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  • Day 151

    Pukekawa, 18.01 - 24.01.2019

    January 25, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 23 °C

    Zwei Wochen, zwei Ponycamps und ein stressiges Turnierwochenende später hatte ich nun endlich die Möglichkeit, die Thomas-Familie, der die Pferdefarm hier gehört, besser kennenzulernen. Die letzten Tage und Wochen waren einfach so voll, dass kaum Zeit blieb, das Familienleben wirklich zu erleben. Dieses lässt sich auf jeden Fall als sehr beschäftigt, chaotisch, aber vor allem herzlich beschreiben. Mit drei Kindern im Haus ist es nie ruhig, ebenso wird nicht viel Wert auf Ordentlichkeit gelegt, was aber niemanden zu stören scheint. Obwohl (oder gerade weil) 13 Pferde auf der Farm stehen, hat die Familie nicht viel Geld zur Verfügung, oft fallen die Wörter "Geld", "(zu) teuer", und ähnliches in alltäglichen Konversationen.Trotzdem lebt sie auf einer Traumfarm, sie ist ziemlich groß, die Ställe sind direkt hinter dem Haus (perfekt um mal schnell im Pyjama die Pferde zu besuchen) und hat sogar eine eigenen Reitplatz, auf dem die Hühner gerne nach Körner picken. Das Einzige, was ich nicht so toll an ihrem Lebensstil finde, ist der 24/7 laufende Fernseher, ständiges Fastfood und dass die Kinder ihre kompletten Ferien mit Computerspielen verbringen.
    Was jedoch super ist: Meine Hauptaufgabe ist Reiten! Oftmals verbringe ich den ganzen Tag im Stall, sattele, reite, wasche, füttere und miste die Pferde. Neben regelmäßigen Springeinheiten reiten die Familienmutter Mel und ich oftmals auf der Nachbarfarm aus, die so riesig ist, dass man wahrscheinlich eine Kleinstadt darauf unterbringen könnte. Hier durfte ich sogar schon die Kälber vom Pferd aus zum nächsten Paddock treiben - Cowboyfeeling pur. Die Farm gehört einem älteren Ehepaar, die diese komplett alleine bewirtschaften. Nebenher haben sie trotzdem noch Zeit, die Familie hier mindestens einmal täglich zu besuchen, mir Gemüse aus ihrem Gemüsebeet zu bringen und mich mit "Cream Buns" zu versorgen.
    Insgesamt bin ich hier sehr glücklich, ebenso ist die Familie sehr zufrieden mit mir, sodass sie mir angeboten haben, länger als die geplanten wenigen Wochen zu bleiben. Ich wollte das Angebot zunächst aus dem einzigen Grund, dass ich hier kein Geld für meine weiteren Reisepläne verdienen kann, nicht annehmen. Also hat mir Mel kurzerhand einen Job bei einer benachbarten Farm organisiert, wo ich seit dem jeden Tag ein paar Stunden arbeite. Diese gehört einem deutschen Ehepaar, das vor 38 Jahren nach Neuseeland ausgewandert ist und sich auf der 100.000 Quadratmeter großen Farm den Traum eines riesigen Pflanzengarten mit vielen tropischen Arten zu erfüllen. In der Tat fühlt man sich hier zwischen Bambus- und Eukalyptusbäumen, Bananenpflanzen und hunderten Promelien (Ananasgewächse) wie im Dschungel. Meine Aufgabe ist es, die total zugewachsenen Wege zwischen den Pflanzen wiederherzustellen, sowie die teilweise äußerst wertvollen Promelien von dem wuchernden Unkraut zu befreien. Unterhalten werde ich oftmals von dem Eigentümer Hawi, der mir auf deutsch täglich Biologieeinheiten über seine Pflanzen hält, ebenso von den freilaufenden Hühnern, die immer mal wieder ihre Köpfe durch irgendwelche Pflanzenwedel stecken.
    Auch ansonsten habe ich sehr viel Programm. Neben den täglichen Reiteinheiten auf der Farm waren wir am Dienstag im örtlichen Ponyclub, um bei einem Cross Country-Training über natürliche Hindernisse teilzunehmen. Für mich war es das erste Mal, somit hatte ich umso mehr Spaß daran, mit Smokey über Baumstämme und Reifen zu springen sowie über Wiesen und durchs Wasser zu galoppieren. Außerdem durfte ich am Mittwoch Natalea (das Mädchen, mit dem ich mich bei dem ersten Ponycamp angefreundet habe) besuchen. Den ganzen Nachmittag haben wir damit verbracht, mit ihren zwei Pferden Barrelracing und Springen zu üben und hatten superviel Spaß zusammen.
    Zudem wird momentan das Haus renoviert, ich wurde dabei voll in die Streicharbeiten eingespannt. Diese sollten abgeschlossen sein, bevor diese Woche ein neuer Teppichboden verlegt werden sollte (was ich sehr bedauere, da wir die letzten Wochen einfach mit Reitstiefeln durchs Haus spazieren durften). Was macht eine pferdeverrückte Familie, bevor ein neuer Teppich kommen sollte? Genau, sie bringt ein Pony ins Haus und weckt damit die Kinder auf. Die kleine Pippa war natürlich begeistert mit einer Pferdenase im Gesicht aufzuwachen und ist direkt vom Bett aus auf das Pony geklettert und durchs Haus geritten.
    Langeweile ist hier demnach definitiv ein Fremdwort.
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