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- Nov 8, 2024, 6:30 PM
- 🌧 23 °C
- Altitude: 17 m
BrazilMorro da Saúde22°53’36” S 43°11’15” W
Rio de Janeiro

Das erste richtig fette Highlight der Reise liegt hinter uns. Wettertechnisch war es bis zuletzt eine absolute Zitterpartie. Ich hatte den Seetag zuvor endlich mal wieder Gelegenheit meinen Pessimismus auszuleben. Für beide Tage war fast durchgehend Regen angesagt. Da half nur Ablenkung - erst 1,5h Spikeball mit Eric und direkt danach (völlig verschwitzt) eine abendliche Runde Aktivbingo. Der Name ist etwas irreführend - betreutes saufen finde ich eigentlich passender. Das Bingo spielen rückt fast in den Hintergrund, es gibt so viele Sonderregelungen die im Minutentakt dazu führen, dass ein neues Sektglas auf dem Tisch stand. Noch dazu trinken Flo und Jule, mit denen wir dort waren, keinen Sekt, sodass es für uns doppelt feucht fröhlich war.
Am nächsten Tag war es dann soweit. Wir sahen schon von weiten (wenn auch bei bedecktem Himmel) den Zuckerhut und die Jesusstatue. Die Einfahrt in den Hafen war ein tolles Erlebnis - und entgegen der Vorhersage blieb es trocken 🥳
Runter vom Schiff versuchten wir schnell einen Uber zu bekommen, da wir bereits Tickets für die Gondel auf den Zuckerhut gebucht hatten. Da die Fahrer unsere Fahrt immer wieder ablehnten entschieden wir uns für ein Taxi, welches auch nicht viel teurer war. 25 Minuten später standen wir an der Talstation und waren recht verwundert. Gestern sagte der Lektor an Bord noch (ähnlich wie viele Berichte im Internet), dass man viel Geduld mitbringen muss, da man 4x relativ lang anstehen muss (hoch zur Mittelstation, hoch auf den Zuckerhut und zwei mal wieder runter). Wir konnten mit unserem Internet Ticket an der Schlange vorbei gehen und waren keine 10 Minuten später in der ersten Gondel. Schon auf der Mittelstation hat man einen fantastischen Blick auf das malerische Rio und die gesamte Bucht. Auf den Bäumen sahen wir zudem das erste mal in freier Wildbahn Affen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir oder die Kinder sich mehr darüber gefreut haben. Danach ging es weiter nach oben, dieses Mal komplett ohne Wartezeit. Auf dem Zuckerhut zu stehen war schon immer ein großer Traum, der nun wahr geworden ist. Auf der einen Seite mit Blick auf die Christusstatue, auf der anderen Seite die Copacabana ebenso wie die gesamt Bucht. Auch wenn wir keinen strahlend blauen Himmel hatten war es trotzdem sehr schön und ganz besonders. Auch auf dem Weg nach unten kamen wir ohne größeres warten durch und waren froh, dass wir den Massen (viele Gruppen vom Schiff sind uns entgegengekommen) und auch dem Regen und dichten Nebel knapp entkommen sind. Da wir danach noch etwas Zeit hatten sind wir noch zu der farbenfrohen Fließentreppe („Escadaria Selarón“) gefahren, die sich am Rande des Künstlerviertels Santa Teresa befindet. Auf der Treppe trafen wir andere Gäste vom Schiff, die uns einen Caipi Stand direkt an der Treppe empfohlen haben. Ines ging davon aus, dass ich einen 700ml Trog für uns beide zusammen hole. Aber wir sind ja nicht zum Vergnügen hier. Deshalb gab es für jeden einen. Am oberen Ende der Treppe angekommen waren die Becher leer. Und wir voll. Aus der Laune heraus schlenderten wir noch etwas durch das Stadtviertel, was gar nicht mal so künstlerisch wirkte wie gedacht (zumindest nicht diese Ecke). Auch das Wetter wurde immer schlechter. Nur unsere Laune nicht - wir hatten mächtig viel Spaß und liefen noch einige Zeit durch die Gassen, bis es dann doch richtig angefangen hat zu schütten. Wie bestellt kam uns dann ein Taxi entgegen, das uns wieder zum Schiff fuhr. Die letzten Meter rannten wir durch den strömenden Regen. Wahrscheinlich aufgrund der Schlangenlinie ein paar Meter mehr als nötig.
Für mich hieß es dann Kinderdienst. Ines hat sich recht spontan für den Ausflug „Rio bei Nacht“ angemeldet, um mit Linda noch ein paar Caipis nachzulegen und der Copacabana einen Besuch bei Nacht abzustatten.
Der zweite Tag in Rio startete sehr früh, der Wecker klingelte dieses Mal schon um 06:30 Uhr. Als erstes stand die Christusstatue auf dem Corcovado auf dem Programm. Diese erreicht man über eine kleine Berg-Zahnradbahn, für die wir ein Ticket um 8 Uhr gebucht hatten. Da wir nicht zu spät sein wollten entschieden wir uns statt Uber für ein normales Taxi. Blöd nur, dass der Fahrer uns mit einem gefakten Taximeter ordentlich über den Tisch gezogen hat. Das trübte erstmal die Laune, weniger wegen dem verloren Geld als vielmehr aufgrund des unschönen Gefühls so verarscht zu werden. Naja, Visa Chargeback regelt, das Geld holen wir uns zurück.
Ein weiterer kleiner Dämpfer war die Aussage des Mitarbeiters an der Talstation der Bahn, dass die Statue aufgrund des Nebels nicht zu sehen sei. Wir ließen uns aber nicht entmutigen und fuhren hoch. Nach 20 Minuten steiler Fahrt auf den Corcovado und ein paar weitern Stufen erreichten wir unser Ziel. Trotz des Nebels hatten wir Glück und hatten freie Sicht auf eines der sieben modernen Weltwunder. Auch dies war ein ganz besonderer Moment, den wir wohl nie vergessen werden. So oft hat man diese Statue schon im Fernsehen oder auf Bildern gesehen, nicht zuletzt 2014 bei unserem großen WM Fußball-Märchen. Jetzt stehen wir hier und erleben live wie mächtig und erhaben der Redentor über Rio wacht.
Danach ging es mit der Bahn wieder zurück in die Stadt - und mit dem Uber weiter zum Strand. Erst zur Copacabana, danach zum Ipanema Beach. Beide sind wie erwartet sehr touristisch und erinnerten uns an den Waikiki Beach auf Hawaii. Sehr berühmt, sehr touristisch und irgendwie überbewertet. Schön zu sehen war dennoch, wie viele einheimische den Tag mit Fußballtennis verbrachten oder anderweitig mit einem Fußball spielten.
Da wir bis zum Start unserer gebuchten Tour durch die Favela Santa Marta noch etwas Zeit hatten, machen wir noch einen schnellen Abstecher (besser gesagt eine Uber Fahrt durch die ganze Stadt) zum Maracana Stadion. In Gedanken bei den glorreichen Weltmeister-Zeiten, die leider weit in der Vergangenheit liegen, versuchten wir einen Blick / Weg ins Innere zu finden. Da aber an dem Tag ein Konzert war, begnügten wir uns mit einem Blick von außen und verbrachten die restliche Zeit auf einem Spielplatz.
Um 14 Uhr ging es dann los. Neben uns waren nur noch 3 weitere Personen dabei. Unser Guide machte uns schnell mit den Regeln vertraut. Es gab einige Stellen, an denen wir unter keinen Umständen Bilder machten sollten. Er sagte, dass wir dann schnell sehen werden warum das so ist. Der Zugang zur Favela Santa Marta erfolgt über eine kleine Straße, die von der Hauptstraße abgeht. Am Ende dieser ca. 200m langen Straße ging es nur noch zu Fuß weiter, da die am Berg liegenden Favelas ausschließlich aus Treppen bestehen. Offiziell wird in Brasilien von einer Favela gesprochen, wenn die Häuser der Siedlung selbst von den darin wohnenden Menschen gebaut werden und mindestens 51 Häuser existieren. Eine Favela ist nicht (wie viele von uns denken) ein Ort an dem nur arme und kriminelle Menschen leben. Viele hier Lebende haben einen ganz normalen Beruf in Rio und ein sehr geregeltes Leben. Trotzdem sollte man niemals ohne eine ortskundige Begleitung hier herum laufen. Denn jede Favela wird von einer Gang „regiert“, die offenkundig ihre „Macht“ zur Schau stellt. Illegaler Drogenhandel steht hier auf der Tagesordnung. Während der WM und Olympia gab es Bemühung seitens der Polizei für Ordnung und Recht in den Armutsgebieten zu sorgen. Dies hielt aber nicht lang an, sodass man hier vergeblich nach offiziellen Gesetzeshütern sucht. Wir mussten zum Glück nicht den ganzen Weg nach oben laufen. Santa Marta hat eine eigene Zahnradbahn, die in 5 Stationen die Menschen von der Zugangsstraße nach oben bringt. Bei der Mittelstation angekommen bot sich uns ein skurriles und surreales Bild, welches schnell erklärte, wieso wir hier keine Fotos machen durften. Neben uns standen 3 Männer. 2 mit Maschinengewehr, einer mit Pistole. Ob sie bei den dicken Joints noch all ihre Sinne beisammen hatten, bleibt offen. Während einer wild mit seinem Gewehr herumspielte ließ direkt daneben ein kleiner Junge einen Drachen steigen, als wäre es völlig normal neben schwer bewaffneten Männern zu spielen. Aber genau das scheint es zu hier zu sein. Trotz des etwas mulmigen Gefühls stellt sich bei mir eine Art Faszination ein. Denn beim Gang durch die verwinkelten Treppengassen sahen wir immer wieder Szenen von Zusammenhalt, Freude und Glück. Kinder die auf einem der selbstgebauten Fußballplätze spielen. Kleine Bars direkt an den herunter führenden Treppen an denen sich Menschen um einen kleinen Fernseher versammelten und Fußball schauten. Spielende Kinder, die fröhlich lachten. Eine kleine Grillparty auf dem Michael Jackson Platz (auch hier in der Favela entstanden Szenen zu seinem Musikvideo „They don‘t care about us“). Immer wieder herzliche und nette Begrüßungen, wenn Bewohner unseren Guide trafen. Und trotzdem ist es unvorstellbar, dass in einem so großen Haufen Müll und Dreck Menschen leben und Kinder groß werden müssen. Dieser Ausflug war für uns alle sehr bewegend und prägend. Wir sind sehr froh, dass wir diese Erfahrung machen konnten.
Danach ging es auf schnellstem Weg zurück zum Schiff. Zum Glück ging alles gut, sodass wir knapp 30 Minuten vor der Frist wieder an Bord waren.
Nach sehr schönen Tagen und vielen tollen Momenten in Brasilien geht es für uns nun weiter nach Uruguay. Und das ist nicht selbstverständlich. Kurzzeitig mussten wir um den Stopp in Montevideo aufgrund eines Sturmtiefs in der Bucht bangen. Dieses hat sich glücklicherweise aber wieder etwas beruhigt, sodass wir wie geplant das nächste neue Abenteuer unserer Weltreise ansteuern können.Read more
Traveler
….tolles Photo 👍
Traveler Danke für den wirklich ausführlichen Bericht…da „moose“ ich schon nicht mehr hin! 😉😘🙋♂️🦌