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- Day 13
- Tuesday, September 21, 2021 at 9:21 AM
- ⛅ 15 °C
- Altitude: 282 m
AlbaniaMyç-Has42°5’44” N 20°21’13” E
Koman-See Fierze-Koman

Mit Superlativen ist das so eine Sache. Die Fahrt auf dem Koman Stausee hat
den Titel als eine der schönsten Schiff- oder Fährfahrten jedoch verdient.
Dabei liegt der See mitten im Nirgendwo. Er ist ein gut gehütetes Juwel,
versteckt in den Albanischen Alpen (Prokletije). Der Fluss Drin ist hier
zwischen Koman und Fierze auf 34 Kilometern aufgestaut. Gut zweieinhalb
Stunden sind die Fähren durch die fjordähnliche Landschaft unterwegs. Die
Schlucht ist kaum mehr als 400 Meter breit, an den engsten Stellen misst sie
gerade einmal 50 Meter und die meterhohen Felswände kommen extrem nahe. Es
gibt keine Strasse, welche die beiden Orte auf dem Landweg verbinden würde.
Die Regierung Enver Hoxha investierte kräftig in den Ausbau der
Wasserkraftwerke. Der Koman Stausee entstand in den 1980er-Jahren als Teil
eines riesigen Energiegewinnungsprojekts. Er ist nur einer von mehreren
Stauseen entlang des Drins, dessen bis dahin unverbaute Flussabschnitte zur
Stromerzeugung aufgestaut wurden.
Der Koman See erstreckt sich zwischen den Staumauern des Fierza und
Vau-Deja, ist 34 Kilometer lang und 96 Meter tief. Trotzdem ist er mit einer
Fläche von zwölf Quadratkilometern und einem Fassungsvermögen von 500
Millionen Kubikmetern Wasser nur der kleinste Stausee der Kaskade. Neben dem
Drin speisen Valbona und Shela den Stausee.
In Staudamm und Kraftwerk stecken chinesische und französische Technologie.
Noch heute wird vom Koman Stausee der grösste Teil des albanischen Stroms
produziert. Wir alle wissen Bescheid um die Vor- und Nachteile der Nutzung
von Wasserkraft. So zeigen sich auch entlang des Drins die ökologischen
Auswirkungen, der Flächenverbrauch ist enorm. Wie die natürliche
Flusslandschaft hier früher wohl ausgesehen hat?
Mittlerweile hat die albanische Regierung den Grundstein für die Skavica
Talsperre, die letzte noch nicht gebaute von sieben Stauanlagen am Drin,
gelegt. Im grössten Stausee Europas würde dann ein grosser Teil der
geschichtsträchtige Region Dibra mit ihren idyllischen und fruchtbaren
Tälern versinken. Bleibt zu hoffen, dass die Vjosa, dem letzten
unregulierten Wildfluss Europas im Süden Albaniens, dieses Schicksal nicht
ereilt.
Die Autofähre Berisha verkehrt zwischen April und November. Der Himmel zeigt
sich von der blauen Seite und lässt das Wasser noch tiefer im Blau
versinken. Wir passieren die hohen Felswänden und engen Schluchten, was sehr
stark an norwegische Fjorde erinnert. Einzig am Heck der Fähre finden wir
ein Fleckchen, das ein wenig windgeschützt ist. Hier lässt es sich gut
aushalten. Schliesslich möchten wir möglichst viel von der
zweieinhalbstündigen Fahrt ungefiltert mitbekommen. Uns verschlagen die
Schönheit der Natur und die Farben des Wassers fast den Atem.
Nach etwas mehr als einer Stunde, wir haben gerade die Friedensinsel im
breitesten Abschnitt des Sees passiert, legt die Berisha an. Im Sommer laden
an dieser Stelle einige Hostels und Gästehäuser zum Übernachten ein. Sogar
einen kleinen Strand gibt es. Heute werden die wenigen verbliebenen Bewohner
des Tals mit dem Nötigsten versorgt. Kurz danach erhaschen wir auf Backbord
einen Blick in den Arm des Shala Flusses. Er ist vor allem für
Ausflugsfahrten im Sommer sehr beliebt. Die Felswände werden höher und
rücken richtig nahe ans Boot heran. Vergeblich halten wir Ausschau nach
einem Anleger. Doch die Berisha landet gekonnt auf einer Schotterbank am
Flussufer an. Um die Lücke zwischen Laderampe und Ufer zu schliessen, wird
kurzerhand zur Schaufel gegriffen. Auf ein Kommando der Angestellten dürfen
zuerst die Fussgänger und dann die Autos die Fähre verlassen. Nicht nur das
Befahren der Fähre ist ziemlich eng, da wird jeder Zetimeter genutzt, auch
die Ausfahrt bereitet Platzangst, vor allem die anschliessende Fahrt durch
den in den Fels gemeisselten Tunnel.Read more