten Leichnams blieb uns erspart.
    Die Zeitspanne bis zur Beerdigung hängt auch davon ab, wie gut und beliebt der Mensch war. Ein schlechter Mensch wird schnell und ohne großes Fest verabschiedet.
    Es gibt aber Leichen, die liegen 15 Jahre und länger.
    Erst mit dem Ende der Zeremonie, die zwischen 3 und 7 Tagen dauern kann, ist der Mensch gestorben und wird zur endgültigen Grabkammer gebracht. Bei Wohlhabenden ist das meist eine Art Mausoleum, in dem alle bereits verstorbenen Mitglieder der Familie ruhen.
    Der erste Büffel, der auf dem Fest geschlachtet wird, trägt den Toten in ein Zwischenreich. Dort bleibt er so lange, bis er in den Himmel darf. Je mehr Büffel und Schweine auf dem Fest geschlachtet werden, desto angesehener und reicher war der/die Tote bzw. ist dessen Familie.
    Das Fleisch wird für die Bewirtung der vielen Gäste verwendet und auch an diese als Geschenk verteilt. Was dann noch übrig ist geht an das Dorf, in dem der Mensch gelebt hat.
    So weit an dieser Stelle...
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