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  • Day 108

    Franz Josef Glacier, 11./12.12.2018

    December 13, 2018 in New Zealand ⋅ 🌧 15 °C

    Am Dienstagmorgen ging es schon sehr früh weiter für uns. Eine lange Busfahrt lag vor uns. Die Strecke führte uns zunächst durch die "Buller Gorge", eine von Regenwald umgebene Schlucht, bevor wir die Westküste der Südinsel erreichten. Hier gibt es wunderschöne Buchten und kilometerlange Sandstrände, die von schroffen Felsen umsäumt sind. Leider regnet es hier überdurchschnittlich oft, da es keine bedeutend großen Landmassen zwischen Afrika und Neuseeeland gibt, sodass die Westwinde, die von Afrika nach Neuseeland wehen, unheimlich viel Wasser ansammeln und alles an der Westküste abregnen.
    Einen Stopp haben wir in Punakaiki (Maori = "ganz viel Essen") eingelegt, wo sich die berühmten "Pancake Rocks" befinden. Diese Felsen sehen in der Tat aus, als würden sie aus Stapeln von hunderten dicken Pfannkuchen aufgebaut sein. Dies ist das Resultat von abgestorbenen Pflanzen- und Tierresten, die im Laufe von Millionen von Jahren auf den Meeresboden sanken und von Schlamm und Ton bedeckt wurden, sodass sie schließlich zu Stein gepresst wurden. Infolge von Plattenbewegungen wurden die verschiedenen Schichten nach oben gedrückt, bis sie ihre heutige Höhe erreicht haben und nun weit aus dem Wasser ragen. Sehr schön anzuschauen, besonders, wenn das Meerwasser an den Felsen brandet und hochspritzt.
    Nach einem weiteren Stopp in Hokitika in einer "Greenstone"-Fabrik und einer insgesamt sehr langen Busfahrt (was immer sehr anstrengend ist, weil man von den unzähligen Schlaglöchern, in den kurvigen Highways, die einen teilweise einige Zentimeter aus dem Sitz herausheben, gut durchgeschüttelt wird) sind wir abends schließlich im Franz Josef Village angekommen, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen wollten.
    Nach einem all-you-can-eat Pizzafest bin ich müde in mein Bett gefallen, bevor es am nächsten Tag für mich auf den Franz Josef Gletscher gehen sollte.
    Der Gletscher ist ein Talgletscher, beginnt daher schon in 700 Meter Höhe über dem Meerespiegel und hat eine Ausdehnung von ca. 10 Kilometern. Einst war er viel größer, infolge der Klimaerwärmung schmelzen jedoch jährlich große Mengen des Eises, sodass er in ca. 20 Jahren komplett verschwunden sein soll.
    Erreichbar ist der Gletscher nur mittels einem Helikopter. Für mich war es der Helikopterflug etwas ganz Besonderes, ich saß zum zweiten Mal in meinem Leben in einem Helikopter. Der Flug dauerte nur ca. 5-10 Minuten und führte uns zwischen Bergen hindurch, hoch über dem Franz Josef-Tal, was einen wunderschönen Ausblick bot. Wir hatten allerdings total Glück - aufgrund des bewölkten und regnerischen Wetters stand es bis zur letzten Minute nicht fest, ob wir wirklich zum Gletscher fliegen konnten. Tatsächlich war unser Helikopter der allerletzte für diesen Tag, der Touristen auf das Eis geflogen hat - alle weiteren Flüge wurden storniert. Für eine Weile konnte überhaupt nicht mehr geflogen werden - somit saßen wir erstmal auf dem Eis fest, uns wurde auch erzählt, dass wir im schlimmsten Fall in einem Notfallcamp hier auf dem Gletscher übernachten müssten.
    So weit ist es allerdings dann doch nicht gekommen. Stattdessen konnten wir eine wundervolle Wanderung über bizarre Eismassen genießen, ausgestattet mit wasserfester Kleidung und Haken an den Schuhen, die uns einen guten Halt auf dem Eis geboten haben. Kalt war es zum Glück nicht wirklich, nur ca. 5 Grad kälter als im Tal. Umgeben von dem ganzen Eis hat man sich jedoch trotzdem wie im Winterurlaub gefühlt.
    Drei Stunden lang wurden wir von einer sehr netten Frau über den Gletscher geführt, die uns mit einer Art Axt den Weg frei geschlagen hat. Da der Gletscher sich so schnell verändert und schmiltzt, werden die Routen alle paar Tage ein bisschen verändert. An diesem Morgen hatte sich sogar ein kleiner Tunnel ergeben, durch den wir uns an einem Seil nach unten abseilen konnten.
    Für mich war es das erste Mal auf einem Gletscher, ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Die teilweise sogar blau schimmernden Eismassen, die sich in dem verschiedensten Formen auftürmten waren einfach wunderschön. Allerdings konnte man problemlos die Folgen der Klimaerwärmung sehen: einige Male mussten wir über kleine Bäche steigen, überall gab es kleine Wasserfälle - der Gletscher schmilzt unglaublich schnell.
    Nachdem uns der Hubschrauber später wieder abgeholt hatte, konnten wir uns noch in den angrenzenden heißen Pools aufwärmen. Nach den letzten Tagen am Strand, war dieser Stopp auf jeden Fall mal was ganz Anderes!
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